Die 78 Männer von der Rottacher Bergwacht sind stets Helfer in der Not. Keine leichte Aufgabe bei jährlich über 200 Einsätzen alleine im Tal.
Die Dienstabende in der Berwachthütte am Rottacher Kalkofen sind lehrreich für die Männer von der Bergwacht. „Jeden Freitagabend ist Fortbildung angesagt“, berichtet Rainer Motzet. Seit Mitte November gilt der Ausbildungsplan für den Winter. Die Altmannschaft bekommt Lawinenkunde, Verhalten im Gelände, Funktechnik, Kommunikation, Medizinische Grundlagen und Naturschutz gelehrt.
Theorie, Praxis und Equipment
Besonders wichtig ist die Wissensvermittlung für die Youngsters. Ab 16 Jahren darf man aktiv bei der Bergwacht mitmachen. Die Ausbildung ist umfangreich und dauert zwei Jahre. Zusätzlich zu den Themen, die auch die Älteren vermittelt bekommen, ist für die Einsteiger der Rettungsdienst wichtig. So lernt man etwa an den Reanimationspuppen, wie man einen Verunglückten beatmen oder reanimieren kann.
Praktische Übungen im Gelände ergänzen die Theorie. Dazu geht es in die Berge vor der Haustür, aber auch in neue Gebiete, etwa ins Hochgebirge zur Goldberggruppe, wie Motzet erzählt. Sich im Gelände richtig zu bewegen oder zu wissen, wie man im Biwak eine Nacht draußen übersteht, ohne zu Erfrieren, ist genauso wichtig wie perfektes Skifahren in unwegsamem Gebiet. Damit man körperlich stets fit bleibt, gibt es die Ausbildungstouren für Alt und Jung.
Dass die Bergwacht auch jede Menge technisches Equipment benötigt, versteht sich fast von selbst. Gerade sind die Männer dabei, die sogenannten „Akias“, also die bootsförmigen Transportschlitten, mit denen Verletzte vom Berg gebracht werden herzurichten. „An der Sutten sind schon zwei“, weiß Motzet. Auf den Wallberg kommen zwei, auf den Hirschberg sowie auf den Sonnenbichl zwei weitere.
Carbon trotz Kondition
Den ganzen Winter lagern sie oben am Berg, damit sie – sollte ein Einsatz vonnöten sein – gleich benutzt werden können. Die Akias enthalten die oft lebensrettenden Notfallrucksäcke mit Medikamenten und sonstigem Rettungsmaterial. Dass die Ausstattung zum Beispiel auch temperiert sein muss, weiß nicht jeder, könnte aber lebensrettend sein, wie die Retter wissen. „Mit einer eingefrorenen Infusion kann man nichts anfangen“, so der Vize-Bereitschaftsleiter.
Ergänzend zu der bereits vorhandenen Ausstattung bekamen die Retter jüngst fünf Sauerstoffflaschen vom Notarztförderverein. Der Vorsitzende Peter Friedrich Sieben übergab die Flaschen zusammen mit seinem Vorstandskollegen Michael Marx an die Bergwacht. „Wir möchten damit der Bergwacht genau vor der Wintersaison einen Wunsch nach Verbesserung der Notfallausrüstung erfüllen“, so Sieben. „Das steigert die Sicherheit in unserer Region sowohl für Einheimische und Gäste.“
Eingesetzt werden die Sauerstoffflaschen in speziellen Rucksäcken im Einsatzfahrzeug und im Skigebiet Sutten. Der besondere Vorteil der neuen Flaschen aus Carbon ist, dass diese viel leichter sind als die bisherigen aus Stahl oder Aluminium. Denn das Equipment müssen die Männer ja selber tragen. Da macht es schon was aus, dass die Flaschen nun rund 70 Prozent leichter sind.
Zusätzlich fassen sie auch mehr Inhalt. „Bei zwei Sauerstoffflaschen je Spezialrucksack ist es ein Mehr von 400 Liter Sauerstoff, da muss man nicht mal ein Gedanke an das Gewicht verschwenden um die klaren Vorteile zu sehen“, so Rettungsdienstleiter Wolfgang Becker bei der Übergabe. Das zu betreuende Gebiet ist weitläufig und bergig. Es umfasst alle fünf Talgemeinden sowie die Gemeinde Schaftlach-Waakirchen. In der Regel sind jährlich etwa 220 bis 240 Einsätze zu leisten.
Die Bergwacht sucht übrigens stets weitere Ehrenamtliche, um die Arbeit auf noch mehr Schultern verteilen zu können. Interessierte sind herzlich willkommen zu den Aktiventreffen dazuzustoßen: Jeden Freitag um 20 Uhr in der Rettungswache am Kalkofen 2. Denn wie gesagt, das Gebiet der Bergwacht im Tegernseer Tal ist groß.
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