Einer der Knackpunkte ist die Finanzierung. Dabei besteht akuter Handlungsbedarf.
Bis 2025, und das ist in elf Jahren, möchte die Gemeinde Weyarn ihren Energiebedarf deutlich reduzieren. Für die Gemeinderäte ist also Eile geboten, zumal viele Vorarbeiten zu leisten sind.
Die TU-Studie ist in erster Linie eine Bestandsaufnahme. Der über 150-seitige Bericht ist so detailliert, dass die Daten zum Teil auf einzelne Siedlungen oder sogar Häuser heruntergebrochen werden. Ziel war es, mögliche Energiespar-Potentiale in der Gemeinde aufzuzeigen. So weit die theoretischen Vorlagen. Der nächste Schritt ist die Prüfung der Umsetzbarkeit dieser Anregungen. Konkrete Fakten müssen erarbeitet werden, die Wirtschaftlichkeit muss geprüft werden.
Weyarn muss auf Energie-Mix setzen
Als ein Projekt schlägt der AK Energie vor zu prüfen, ob ein Wasserkraftwerk an der Mangfall Sinn machen würde. Auch die Frage, wie man den Energienutzungsplan in den einzelnen Ortsteilen umsetzen kann, steht auf der Prioritätenliste ganz oben. In den nächsten drei Jahren soll der Fokus darauf gelegt werden, was realistisch wäre.
„In der Gemeinde besteht ein großes Potential für Photovoltaik“, so lautet die gute Botschaft aus der Studie. Allerdings besteht bei der Sonnenenergie ein schwer lösbares Problem: Es gibt viel Strom, wenn die Sonne scheint, aber wenig oder gar keinen Strom im Winter, bei schlechtem Wetter oder in der Nacht.
Für die Gemeinde bedeutet das, in ihrer Strategie auf den richtigen Energie-Mix zu setzen. Windkraft allerdings komme hier nicht in Frage, warnt AK Energie-Leiter Joachim Schwanck, da die Rentabilität durch die neuen Höhe-Regelungen an ihre Untergrenze gelangt ist.
Mitarbeit des Gemeinderats erforderlich
Als Problem entpuppen sich die Kompetenzen. Der Bürgermeister ist sich bewusst, dass er die Ergebnisverantwortung hat. „Es kann aber nicht alles mein Job sein“, betont er und verlangt eine gute Vorarbeit von Seiten des Gemeinderats.
In der Praxis könne das so aussehen, dass die Projekte unter Federführung des Projektleiters vorbereitet werden, dass Empfehlungen ausgesprochen und die Umsetzung koordiniert werden, erläutert Schwanck.
Die Machbarkeitsstudien selbst werden von Expertenbüros erstellt. Fragen der Umsetzung oder der Gründung von Bürgergenossenschaften kämen erst danach. Entschieden wurde, dass der AK Energie die Ausschreibungen der ersten sechs Projekte jetzt vorbereitet.
Finanzierung durch Förderung
Wichtigster Punkt ist nach wie vor die Finanzierung. Die Gemeinde erhält dabei Unterstützung vom Amt für Ländliche Entwicklung. Das sei bereits bei der vorbereitenden Sitzung vom Dezember 2013 beschlossen worden, bestätigt Schwanck. Die Zusage sieht vor, dass die Gemeinde 25 Prozent trägt und das Amt die restlichen 75 Prozent fördert. So wurde es bereits bei der Studie, die mit 50.000 Euro zu Buche geschlagen hat, gehandhabt.
Für die aktuellen Machbarkeitsstudien bedeutet dies, dass die Gemeinde jetzt in dieser frühen Projektphase knapp 30.000 Euro in die Hand nehmen muss. Schwanck: „Wir setzen 29.400 Euro ein, dann hebelt das Amt für Ländliche Entwicklung diesen Betrag, wir bekommen also deutlich mehr.“ Die Förderung läge dann bei rund 100.000 Euro, bestätigt Bürgermeister Wöhr.
Handlungsbedarf bei Photovoltaik-Projekt
Als konkretes Projekt stehen derzeit Überlegungen für eine Photovoltaik-Anlage an dem geplanten Lärmschutzwall an der Autobahn zur Diskussion. Die Frage ist, ob und wann eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wird. Für Betty Mehrer (SPD) muss es hier schnell gehen. Sie erinnert daran, dass „die Studie rechtzeitig genug in Auftrag gegeben werden muss, damit wir in einem Jahr entscheiden können, ob wir mit dieser Idee auf die Direktion der Bundesautobahn zugehen“.
Ihr Kollege von der CSU, Georg Huber, hingegen hält den Zeitpunkt für verfrüht, da die Kosten für die Einspeisung sich innerhalb der nächsten Jahre noch ändern könnten. Für Energiespezialist Schwanck ist dies jedoch kein Grund, eine Vergabe der Projekte jetzt zu verschieben. Denn: „Das ist 2018 genauso“. Da es noch keinen Zeithorizont für den Lärmschutzwall gäbe und der Baubeginn in Höhe Valley nicht vor 2016 erfolgen solle, sei der Zeitpunkt durchaus früh, aber nicht verfrüht, findet Bürgermeister Leonhard Wöhr (CSU).
Die Weichen sind also gestellt, erste Projekte werden in Angriff genommen. Jetzt muss Weyarn nur noch dafür sorgen, dass der Zug „Energiewende“ vollständig und rechtzeitig an seinem Ziel ankommt.
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