Als Name für die Gemeinschaft, die sich der Erhaltung der Volkstracht verschrieben hatte, wurde „Die Wallberger“ angenommen. Heutzutage ist der Verein vor allem bekannt für sein traditionelles Waldfest.
Als eine der ersten „Amtshandlungen“ lag die Besprechung der Hutfrage an. Hutmacher Simmeth wurde am 2. April 1889 mit dem Muster des alten Tegernseer Hutes beauftragt.
Die Mitglieder des Vereins waren aber nicht nur bestrebt, die „in unserm Theil des bayerischen Gebirges übliche Volkskleidung wieder mehr in Aufnahme zu bringen, sondern auch dem Zitherspiel wieder eine allgemeine Verbreitung zu verschaffen und den einheimischen Gesang und Tanz zu pflegen“. Dabei zählte man auch darauf, dass die Erhaltung der Gebräuche auch den königlichen Hoheiten gefallen würde.
Königliche Unterstützung
Mit Erfolg – so schrieb Freiherr Freyschlag von Freyenstein an den Verein zurück: „Dem Ausschusse des Vereins habe ich die Ehre, zu erwidern, daß Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent von den Mittheilungen über Bildung und Zweck des Vereins wohlgefälligst Kenntnis zu nehmen geruhten und dessen Bestrebungen, insbesondere für Erhaltung der altbayerischen Volkstrachten besten Erfolg wünschen lassen.“
Zudem wurden Adelige auch gleich selbst Mitglieder. Beispielsweise die königlichen Hoheiten Herzog und Frau Herzogin Carl (1892).
Nationaltanz fördern
1898 konnte man dann die ersten Früchte der Bemühungen um die Tracht ernten. Bei der Ausschusssitzung am 4. Januar beschloss man, zur Förderung des Schuhplattlers extra Proben zu veranstalten. Die Führung der Plattlergruppe wurde daraufhin Lorenz Holzer übergeben.
Am 17. Februar 1898 fand die erste Veranstaltung – die „Fastnachtunterhaltung“ beim „Bartlmä“ – in Egern statt. Darüber belegen die Aufzeichnungen der Schriftführer: „Die Mühe unseres Mitgliedes Lorenz Holzer, welcher mehrere Burschen zum Plattln abrichtete, war mit Erfolg gekrönt, und wäre nur zu wünschen, dass das Interesse für den schönen, gern gesehenen Volkstanz immer reger werden möchte.“
Erneutes Lob gab es dann bei der Monatszusammenkunft am 21. Juli 1901, als der Schriftführer notierte: „Die Plattler taten dieses mal in vollem Maße ihre Schuldigkeit, und ernteten für ihre Mühe ungeteilten Beifall.“
Ausflüge und Sommerfeste
Mit dem Vereinsziel – der Erhaltung der Volkstracht – waren die Wallberger übrigens nicht allein. Am Mai 1890 fuhr eine Abordnung der Rottacher nach Rosenheim, um sich mit dem dortigen Verein über die Gründung eines Gauverbandes zu unterhalten. „Es fuhren mit dem Frühzug des 1. Juni 1890 6 Herren und 2 Mädchen nach Rosenheim und wurden selbe dort mit Musik empfangen und in die Stadt geleitet.“
Sieht man sich die Vereinswebsite an, so findet man auch Aufzeichnungen über gelungene Sommerfeste. Am 17. August 1890 fand das Fest beim Steinmetz in Tegernsee statt. Hauptunterhaltung waren Zither- und Gitarrenmusik, Tanz sowie die Verlosung von Schmucksachen an die in Tracht erschienenen Mädchen und Frauen.
Zehn Jahre „Wallberger“ und die Waldfestanfänge
Dass die Wallberger gut feiern können, bewiesen sie bei ihrem 10-jährigen Stiftungsfest am 11. August 1899. Auf der Website heißt es:
Kaum hatte das Fest seinen Anfang genommen, erschienen unsere braven Brüder, die Wiener Wallberger. In Mitte des Festes wurde ein brillantes Feuerwerk abgebrannt, und von den Anwesenden mit Beifall aufgenommen. Ringsum war der Festplatz durch Feuerkörbe beleuchtet und mit Wimpeln geziert, so daß das ganze einen erhabenen Eindruck auf den Beschauer machte. Schon vormittags strömten Scharen von Festteilnehmern nach Enterrottach.
Jeden ersten Sonntag fand von Anfang an in den Monaten Mai bis Oktober eine Vereinszusammenkunft statt, zu der auch (Sommer-)Gäste zahlreich erschienen. Der Versammlungsort wurde vom Ausschuss bestimmt und bekannt gegeben. Aus diesen Zusammenkünften entwickelte sich später das Heimatfest der Wallberger in Enterrottach und jetzt im „Lori Feichta“.
