Auf der Suche nach der verlorenen Seite

Weyarn schreibt sich Bürgerbeteiligung und Jugendarbeit ganz groß auf seine Fahnen. Doch die Realität scheint im Augenblick anders auszusehen. Auf der Jugend-Webseite herrscht „tote Hose“. Was tut sich in der Gemeinde überhaupt für Jugendliche?

Geht man auf die Weyarner Jugendwebseite wird man enttäuscht
Geht man auf die Weyarner Jugendwebseite wird man enttäuscht

„Herzlich Willkommen auf der Weyarner Jugendseite“ heißt es zur Begrüßung auf „www.WJiN.de“. Das steht für Weyarner Jugend im Netz – ist doch ganz leicht zu finden, oder? Der Schreck folgt auf den zweiten Blick: „Diese Seite wird leider nicht mehr gepflegt.“

Die Webseite ist im Rahmen eines Ferien-Workshops entstanden. Die Betreiber geben sich optimistisch: Eine Kontaktadresse soll Jugendliche motivieren, das Zepter wieder selbst in die Hand zu nehmen. Doch das Interesse ist zurzeit mau. „Wir wollen die Jugendlichen einbeziehen“, sagt Katja Klee vom „Mitmach-Amt“ der Gemeinde Weyarn. Doch was passiert wirklich?

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Klee beobachtet, dass viele junge Leute in Vereine gehen. Trotzdem sei das Bedürfnis, sich auch außerhalb des Vereinslebens zu treffen, groß. Das größte Problem sei, dass die Weyarner Ortschaften weit verstreut sind.

Die Wünsche sind klar

Um herauszubekommen, was Weyarns Nachwuchs vermisst, haben die Gemeindeväter 2012 eine Jugendbefragung in Auftrag gegeben. An erster Stelle stehen mehr Freizeitmöglichkeiten, so die Bilanz. Besonders ausgeprägt ist der Wunsch nach Feiern und Ausgehen: Disco, Bar, Party-Räume, Kneipe, Billardraum, Kino sowie Bandauftritte in Zelten stehen ganz oben auf der Hitliste.

Manche Jugendliche klagen laut Studie, dass ein vielseitiges Sportangebot fehle. Doch Skaterpark und Beachvolleyballfelder sind mittlerweile Realität geworden. Sie wurden sogar so gut angenommen, so Bürgermeister Leonhard Wöhr (CSU), dass eine Erneuerung anstehe. Es gehe nur noch darum, ein Budget für 2015 freizuschaufeln. Für Leseratten wurde zudem die Bibliothek eingerichtet. Auch mit Erfolg: Sie feiert im Oktober ihr 5-jähriges Jubiläum.

Mit dem Moorbad Kleinpienzenau und dem Eisschützenplatz werden Wasser- und Eisfans angesprochen. „Es gibt einiges an Freizeitangeboten bei uns“, sagt der Bürgermeister, „aber eben nicht jedes in jedem Ortsteil“. Im Ortskern Weyarn beispielsweise werde es mit Sicherheit kein Schwimmbad geben, dass sei viel zu teuer.

Was bietet Weyarn seiner Jugend?
Was bietet Weyarn seiner Jugend?

Alle Initiativen, einen Arbeitskreis (AK) Jugend einzurichten, haben ein Problem: den Generationswechsel. Jugendliche, die sich zusammenfinden und Projekte planen, gehen mit Elan an ihre Aufgaben. Sie starten zwei, drei Aktionen, doch plötzlich rufen die Pflichten. Erst müssen die Schüler fürs Abitur pauken, danach geht es zum Studium. Nach München oder sogar über die bayerischen Landesgrenzen hinaus.

So war es auch 2013. Ein junger Mann übernahm im Herbst den AK-Vorsitz. Doch der Job wurde Opfer der beruflich-studentischen Fluktuation. Der Abiturient ist mittlerweile zu neuen (Studien-)Ufern aufgebrochen.

Mit seinem Bruder, Peter Knollmann, fand sich recht schnell ein Nachfolger. Er und sein Team entwickeln einige Ideen. Unter dem Motto „Von Jugendlichen für Jugendliche“ wollen die AK-Mitglieder ihren Eltern Paroli bieten. Zwar nicht mit einer Webseite, aber mit einem Filmprojekt über das Internet – aus Sicht der Jugendlichen. Darüber warum Kommunikation zwischen Jugendlichen heute anders funktioniert.

Hoffnung durch neuen Jugendbeauftragten

Der AK-Vorsitzende scheint jedoch ein Problem mit Kommunikation zu haben. Er möchte nicht zitiert werden. Dabei gibt es eine kleine Fangemeinde und interessante Projektideen. Aber offenbar sind die Berührungsängste mit den neuen Medien noch größer.

Doch es gibt Hoffnung. Seit gut einem Vierteljahr ist Michael Molitor der neue Jugendbeauftragte. Der ehrenamtliche Jugendtrainer des Fußball-Clubs und Vater hat sich, nachdem das Amt für vier oder fünf Jahre brachlag, “geopfert“. Es sei „alles eingeschlafen“, bemängelt er, und vermisst die „Führung durch die Gemeinde“.

Weyarn ist zu weitläufig, als dass alle Jugendlichen alle Angebote nutzen könnten
Weyarn ist zu weitläufig, als dass alle Jugendlichen alle Angebote nutzen könnten

Künftig will er Freizeitaktivitäten und Aktionen in die Wege leiten. Allerdings: „Machen müssen die Jugendlichen es schon selber“. Dabei will er nur Anstoß und Hilfestellungen geben. Als erstes soll ein Jugendraum eingerichtet werden. Die früheren Jugendräume (JUGS) im 1. Stock des alten Dorfladens mussten bekanntlich den Bauarbeiten für den Klosteranger weichen.

Als nächten Schritt plant Molitor ein Jugendparlament. Danach könnten Ausflüge, Tanzkurse oder auch ein Hip-Hop-Workshop organisiert werden. Auf dreißig bis vierzig Aktive kann er bereits jetzt zählen. Der Rathaus-Chef erklärt seine Bereitschaft zur Unterstützung. Aber die Ideen müssten aus der Gemeinde kommen. Bürgerbeteiligung bedeute letztlich, Rechte und Pflichten wahrzunehmen.

Eine Entwicklung, die Hoffnung macht. Doch eine Webseite für für Weyarns Jugend steht immer noch nicht auf dem Programm. So wird die Web-Baustelle erst einmal weiterhin brachliegen. Es sei denn, die Jugendlichen nehmen es selbst in die Hand.

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