Haltestelle in Finsterwald verzögert sich

Aktualisierung vom 14. März 2014 / 10:51 Uhr
Der Bahnhalt an der Gmunder Realschule wird wohl kommen, auch wenn nicht so schnell wie zuerst gedacht. In der Bürgerversammlung erklärte Bürgermeister von Preysing, dass man bereits an der Entwurfsplanung arbeite.

Die Bedenken der Anwohner in der Bernöckersiedlung würden ernst genommen, sagte von Preysing. Eine temporäre Haltestelle sei aber nicht möglich.

Direkt an der neuen Realschule soll die BOB-Haltestelle entstehen.
Direkt an der neuen Realschule soll die BOB-Haltestelle entstehen.

Die Haltestelle Finsterwald wird wohl kommen. Allerdings nicht mehr heuer. Dafür sei es jetzt zu spät, so Tegernsee-Bahn-Chef Heino Seeger. Mindestens neun Monate werde es dauern bis die Planung durch ein auf Eisenbahnthemen spezialisiertes Ingenieurbüro erarbeitet wird. Auch das nötige Planfeststellungsverfahren soll in dieser Zeit abgeschlossen und sämtliche öffentliche Belange eingearbeitet werden.

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An dem Verfahren beteiligt sind auch das Innenministerium, das mittlerweile für Verkehrsfragen zuständig ist, und die Regierung Oberbayerns. Um das Projekt heuer abzuschließen, dafür sei der Zug allerdings abgefahren, so Seeger weiter. Laut einer aktuellen Schätzung dürften die Kosten für die Haltestelle bis zu 120.000 Euro betragen. Zahlen muss die Tegernsee-Bahn-Gesellschaft, die allerdings einen Zuschuss von der Regierung von Oberbayern erhält.

“Lärmtechnisch kein Unterschied”

Die Sorgen der Anwohner um Lärmbelastung der haltenden und anfahrenden Züge sowie um die Lichtbelastung im Bereich der Haltestelle wollen die Verantwortlichen dagegen ernst nehmen. Die Anregungen der Bürger sollen in die Entwurfsplanung miteinfließen.

Demnächst wollen sich Georg von Preysing und Heino Seeger bei einem Ortstermin ein genaueres Bild von der Lärmsituation vor Ort machen. TBG-Chef Seeger glaubt allerdings nicht, dass die Angst der Anwohner begründet ist: “Ob ein Zug hält oder durchfährt, macht bestimmt keinen großen Unterschied.”

Auf die Frage eines Anwohners auf der Bürgerversammlung, ob man den Haltepunkt nur temporär zu Schulzeiten einrichten könne erklärte von Preysing: “Wenn man einen Bahnhalt baut, dann richtig.” Außerdem beteiligt sich der Freistaat nur dann am Bau, wenn die Haltestelle regulär genutzt werde. Alles andere als eine reguläre Haltestelle mache auch keinen Sinn, pflichtete Seeger ihm bei. Da müsse man seine Einzelinteressen schon hintanstellen: “Gemeinwohl geht vor Eigennutz. Und der Halt an der Schule gehört zum Allgemeinwohl.”

Ursprünglicher Artikel vom 07. Februar 2014 mit der Überschrift: Ein Infoabend, der keiner war
Bürgermeister Georg von Preysing und Tegernsee-Bahn-Chef Heino Seeger gelang es gestern Abend nicht, den 35 Anwohnern aus der Bernöckersiedlung ihre Sorgen um den geplanten Bahnhalt „Finsterwalderstraße“ zu nehmen. Die Stimmung war aufgeheizt.

Es war die Uhrzeit, die das Ende der Veranstaltung brachte, und nicht ein erreichtes Ziel. Resignation und auch Wut begleitete die Bürger auf ihrem Nachhauseweg. „Jetzt wissen wir genauso wenig wie vorher.“

Sie versuchten, im Gmunder Neureuthersaal zu informieren. Von links: Gunnar Bernstein und Heino Seeger, Karl Grundler, Stefan Ambrosi, Georg von Preysing, Georg Kleeberg und Kämmerer Georg Glas.

Die Aussagen, ob der Bahnhalt direkt vor der Schule tatsächlich kommt, und wenn ja – als Bedarfshalt für Schüler oder als vollwertige Haltestelle – sie gehen auseinander. Ende November waren Verantwortliche zu einem Vor-Ort-Termin zusammengekommen. Das Ergebnis: Landratsamt, Gemeinde und die Bahn wünschen sich einen vollwertigen Haltepunkt direkt vor der Schule.

Die Besichtigung hatte jedoch unter Ausschluss der meisten Anwohner stattgefunden. „Wir wussten von dem Termin gar nichts, haben ihn aus den Medien erfahren“, bemerkte eine Anwohnerin. Die Anlieger fühlen sich schlecht informiert. Ihre Bedenken zum geplanten Vorhaben hatten sie im Vorfeld der gestrigen Informationsveranstaltung in einer Unterschriftenaktion an den Bürgermeister kundgetan. Gestern Abend nun wollte man im Dialog offene Fragen klären.

