Ausbleibende oder zu geringe Unterhaltszahlungen: Was tun?

Etwa 1,5 Millionen Alleinerziehende gibt es in Deutschland. Unglaubliche 50 Prozent davon erhalten keinen Unterhalt durch den Ex-Partner. Bei weiteren 25 Prozent kommt weniger Geld an, als eigentlich vereinbart. 2022 musste der deutsche Staat deshalb mit 2,5 Milliarden Euro in Form des Unterhaltsvorschusses aushelfen – er begleicht also die Rechnung und holt sich – wenigsten theoretisch – das Geld beim säumigen Elternteil zurück.

Für betroffene Alleinerziehende ist das jedoch trotz dieser Unterstützung meist ein Umstand, der ihre sowieso schon strapazierte finanzielle Leistungsfähigkeit nochmals verschlimmert. Zumal es kein Dauerzustand ist. 2022 gelang es dem Fiskus gerade einmal, sich ein knappes Fünftel der 2,5 Milliarden Euro von den Unterhaltspflichtigen zurückzuholen. Bloß: Was kann man tun, wenn der Ex-Partner gar nicht mehr oder nur noch teilweise zahlt?

Offenes Gespräch suchen

Nicht immer muss bei offenen Unterhaltszahlungen böser Wille oder gar echter Unterhaltsbetrug im Spiel sein. Der erste Schritt bei Problemen mit Unterhaltszahlungen sollte daher der Versuch sein, das Gespräch mit dem unterhaltspflichtigen Elternteil zu suchen.

Ein ehrlicher und offener Austausch kann Missverständnisse klären und möglicherweise zu einer einvernehmlichen Lösung führen. Es ist wichtig, klare Erwartungen zu kommunizieren und gemeinsam nach Möglichkeiten zu suchen, die finanzielle Situation zu verbessern.

Rechtliche Beratung in Anspruch nehmen

Eine fundierte rechtliche Beratung ist unerlässlich, um die eigenen Rechte und Ansprüche genau zu kennen. Rechtsanwälte, die auf Familienrecht spezialisiert sind, können wertvolle Unterstützung bieten, indem sie den rechtlichen Rahmen erklären und bei der Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen helfen. Sie können auch dabei unterstützen, die notwendigen Dokumente korrekt vorzubereiten und einzureichen.

Detektivische Unterstützung nutzen

Ein Problem bei ausbleibenden Unterhaltszahlungen besteht darin, dass es für Versierte verschiedenste Möglichkeiten gibt, Einkünfte zu verschleiern – ja vielleicht sogar in Gänze „abzutauchen“, um für den Ex-Partner oder die Ämter nicht mehr greifbar zu sein.

Sofern ein begründeter Verdacht besteht, kann es deshalb ratsam sein, eine Detektei aus München einzuschalten. Entweder, um den säumigen Elternteil aufzuspüren oder einen Einblick in seine tatsächlichen finanziellen Verhältnisse zu bekommen.

Dabei bitte bedenken: Die Behörden sind mit solchen Fällen jetzt schon teilweise rettungslos überlastet. Allein auf ihre Nachverfolgungen zu vertrauen, kann Jahre dauern und dennoch fruchtlos bleiben.

Gerichtliche Schritte erwägen

Wenn eine einvernehmliche Lösung nicht möglich ist, kann der Gang zum Familiengericht notwendig werden. Das Gericht kann verbindliche Unterhaltsansprüche festlegen und deren Durchsetzung anordnen.

Dazu gehört beispielsweise die (erneute) Festsetzung des zu zahlenden Betrags und die Bestimmung von Zahlungsfristen. Es ist wichtig, alle erforderlichen Unterlagen sorgfältig vorzubereiten und fristgerecht einzureichen, um den Prozess zu beschleunigen.

Unterstützung durch das Jugendamt nutzen

Das Jugendamt bietet vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten für betroffene Familien. Neben der rechtlichen Beratung kann das Jugendamt auch finanzielle Hilfen vermitteln und als Vermittler zwischen den Elternteilen fungieren.

Zudem stellt es Informationen zu weiteren sozialen Leistungen bereit und unterstützt bei der Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen. Die Inanspruchnahme dieser Dienstleistungen kann eine wertvolle Hilfe sein, um finanzielle Engpässe zu überwinden.

Staatliche Leistungen beantragen

Neben den Unterhaltszahlungen gibt es verschiedene weitere staatliche Leistungen, die zur finanziellen Entlastung beitragen können. Dazu gehören

  • das Kindergeld,
  • der Unterhaltsvorschuss sowie
  • Sozialhilfeleistungen.

Der Unterhaltsvorschuss kann immer dann beantragt werden, wenn der unterhaltspflichtige Elternteil nicht zahlt, weniger als vereinbart zahlt oder die Zahlungen unregelmäßig sind. Ansprechpartner hierfür ist abermals das für den Wohnort zuständige Jugendamt.

Beratung durch spezialisierte Organisationen

Es existieren zahlreiche Organisationen und Beratungsstellen, die sich auf das Thema Unterhalt spezialisiert haben. Diese bieten nicht nur rechtliche Beratung, sondern auch emotionale Unterstützung und praktische Tipps zur Bewältigung der finanziellen Herausforderungen.

