Olaf von Löwis steht vor den gemalten Plakaten und freut sich. „Das ist eine ganz tolle Aktion, die Sie hier machen“, sagt er. Sein Lob richtet er an die Schüler der 7a, 8a und 8c der Pasold-Weissauer-Schule, die beim Wettbewerb der Krankenkasse DAK mitgemacht haben. Seinen Dank richtet er an Schulleiter Eberhard Marx, Geschäftsführerin Barbara Bauer-Kurrle und den Kunstlehrer Georg Heidler. Und er sagt weiter: „Mir kommt der Zeitpunkt nicht ungelegen.“
Denn am Mittwoch beginnt das Holzkirchner Frühlingsfest. Für viele Jugendliche bedeutet das nicht unbedingt keusches Händchenhalten im Riesenrad, sondern vielmehr Trinken bis zum Umfallen. Und Holzkirchens junge Generation steht damit nicht alleine da.
Alkohol ist für viele Jugendliche ein Problem
Dass übermäßiger Alkoholkonsum ein gravierendes Problem für viele Jugendliche darstellt, das belegen Statistiken eindeutig. So ist der Missbrauch von Alkohol seit 2000 um ganze 180 Prozent gestiegen: Waren es 2000 noch 9514 junge Menschen unter 20, die aufgrund von Alkohol in Kliniken eingeliefert wurden, waren es 2012 bereits 26.673.
Auch in der Region Miesbach gab es 38 Betroffene, die alkoholbedingten Klinik-Einlieferungen haben hier seit 2001 um 46,7 Prozent zugenommen. Für Stefan Kanwischer von der DAK-Gesundheit Miesbach ist das ein „Alarmzeichen“.
Um ein Zeichen gegen das Rauschtrinken zu setzen, hat die DAK die Präventionskampagne „bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“ ins Leben gerufen. Der Wettbewerb, bei dem Schüler dazu aufgerufen werden, Plakate zum Thema Alkoholkonsum zu gestalten, findet dieses Jahr bereits zum fünften Mal statt. Bundesweit werden mehr als 11.000 Schulen zur Teilnahme eingeladen, davon zahlreiche in der Region Miesbach. Als Schirmherrin unterstützt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, die Aktion.
Heidler, der mit seinen Klassen am Wettbewerb teilgenommen hat, zeigt sich besonders stolz, dass die ersten drei Plätze an seine Schüler gehen. Den dritten Platz belegen die Siebtklässlerinnen Lisa Hund und Katharina Ellerbeck, Zweiter wurde Christian Kovalev, der wie die Erstplatzierte Jennifer Hein die achte Klasse besucht.
Dabei setzt Heidler auf eine langfristige Wirkung der Präventionsmaßnahme. Der Pädagoge betont, dass die Thematik im Unterricht zukünftig auch fächerübergreifend weiterverfolgt werde: „Die Schüler haben hier die Gelegenheit, sich ein breites Basiswissen zum Thema Alkoholmissbrauch anzueignen. Das wird immer wieder abgefragt, zum Beispiel in Erörterungen in den höheren Jahrgangsstufen.“
Die Sinne sollen geschärft werden
Die Sensibilisierung für die Problematik soll von Dauer sein. Darauf setzen auch der Bürgermeister, Kanwischer und die Schulleitung. „Wir wollen euch als Zielgruppe die Sinne schärfen,“ sagt von Löwis, der sich zugleich solidarisch mit den Jugendlichen gibt. Er selbst wisse, dass die Pubertät eine „schlimme Zeit“ sein könne, in der man so manches durchstehen müsse. Dennoch solle man sich von Gruppenzwängen lösen.
Von Löwis sucht sodann das Gespräch mit den Schülern und will wissen, wie sie selbst über das Thema denken. Jennifer Hein erzählt, dass sie sich im Zuge des Wettbewerbs Gedanken über den Einfluss von Alkohol gemacht habe: „Ich habe beiden Seiten auf mein Bild gezeichnet, Spaß und Tod liegen beim Trinken nahe beieinander.“
Auch Marx findet drastische Worte für die Gefahren des Alkohols: „Bitte passt auf mit dem Alkohol“, sagt der Rektor. „Alkohol hat schon ganze Familien und Lebensläufe zerstört.“
Da der leichte Zugang zu Genussmitteln oft ein Mitgrund für übermäßigen Konsum ist, plädiert von Löwis auch an die Verkaufsstellen. Im Vorfeld des Volksfestes hat die Gemeinde Briefe an Geschäfte geschickt und darum gebeten, keinen Alkohol an Minderjährige zu verkaufen bzw. die Vorsichtsmaßnahmen wie Ausweißkontrollen zu verschärfen. „Es ist schlimm, was der Alkohol anrichten kann“, so der Bürgermeister, der auch die Erwachsenen in die Verantwortung nimmt: „Wir sind die Vorbilder“, sagt er.
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