Die Waldfestanfänge waren zahlenmäßig wohl nicht mit dem Ansturm der Waldfeste von heute zu vergleichen. Der Spaß am Heimatfest war aber auch damals schon groß. „Der Schuhplattler und deklamatorische Gesangsvorträge wechselten ab und gaben den zahlreich erschienenen Sommerfrischlern ihre Freude über das Zusammengehen des Ganzen kund.“
Geholfen hat bei der Ausrichtung auch sehr das Entgegenkommen von Gastwirt Pichler. Die Kosten der aus Vereinsmitteln bestrittenen Musik betrugen lediglich 40 Mark. Schon damals gab es aber auch eine Sperrstunde – um 8 Uhr abends war Schluss.
Unterhaltungsmöglichkeiten bei den Waldfesten um die Jahrhundertwende waren – neben Musik und Tanz – vor allem lustige Spiele wie Tauziehen, Scheibenstechen, Hosenlaufen, Wurstfangen, Fischerstechen, Sacklaufen, Ringelwerfen, Schubkarrenrennen oder Adlerschießen (auf eine Scheibe gemalt).
Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges zählte das Heimatfest der Wallberger zu den beliebtesten. 1919 ging es dann weiter mit dem von etwa 2.000 bis 3.000 Leuten besuchten Gründungsfest.
Lebensmittel hatten hohen Stellenwert
Dass nach dem Krieg Lebensmittel sehr begehrt waren, zeigte der Andrang beim sogenannten Glücksrad auf dem Fest im Jahre 1920. Auf der Wallberger-Webseite heißt es dazu: „Ein Rad mit Zahlen! Die nach dreimaligem drehen herausgebrachte höchste Ziffer bestimmt den Preis.“ Der originellste Teil davon war jedoch die Preisverteilung, die wie folgt vor sich ging:
- 1. Preis Pfund Butter,
- 2. Preis 8 Eier,
- 3. Preis 1 Fisch,
- 4. Preis 2 Pfund Mehl,
- 5. Preis 5 Eier,
- 6. Preis 1 Almkas,
- 7. Preis 3 Eier,
- 8. Preis 1 Brotwecken,
- 9. Preis 1 Bretze
Die Preise wurden, bis auf die teuersten, gestiftet und hatten eine gewaltige Anziehungskraft. „Mögen diese Zeilen, so scherzhaft sie sind, spätere Generationen Wallberger erinnern, wie die Alten in dieser schweren Zeit Lebensmittel einschätzten!“
Auch der Zweite Weltkrieg brachte eine Pause des Heimatfestes. Nach dem Krieg feierte man dann wieder. Es gab zwei Bühnen: eine für Aufführungen wie Schuhplattler, Figuren- beziehungsweise Heimattänze wie Bandltanz, Steyrer oder Holzhacker, die zweite Bühne stand der Öffentlichkeit zur Verfügung. Zur Abwechslung gab es Volksbelustigungen wie Fisch- und Lanzenstechen, Zwillings-, Eier- oder Stelzenlaufen, Schießstand sowie Glückshafen. So wurde getanzt und geplattelt, und die Jahrzehnte vergingen.
Die neue „Lori-Feichta“-Vereinshütte
Überall wurde ein guter Absatz verzeichnet: an der Bierschenke, dem Hendl-, Würstl-, Schieß- und Limostand. In der Kaffeebude gab es reißenden Absatz, denn über 60 Kuchen und Torten wurden jahrein, jahraus gebacken.
Und so steigerten sich langsam die Gästezahlen (1997: 5.000 Besucher) sowie der Umsatz (1992: 112.000 DM), den die Wallberger für ihre Jugendarbeit verwendeten. Allerdings konnte man sich auch eine neue Hütte leisten. Am 10. August 1980 fand das erste Wallbergerfest an der Valepperstraße im „Lori Feichtach“, der neuen Vereinshütte, statt.
Wenn der Verein im kommenden Jahr also sein 125-jähriges Bestehen feiert, dann darf einerseits mit Stolz zurückgeschaut werden auf das, was war. Gleichzeitig freuen sich die Mitglieder aber auch auf das, was noch kommt.
Geplant ist unter anderem eine ganze Festwoche im September. Dazu kommen einige Veranstaltungen, die das ganze Jahr über an die lange Geschichte der Wallberger erinnern sollen. Und dann ist da auch noch das Waldfest, das traditionell Anfang August über die Bühne geht.
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