„Die Gemeinde ist damit überfordert“, befürchten die beiden. Der Komplex, so ihre Sorgen, werde eher Wellnesslandschaft als Gesundheitszentrum. Bürgermeister Höß weist die Kritik dagegen zurück.
Das Jod-Schwefelbad-Areal mit dem geplanten Thermenkomplex rund um Hotel und Gesundheitszentrum könnte die Zukunft von Bad Wiessee entscheidend prägen.
Dieser Meinung sind Bürgermeister Peter Höß und der gesamte Gemeinderat. Doch es gibt auch Zweifel an dem Großprojekt. Nicht nur die Junge Union Bad Wiessee setzt sich für den Erhalt des jetzigen Badeparks ein und betont: “Die Einheimischen brauchen keine Therme.” Auch zwei langjährige Gäste formulieren ihre Bedenken in einem ausführlichen Leserbrief.
Übernimmt sich Bad Wiessee?
Prof. Dr. Helga Lemke und Sabine Crone kommen seit Jahrzehnten nach Bad Wiessee ins Jodschwefelbad. Sie finden, dass sich die kleine Gemeinde bei diesem Projekt finanziell übernimmt. “Die sollen die Kirche im Dorf lassen.”
Zudem nehmen die beiden nicht an, dass die gewünschte Klientel wie geplant nach Bad Wiessee strömen wird, sondern es die Kundschaft eher ins „noblere“ Rottach-Egern zieht, wie Crone erklärt:
Denn die wollen auch toll einkaufen und entsprechende Läden haben und tolle Restaurants.
Ein entsprechendes Ambiente um den Komplex herum sei wichtig. „Ich kann nicht ein Schloss hinstellen, und nix ist drumherum.“ Außerdem stört die beiden Damen, dass sich die Gemeinde einen Stararchitekten geleistet hatte. “Wozu brauchen die einen Stararchitekten, einer von hier – das wäre normal und passend.”
Ihre größte Befürchtung: In den Plänen kommt das Gesundheitsangebot zu kurz. Gerade die 87-jährige Helga Lemke, die seit 1983 nach Bad Wiessee kommt, wäre laut ihres Augenarztes bereits erblindet, würde sie nicht zweimal jährlich ins Jodbad zur Behandlung kommen.
Als langjährige Gäste finden Lemke und Crone es auch verwerflich, dass das Haus des Gastes als Anlaufstelle für Touristen geschlossen werden soll. Ab März 2014 werde es keinen Aufenthaltsraum, keine Konzerte und keine Bücherei geben. Vor allem ein Rückzugsraum für schlechtes Wetter fehle dann in Wiessee komplett, was die alten Damen sichtlich stört:
So fühlen wir uns nicht mehr willkommen. Das vergrault die Gäste.
Über das Thema hatten sie laut ihrer Aussage bereits mit Bürgermeister Peter Höß gesprochen. Doch der Rathaus-Chef steht hinter den Plänen für die neue Therme. Einerseits kann Höß zwar die Bedenken gerade älterer Leute verstehen. Vor allem die großen Veränderungen führten oft zu Befürchtungen.
Zur Schließung des Haus des Gastes verweist er jedoch auf den Gasthof zur Post, der sich zum Bürgerzentrum entwickeln soll und in dem Gäste all das finden werden, was Lemke und Crone in ihrem Schreiben vermissen. „Wir haben konstruktive Gespräche mit dem Gasthofbetreiber geführt“, ist Höß überzeugt.
Auch zu den weiteren Bedenken, die im Leserbrief aufgeführt sind, hat Höß Antworten. „Wir haben das Jodschwefelbad gekauft, weil das seit Langem unser Wunsch war.“ Man müsse Mut beweisen, so der Wiesseer Bürgermeister. „Auch die Holländer, die vor 100 Jahren zu uns kamen, haben das getan.“
So habe man laut Höß auch bewusst einen Stararchitekten ausgewählt, um in entsprechende Fachzeitschriften zu kommen, wodurch eventuelle Geldgeber auf das Projekt aufmerksam werden. Denn die Gemeinde werde die Kosten für das Projekt nicht selbst stemmen.
Attraktive Zielgruppe
Angesprochen fühlen mit dem Angebot des Thermenkomplexes sollen sich jedoch nicht nur „Bessergestellte“, sondern alle Bürger. Das Gesundheitszentrum soll in etwa dieselben Angebote anbieten wie derzeit. Alles werde mit modernster Technik ausgestattet. „Es wird Augenkuren, Wannenbäder und Inhalationen geben“, so Höß.
Auch die Preise sollen, so das Versprechen des Bürgermeisters, bezahlbar bleiben. Dabei wirkt Höß optimistisch. Für ihn gehe mit dem Projekt ein langgehegter Wunsch in Erfüllung.
Wir sind ganz sicher, dass das funktionieren wird. Und wenn das eine (die Therme) kommt, kommt das andere (das Umfeld) dann automatisch dazu.
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