Beispielsweise bieten Väterberatungen und Frauenberatungsstellen spezifische Hilfestellungen, während Familienberatungszentren umfassende Unterstützung bieten. Solche spezialisierten Organisationen sind wertvolle Ansprechpartner, die individuell auf die Bedürfnisse der betroffenen Eltern eingehen.

Eigene Finanzplanung optimieren

Der Ex mag nicht zahlen, doch das Geld muss irgendwie vorhanden sein. In diesem Fall sind Eltern gut beraten, die vorhandenen Mittel effizienter zu nutzen. Durch die Erstellung eines Haushaltsplans lassen sich Einnahmen und Ausgaben besser überblicken und Prioritäten setzen.

Aufbau eines Notfallfonds

Ein finanzieller Puffer kann in Krisenzeiten eine wichtige Sicherheitsreserve darstellen. Der Aufbau eines Notfallfonds ermöglicht es, unerwartete Ausgaben zu decken und gibt ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit. Auch kleine, regelmäßige Beiträge können über die Zeit eine bedeutende Summe ergeben. Ein Notfallfonds hilft, finanzielle Engpässe abzufedern und reduziert die Abhängigkeit von externen Unterstützungsmöglichkeiten in schwierigen Zeiten.

Unterstützung durch Familie und Freunde

Neben institutionellen Hilfen kann auch das persönliche Umfeld eine wichtige Rolle spielen. Unterstützung durch Familie und Freunde kann sowohl emotional als auch finanziell entlastend wirken. Es ist wichtig, sich nicht zu scheuen, Hilfe anzunehmen und offen über die eigenen Schwierigkeiten zu sprechen. Gemeinschaftliche Unterstützung kann den Druck mindern und neue Perspektiven eröffnen.

Schuldenmanagement und -beratung

Sollten aufgrund unzureichender Unterhaltszahlungen bereits Schulden entstanden sein, ist es ratsam, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Schuldnerberatungsstellen bieten Unterstützung bei der Erstellung eines Schuldenmanagementplans und helfen dabei, Wege aus der Schuldenfalle zu finden. Durch eine gezielte Beratung können Schulden abgebaut und die finanzielle Situation stabilisiert werden.

Nutzung von Sozialdiensten und Wohlfahrtsorganisationen

Sozialdienste und Wohlfahrtsorganisationen bieten zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten für betroffene Familien. Diese Einrichtungen können finanzielle Hilfen bereitstellen, bei der Vermittlung von Unterstützungsleistungen helfen und praktische Hilfe im Alltag anbieten. Die Inanspruchnahme solcher Angebote kann die finanzielle Belastung mindern und zusätzliche Ressourcen bereitstellen.

Selbsthilfegruppen beitreten

Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu finden. Der Austausch von Erfahrungen und Tipps kann wertvolle Hilfestellungen bieten und außerdem zeigen, dass man nicht allein ist. In Selbsthilfegruppen können Eltern Strategien entwickeln, um mit den finanziellen Herausforderungen umzugehen, und sich gegenseitig motivieren und unterstützen.

Nutzung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen

Bildungs- und Betreuungseinrichtungen können zusätzliche Unterstützung bieten, indem sie kostengünstige oder kostenlose Angebote für Kinder bereitstellen. Kindertagesstätten, Schulen und andere Bildungsinstitutionen bieten oft Programme an, die sowohl die Entwicklung der Kinder fördern als auch die finanzielle Belastung der Eltern reduzieren können. Durch die Nutzung dieser Angebote können Eltern finanzielle Mittel einsparen und gleichzeitig die bestmögliche Betreuung für ihre Kinder sicherstellen.

Langfristige Finanzstrategien entwickeln

Neben den kurzfristigen Maßnahmen ist es wichtig, langfristige Strategien zu entwickeln, um die finanzielle Stabilität der Familie zu sichern. Dies kann durch den Aufbau eines Notfallfonds, die Planung für die Ausbildung und das Studium der Kinder oder durch Investitionen in die eigene berufliche Qualifikation erreicht werden. Eine vorausschauende Finanzplanung ermöglicht es, auch zukünftige Herausforderungen besser zu bewältigen und die finanzielle Grundlage nachhaltig zu stärken.

Fazit

Ausbleibende oder zu geringe Unterhaltszahlungen stellen betroffene Eltern vor komplexe Herausforderungen, die sowohl finanzielle als auch emotionale Belastungen mit sich bringen. Durch eine Kombination aus direkter Kommunikation, rechtlichen Maßnahmen, staatlicher Unterstützung und gezielter Finanzplanung lassen sich jedoch effektive Wege finden, um die finanzielle Sicherheit der Kinder zu gewährleisten.

Es ist dabei vor allem essenziell, sich frühzeitig Unterstützung zu suchen und alle verfügbaren Ressourcen zu nutzen, um die bestmögliche Lösung für die Familie zu erreichen – nötigenfalls ohne Rücksicht auf den unterhaltspflichtigen Ex-Partner. Mit den vorgestellten Ansätzen und Strategien können betroffene Eltern die Situation meistern und eine stabile Grundlage für die Zukunft ihrer Kinder schaffen.

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