Mit einem spendablen Investment in den goldenen Putto oder ein Stuhlgeld für „an gscheidn Plotz in da Kirch“. Gulden wanderten von der Hirschledernen in den Pfarrrock. Noch heute zeugen Schilder an den Kirchenbänken von dem Reservierungseifer der Oberlandler. „Da Moar von Gmund“, der “Horen Baur“ oder die „Beira von da Neireid“. Quasi die Urväter einer noch heute intensiv gelebten bayerischen Tradition.
Am Lago Bavaria wird durchreserviert, was das Zeug hält. Der eine verbucht den kapitalen Hirsch oder einen Bären namens Bruno auf sein Konto, der andere den exponierten Baugrund, und es gibt Mannsbuider, die lassen sich gleich ein weibliches Wesen als ihre nächste Gattin zurücklegen. Neu ist, dass die Kaderschmieden der visuell gelebten Kultur, nämlich die Trachtenvereine, das bayerische Brauchtum torpedieren.
Zum Beispiel die Hirschbergler. Vorausgegangen war ein klares Statement der Waldfestfreunde: „Auch wenn es manchem als unerklärlich erscheinen mag: Tischreservierungen gab es, gibt es und wird es NIE geben!“, so die digitale Erklärung. Die Vorstandschaft der Trachtler schließt sich dieser Aussage an.
Für den „Moar vo Gräwoid“ ist das keine gute Nachricht. Stelle man sich nur vor, er steht mit seiner Nobelkarosse irgendwo zwischen Holzkirchen und Gmund im Stau. Seine Gattin pudert sich noch das Näschen und hinten in Wiessee fängt die ganze Chose ohne ihn an.
Nein, das geht auf keinen Fall. Lieber 300 Jahre zurück. Man muss sich ja nicht gleich einen Platz im Himmel reservieren, aber eine Bierbank geht immer – genauso wie unsere Ahnen mit einem blechernen Schildchen. Für den „Wurschtmoar Uli von da Wiesseer Höh“ und in kyrillischen Schriftzeichen „Fürn Usmanow von der Rottacher Schanz“. So ist jedes Waldfest gelebte Tradition, geselliges Beisammensein, und die Bänke kann man jedes Jahr wieder verwenden.
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