Kommt der neue Bahnsteig?

Auf die drängendste aller Fragen bekamen die Anwohner gestern Abend keine klare Antwort. Das Planfeststellungsverfahren laufe, hieß es, und wenn die Rahmenbedingungen passen, könnte der Halt kommen. Der Gemeinderat hatte zwar laut Bürgermeister von Preysing dem Vorhaben grundsätzlich zugestimmt. „Sicher ist es erst, wenn alles geprüft ist“, so der Rathauschef. Genauere Details gebe es noch nicht.

Wenn man noch nichts weiß, „warum ist dann der Haltepunkt schon in den Fahrplänen der Bahn eingetragen?“, so die wütende Frage einer Anwohnerin. Der Geschäftsführer der Tegernsee-Bahn Heino Seeger verwies darauf, dass die Planungen derzeit vorangetrieben würden. Man müsse Baurecht schaffen und Planungsleistungen akquirieren. Dass der Halt in den Plänen schon integriert sei, sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. Die Programmierung der neuen Fahrpläne sei teuer, da habe man das gleich mit vorgesehen.

Dabei sei derzeit noch nicht ganz klar, wo der Bahnsteig entstehen solle. Ein Planungsbüro sei, so Seeger, am Arbeiten. Fest stehe nur, dass die Haltestelle eine Länge von etwa 120 Metern haben werde und nur an einer geraden Gleisstelle möglich sei. Dies betrifft vermutlich die Stelle, wo die Häuser der Anlieger stehen.

Wird der Haltepunkt überhaupt genutzt werden?

„Wenn ich in Gmund aussteige, dann bin ich die einzige, die da hochgeht“, so eine Anwohnerin, die die BOB zweimal die Woche nutzt. Auch in der nahe gelegenen Haltestelle „Moosrain“ steige fast nie jemand aus. Dazu gab der Bürgermeister an, dass sich die Bahn-Verantwortlichen den Halt als vollwertige Haltestelle wünschten, nicht nur für Schüler. Die Regierung sei der Meinung, dass ein Bedarfshalt „irrsinnig“ sei. Diese Meinung vertrete er persönlich auch.

Wenn wir den Halt schon machen, dann nicht nur für die Schüler.

Deshalb werde derzeit auch der Bedarf ermittelt, wie viele Personen den Halt tatsächlich nutzen würden. Hierzu gab es gestern allerdings noch keine Zahlen von den Bahn-Verantwortlichen. Gunnar Bernstein von der Tegernsee-Bahn merkte aber an, dass Studien gezeigt hätten, dass Bahnfahrer einen Halt, der mehr als 400 Meter entfernt sei, nicht zu Fuß ansteuerten, sondern mit dem Auto.

Je näher also die Haltestelle, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Pendler von der Straße auf die Schiene wechseln. Heino Seeger ergänzte, der anzunehmende Bedarf stütze sich auf Hochrechnungen und Erfahrungswerte.

Wir gehen davon aus, dass der eine oder andere da aussteigt.

Wie viele Schüler mit der BOB zur Schule kommen werden, auch darüber gibt es (noch) keine absolute Sicherheit. Es habe eine Elternbefragung gegeben, erklärte Georg Kleeberg, der beim Landratsamt für Schülerbeförderung zuständig ist. Laut dieser sei derzeit mit knapp 100 Schülern zu rechnen, die von den insgesamt 460 mit der Bahn kommen. Steige die Schülerzahl einmal auf 550, so wären es 150, die den neuen Halt nutzen.

Die Heimatgemeinden der Schüler der Realschule Tegernseer Tal / Quelle: Realschule Tegernseer Tal
Die Heimatgemeinden der Schüler der Realschule Tegernseer Tal im Schuljahr 2012/13 – Quelle: Realschule Tegernseer Tal

Sieht man sich dagegen den Jahresbericht der Realschule an, so kommt man auf eine Zahl, die weit darunter liegt. Einer Grafik nach, die ausweist, woher die Schüler kommen, ist nach optimistischen Schätzungen mit gut 70 Schülern zu rechnen, die mit der BOB anreisen würden. Für alle anderen wäre, so die Aussage aus der Schule, eine Anfahrt mit dem Bus anzunehmen. Die Notwendigkeit eines Halts für die relativ geringe Zahl an Schülern erkannte daher auch so mancher Anwohner nicht.

Wie steht es um die Sicherheit der Schüler?

Ein Halt direkt vor der Schule würde einerseits die Schulwegsicherheit erhöhen, so Preysing. Andererseits gäbe es durch den öffentlichen Halt auch ein erhöhtes Risiko Fremder auf dem Schulhof.

Eine Anwohnerin machte sich aus diesem Grund Sorgen, wer dann da alles auf dem Schulgelände unterwegs sein könnte. Schulleiter Stefan Ambrosi betonte, Schulgelände und Bahnsteig müssten strikt getrennt werden. Deshalb werde es Zäune um die Schule geben.

Wo sollen Pendler, Lehrer und Sportler parken?

