Draußen ist es sonnig. Drinnen in der Tiefgarage brennen grelle Neonröhren. Die vordere Hälfte Richtung Kulturhaus und Marktplatz ist etwa zur Hälfte mit Autos belegt. Im hinteren Bereich Richtung Schule und Hallenbad sieht es an diesem Tag dagegen leer aus. Dabei sollte mit dem Bau der Tiefgarage eigentlich der Parkplatzmangel im Ortskern kompensiert werden.
Schon bald zwei Jahre läuft der Betrieb der Tiefgarage, den die Gemeinde über ihr Tochterunternehmen GEA (Gemeindliche Einrichtungen und Abwasser) abwickelt. Neun Monate Bauzeit. Vier Millionen Euro Kosten. Eröffnung im November 2012 – so die Fakten der Garage. Kritiker jedoch betitelten das Bauwerk als „Millionengrab“, weil es teuer und angeblich nicht genug frequentiert gewesen wäre. Ex-Bürgermeister Josef Höß gehörte zu den eindeutigen Befürwortern. Er verfocht die Anlage und sah sie als Zukunftsprojekt an.
Zahlen zeichnen positives Bild
Wie wir berichteten, hatte man bereits im April Resumee gezogen und sich die Januar-Zahlen angeschaut. Höß war damit zufrieden gewesen. Etwa 130 Dauerparker nutzten damals die insgesamt 196 Stellplätze.
Inzwischen sind einige Monate vergangen. Der neue Bürgermeister, Olaf von Löwis, parkt seinen Wagen laut eigener Aussage oft in der Tiefgarage. Die Kritik sei leiser geworden, erklärt er auf Nachfrage. Die Tiefgarage werde gerade zu Zeiten, an denen Kulturveranstaltungen im Oberbräu stattfinden, dringend benötigt. Seinem Eindruck nach werden die Stellplätze gut angenommen. “Man hat sich daran gewöhnt”, so die Einschätzung des Bürgermeister.
Ein Zufallsblick während der Recherchen lässt dagegen eine eher träge Nutzung der Stellplätze vermuten. Albert Götz, Geschäftsführer der Gemeindewerke, berichtet jedoch ebenfalls, dass die Garage gut angenommen werde:
Man sieht ja, wer rein und rausfährt. Und das läuft gut.
Laut den neuesten Zahlen vom Beginn des Jahres nutzten im Januar etwa 400 Fahrzeuge die Möglichkeit, bis zu einer Stunde kostenfrei zu parken. Mehr als 500 blieben bis zu zwei Stunden, knapp 500 bis zu drei Stunden. Nach Abzug aller Dauerparker stehen derzeit noch 52 Parkplätze in der Tiefgarage zur freien Verfügung.
Geschäftsleute zeigen sich skeptisch
Neben den Kurzparkern ist auch die Anzahl der Dauerparker laut Götz steigend. 144 der vom Gemeinderat genehmigten 150 Dauerparkscheine seien bereits verkauft. Mindestens drei Monate darf man damit die Garage nutzen. Arbeitnehmer können tagsüber für eine Monatsgebühr von 30 Euro stehenbleiben. Für 24 Stunden erhöht sich die Gebühr auf 50 Euro. Wer gleich ein ganzes Jahr parken möchte, dem erlässt die Gemeinde die Gebühr für den zwölften Monat.
Eine stichpunktartige Umfrage bei Geschäftsleuten rund um den Marktplatz liefert zumindest einen Eindruck, ob sich die Tiefgarage auch auf den Parkplatzmangel im Ortskern positiv ausgewirkt hat. Schließlich hatte der scheidende Bürgermeister Josef Höß im April noch behauptet: “Was Besseres hätten wir für den Einzelhandel gar nicht machen können.”
Die Geschäftsleute selbst sehen die Auswirkungen der Parkgarage dagegen eher skeptisch. Peter Gerhold von der Marktapotheke gehört beispielsweise zu den Dauerparkern in der Parkgarage Baumgartenstraße. So manche Abneigung dagegen kann er trotzdem bestätigen. „Parken Sie doch einfach in der Tiefgarage“, so fordere er seine Kunden regelmäßig auf. Gerade ältere Leute hätten jedoch Berührungsängste mit dem System. “Sie haben Bedenken, mit dem Ausfahren aus der Schranke zurechtzukommen.” Deshalb könnte er sich vorstellen, dass ein „Tag der Offenen Schranke“ organisiert werden könnte, um gerade älteren Leuten diese Angst zu nehmen.
Auch aus dem Lottoladen am Marktplatz kommt eine gespaltene Aussage. Die Chefin parke regelmäßig in der Tiefgarage, berichtet die Angestellte. Sie selbst steht der Tiefgarage allerdings eher abgeneigt gegenüber. “Die ist einfach zu dunkel und einsam“, findet sie. Sie selbst stelle ihr Auto nahe der Eishalle ab.
“Ich käme nie auf die Idee, in der Tiefgarage zu parken”, heißt es auch aus dem Sanitätshaus Martin. Dieser sei viel zu weit weg. Nicht nur für das Team stelle die Tiefgarage keine geeignete Option dar. Auch die Kunden würden meist am Parkplatz vorm Haus parken. Diesen müsse man jedoch mit der Marien-Apotheke und dem „Gasthof/Hotel Alte Post“ teilen.
Mangelnde Akzeptanz
„Wer parkt denn da?“ fragt man sich auch in der Bäckerei Ratschiller am Marktplatz. Für die kurzen Einkäufe in der Bäckerei jedenfalls sei die Tiefgarage eindeutig zu weit weg. Ähnliche Aussagen erhält man von der Sportfundgrube. Hier ist nicht bekannt, dass die Kunden in der Tiefgarage ihr Auto abstellen würden. Dagegen wären beliebte Stellplätze am Arbeitsamt oder bei der Eishalle.
Die Tiefgarage ist inzwischen seit fast zwei Jahren in Betrieb. Auch die Auslastungszahlen scheinen erfolgsversprechend. Dennoch hapert es an der Akzeptanz in der Bevölkerung. Besonders die bei dem Bau erhoffte positive Auswirkung auf den Parkplatzmangel im Ortskern hat sich offenbar noch nicht eingestellt.
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