Ein seniorengerechtes Wohnhaus scheiterte bislang am geeigneten Grundstück, der Finanzierung und dem bisherigen Gemeinderat. Jetzt ist die Zeit reif für einen neuen Anlauf, doch die Positionen sind kontrovers.
Manfred Doll vom Arbeitskreis (AK) Soziales ist optimistisch. Nach acht Jahren Vorarbeit, nämlich seit 2006, ist nun ein Silberstreifen am Horizont zu entdecken. „Es gibt Konzepte“, lässt Bürgermeister Jakob Eglseder (CSU) vorsichtig verlauten. Die Gemeinde habe das Thema bewusst nicht vor der Wahl angepackt. Nun könne der neue Gemeinderat aktiv werden. Erste Pläne seien in einer Klausurtagung vorgestellt worden.
Eine Umfrage im Landkreis ergab, dass 82 Prozent der Otterfinger Bürger lebhaftes Interesse nach einer Lösung für „Wohnen im Alter“ haben. Problem erkannt – und gehandelt. Der AK lauschte Referaten und Vorträgen und tourte durch bayerische Lande, um Referenzobjekte zu besuchen. Als musterhaft kristallisierte sich das Haus Gloria in Rosenheim heraus.
Wohnhaus – nicht Wohnheim
Angedacht ist ein „seniorengerechtes, barrierefreies Wohnhaus – und nicht Wohnheim“, so betont Doll. Es solle 10 bis 15 Wohneinheiten geben, die für Paare oder Alleinstehende gedacht sind. Auf Platz eins stehe bei dem Konzept die Idee, dass die Anwohner ihre Angelegenheiten selbst regeln. Ein Sozialarbeiter sei nicht vorgesehen. Aber natürlich stehe die Gemeinde bei Problemen oder Fragen mit Rat und Tat zur Seite.
Die Schwierigkeiten kamen mit der Grundstückssuche. Zentral sollte es auf alle Fälle liegen. Am liebsten im Bereich der Kirche, wo Geschäfte, Ärzte, Apotheke und Bank um die Ecke liegen, so Joachim Tübcke, Seniorenbeauftragter der Gemeinde Otterfing. Angedacht war vor einiger Zeit die Thomawiese, doch der Gemeinderat entschied dagegen.
Nun steht ein neues Grundstück, das die Gemeinde vor kurzem geerbt hat, zur Diskussion. Es handelt sich um ein zentrumsnahes Areal, auf das Doll und der Arbeitskreis große Hoffnungen setzen. Bürgermeister Eglseder bestätigt: „Es gibt ein kleines Grundstück im Ort am St. Georgs-Platz, das der Gemeinde gehört.“
Mehr Chancen im neuen Gemeinderat
Wann das Thema in den Gemeinderat kommt und wie entschieden wird, ist noch offen. Doch der AK ist sich der Unterstützung von Bürgermeister Jakob Eglseder (CSU) sicher, der das Projekt von Anfang an befürwortet hat. Gerade im neuen Gemeinderat seien einige Mitglieder, übrigens auch jüngere, denen das Seniorenwohnen ein großes Anliegen ist“, berichtet Doll.
Ebenfalls geklärt werden muss noch die Finanzierungsfrage. Seniorenbeauftragter Tübcke könnte sich vorstellen, dass die Gemeinde ein Grundstück in einer Art Erbpachtmodell zur Verfügung stellt. Das Rathaus denkt an Public Private Partnership-Arrangements. Dabei übernimmt ein Investor die Erstellung eines Gebäudes, das die Gemeinde über einen gewissen Zeitraum gegen Pacht oder Miete nach eigenen Vorgaben nutzen kann. Doch so ganz scheint der Rathaus-Chef dem Modell noch nicht zu trauen. „Am liebsten wäre es mir, das Projekt ohne Investor zu stemmen – schließlich soll es nicht zu einer Studentenbude verkommen“, warnt er.
Wichtig sei auf alle Fälle, betont Doll, dass die Gemeinde das Mitspracherecht bei der Belegung behält. Nur dann sei gewährleistet, dass man sozial schwächeren Mietern auch unter die Arme greifen könne. Noch laufen Recherchen, welche staatlichen Finanzspritzen und Wohnbauprogramme die Gemeinde ausschöpfen könne. Viele Vertragsentwürfe und andere Unterlagen aber seien bereits ausgearbeitet.
Alternative Wohnformen denkbar
Ein wichtiges Anliegen ist Joachim Tübcke, das die Bewohner ihre Selbstbestimmung beibehalten und sich selbst organisieren. Eine denkbare Organisationsform wäre eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), die die Interessen der Mieter verwaltet und gegenüber dem Investor vertritt, schlägt er vor.
Für Eglseder ist ein Wohnhaus für Senioren nur eine mögliche Option. Vorstellbar wären auch leerstehende Bauernhöfe, die altersgerecht umgebaut werden: „Da schau ich mir demnächst was an.“ Auch Bauträgerobjekte mit barrierefreien Wohneinheiten sieht es als Alternative. Auch hier liefen Gespräche. „Vor allem möchte ich erst mal den tatsächlichen Bedarf klären“, kündigt er an.
Wenn alles nach den Wünschen des AK klappt, könnten in zwei Jahren die ersten Bewohner einziehen. Denn auch wenn der Bürgermeister viel um die Ohren hat, gehöre das Seniorenwohnen doch neben der Sportstätte und dem Bürgersaal zu den drei Hauptzielen der neuen Legislaturperiode.
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