Zum Jahresende wird die Zahl der Asylsuchenden in Bayern die 35.000er-Marke knacken. Laut eines Berichts der Süddeutschen Zeitung sei der Freistaat das Zielland Nummer Eins für Flüchtlinge, so Sozialministerin Emilia Müller. Für ihre Unterbringung müssen nun Übergangslösungen gefunden werden. Man ist offen für jedes machbare Angebot. In Fürth etwa leben 250 Menschen übergangsweise im ehemaligen Möbelhaus Höffner. Das Erstaufnahmelager in Zirndorf ist hoffnungslos überfüllt.
Von einem Tag auf den anderen werden Asylbewerber zugeteilt, auch wenn kein Platz für sie da ist, so Gabriele Dorby, Sprecherin des Landratsamts. Jetzt ist es soweit. Die Behörde muss die Asylsuchenden in jedem Fall unterbringen. Fertige Lösungen, wo es noch Platz gibt, steht nicht fest. Wir hätten am Freitag 18 Menschen bekommen sollen, aber wir sind mit den Plätzen am Ende, beteuert die Pressesprecherin.
Landkreis ist voll
Darum wurde der Landkreis zunächst verschont. Mehr als 250 Asylbewerber sind momentan im Landkreis Miesbach untergebracht. Die Prognosen für den Jahreswechsel liegen bei etwa 400. Die 42 Fehlbelegungen kommen noch dazu. Davon sind im Tegernseer Tal 18 Menschen untergebracht. In Holzkirchen dagegen bereits 22.
Warum in der einen Kommune mehr und in der anderen weniger Asylsuchende leben, hat diverse Ursachen, wie Dorby weiß. Es sei natürlich wünschenswert, dass die Asylbewerber auf alle Gemeinden verteilt werden. Aber die Voraussetzungen seien nicht in jeder Kommune gleich. Wie wir berichteten, machen es sich die Tal-Bürgermeister aus Sicht der Nordlandkreis-Vertreter jedoch zu einfach. Diese fordern mehr Unterstützung.
Ich wünsche mir, dass diese Last von vielen Schultern getragen wird – auch dort, wo es einen schönen See gibt!
So hatte der neue CSU-Ortsvorsitzende Bernd Weinmann in der jüngsten Holzkirchner Gemeinderatssitzung betont. In der Marktgemeinde stehen Container zur Unterbringung der 49 Flüchtlinge seit Juni bereit. Mehr als im gesamten Tegernseer Tal.
Dort leben 23.100 Einwohner. Das sind 24 Prozent der Bewohner des Landkreises. Betrachtet man die Zahl der Asylbewerber, die im Tal untergebracht sind – also 18 – so ergibt sich dagegen ein ganz anderes Bild. Nur sieben Prozent der insgesamt 256 Flüchtlinge im Landkreis haben somit am Tegernsee Zuflucht gefunden.
Hohe Mietpreise verhindern Unterbringung
Im Tegernseer Tal muss man mit begrenztem und teurem Wohnraum auskommen. Die Mietpreise sind ein Kriterium, weshalb bestimmte Standorte – zum Beispiel in Nobellagen – als Unterkunft ausscheiden. Auf dem freien Wohnungsmarkt würde man wesentlich mehr Miete erzielen, als wenn man den Wohnraum für Asylbewerber anbietet. Denn die Miete wird nur bis zu einer bestimmten Obergrenze übernommen. Doch auch in Holzkirchen ist der Wohnraum knapp.
Das Landratsamt ist allerdings darauf angewiesen, zugewiesene Menschen unterzubringen. Dazu setzt Dorby auf Kooperation mit den Gemeinden. „Wir befinden uns im Hinblick auf die Unterbringung von Asylbewerbern im engen Austausch mit den Bürgermeistern“, bekräftigt die Landratsamtsprecherin. Auch die Bürgermeisterdienstbesprechung, die momentan stattfinde, diene dem Austausch.
Bisherige Aufrufe hätten zwar einzelne Angebote des freien Wohnungsmarktes zu einer privaten Unterbringung eingebracht. Der große Wurf jedoch blieb aus. Forderungen zu einer etwaigen Zwangsunterbringen in Gemeinden will die Behörde laut Dorby nicht stellen.
Option Turnhalle wird wahrscheinlicher
Sie setzt auf Verständnis und Einsicht bei den Bürgermeistern. „Wir appellieren an die Gemeinden – wir stellen keine Forderungen!“ Allen sei bewusst, dass sich die Situation in den kommenden Monaten noch deutlich verschärfen wird, meint Dorby. Sie deutet an, was manche schon seit geraumer Zeit ahnen:
Wenn wir keine Unterkünfte bekommen, müssen wir in die Turnhallen!
Zur Auswahl stünden die Landkreissporthallen in Gmund, Holzkirchen, Miesbach, Hausham und Tegernsee. In welchen Sporthallen die Menschen schlussendlich untergebracht werden, steht laut Dorby noch nicht fest. Dies müsse intern beraten werden müssen.
Der Aufnahmestopp wegen des Masernverdachts in den Erstaufnahmeeinrichtungen ist vorbei. Asylsuchende werden künftig auch wieder nach Holzkirchen strömen. Während man in hier – bedingt durch die Containerunterkünfte in der Erich-Kästner-Straße – für einen weiteren Zustrom gerüstet ist, hat man es im Tal bisher versäumt, geeignete Unterkünfte zu finden. Diese Strategie könnte sich nun bald rächen, wenn aus der Not heraus die Turnhallen belegt werden müssen.
Wer Wohnraum zur Verfügung stellen kann, wird gebeten, sich mit Wolfgang Zierer vom Landratsamt Miesbach unter der Telefonnummer 08025/7042101 in Verbindung zu setzen.
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