Auch die Parkplätze werden, nach Schule und Öffentlichkeit, getrennt. Denn sollte ein Pendleransturm kommen, wäre es möglich, dass diese die Lehrerparkplätze belegen. Eine Schranke soll die Schulparkplätze künftig schützen, so von Preysing. Etwa 40 Lehrerparkplätze stehen derzeit zur Verfügung. 38 Lehrer arbeiten bereits an der Schule. Die Zahl könnte laut Rektorat mit zunehmenden Schülern auf bis zu 45 steigen.

Auch mit „Parkplatzkämpfen“ zwischen Pendlern und Sportlern ist zu rechnen, denn das Sportheim liegt gleich nebenan. Und die Nachbarn befürchten, dass die Pendler dann die Siedlung zuparken, sollte es keine anderen freien Flächen geben. Doch der Platz rund um die Schule ist begrenzt.

Die Verhandlungen mit einem Landwirt, durch die man die Fläche um die Realschule vergrößern wollte, seien laut Bürgermeister von Preysing gescheitert. Ein Planfeststellungsverfahren soll nun zeigen, wo Pendler parken könnten. Und Preysing stellte klar: „Wir wollen nicht, dass das ein Pendlerbahnhof wird. Stellt sich heraus, dass wir diese Anforderungen nicht erfüllen, wird der Halt nicht gebaut.“

Neue Schule – neuer BOB-Halt – neue Autos – zu viel für die Anwohner?

Dabei fürchten die Anwohner nicht nur Stress um Parkplätze, sondern vor allem den Lärm durch an- und abfahrende Züge, grelle Beleuchtung bis spät in die Nacht und neugierige Blicke in den Garten. Gegen den Zug an sich haben die Anwohner nichts, daran habe man sich gewöhnt. Bei einem neuen Haltepunkt kämen allerdings noch neue Probleme hinzu: Hunderte Menschen, die über den Gartenzaun spähen oder Lärm machen, wenn sie ihre Autos ansteuern.

Das Ganze in Summe würde letztendlich auch eine Wertminderung der Grundstücke in der ersten Reihe darstellen. Das grelle Neonlicht der Lampen am Haltepunkt wäre dabei mit das Belastendste.

Ein Bahnhalt ist so hell erleuchtet, dass es bis ins Schlafzimmer abstrahlt.

Schon jetzt brennen die Lampen am Parkplatz der neuen Schule auch nachts. Ein Zustand, den ein Anwohner für unzumutbar hält. Karl Grundler vom Landratsamt verwies darauf, dass die Beleuchtung nach DIN-Vorschrift zu leisten sei. Die Lampen sollten aber eigentlich um 22:15 Uhr abgeschaltet werden. Zuständig sei dafür die Firma SKE.

Heino Seeger machte jedoch darauf aufmerksam, dass – sollte der Halt in Finsterwald kommen – die Beleuchtung aus Sicherheitsgründen gegeben sein müsse, bis die letzte BOB um kurz nach eins durchgefahren sei. Man könne jedoch ab einer bestimmten Uhrzeit die Lichtleistung um die Hälfte reduzieren und die Lampen so einstellen, dass nur der Bahnsteig beleuchtet sei.

Nicht zuletzt ist es der zu erwartende Lärm, der die Anwohner stört. Bereits jetzt sei es lauter geworden, weil „seit die Schule steht, der Schall von dort zurückkommt.“ Dazu kommt der Lärm des Zuges. Bis zu vierzig Mal am Tag soll dieser an dem Halt voraussichtlich halten. Man könne sich im eigenen Garten nicht mehr unterhalten – bedingt durch den An- und Abfahrtslärm. Heino Seeger machte dazu aufmerksam, dass ein an- und abfahrender Zug nicht lauter sei als ein durchfahrender. Zusätzlich könne die Notwendigkeit einer Lärmschutzwand geprüft werden.

Resignation, Wut und keine Ahnung, wie es weitergeht

Als nach zwei Stunden die Zeit wegen Anschlussterminen bei Seeger und von Preysing drängte, verkündete der Bürgermeister das Ende der Veranstaltung. Besonders in der ersten Hälfte des Abends war die Stimmung so aufgeheizt, dass – wegen wiederholter Zwischenrufe – der Rathauschef mit einem vorzeitigen Abbruch der Veranstaltung drohte.

“Ich brich’ ob!”, drohte Bürgermeister Georg von Preysing.

In der zweiten Stunde machte die Wut einer Resignation Platz, die die Bürger auf ihrem Nachhauseweg begleitete. Sie fühlten sich von den Verantwortlichen nicht ausreichend informiert, geschweige denn ernstgenommen. „Das war alles, nur kein Infoabend“, so ein hörbar empörter Gmunder.

Immerhin – die Bedenken der Anwohner sollen laut Heino Seeger in den Planungsprozess mit einfließen. Die Kosten für den neuen Halt werden schätzungsweise zwischen 100.000 und 120.000 Euro liegen, bezahlt von der Tegernsee-Bahn und aus Zuschüssen der Regierung von Oberbayern.

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