Erst formierten sich die Südspangen-Gegner, dann „muckten“ die Befürworter einer Südtangente auf. Die Initiative „Hartpenning muckt auf“ befürchtet nun, dass sie durch eine ortsnahe Umgehung von Holzkirchen noch mehr belastet werden. Und sucht händeringend nach Lösungen: Sie kramten die Sachsenkamer Spange, eine südliche Verbindung zwischen Tölz und Warngau, aus der Wundertüte.
Das Straßenbauamt jedoch kann keine Vorteile für die Holzkirchner Problematik erkennen. Wir haben uns dazu den Holzkirchner Bürgermeister Olaf von Löwis interviewt.
Holzkirchner Stimme: Herr von Löwis, die Querelen um die Verkehrssituation in und rund um Holzkirchen nehmen zu. Wie sehen Sie den Status quo?
Von Löwis: Wir haben drei Modelle für Umgehungstrassen: Das erste ist die ortsnahe Variante. Diese Lösung wird vom Straßenbauamt favorisiert. Die Verkehrsexperten meinen, dieses Modell würde die Verkehrssituation in Holzkirchen am besten entlasten.
Holzkirchner Stimme: Und was meinen Sie?
Von Löwis: Die Stimmungslage ist so, dass die ortsnahe Variante keine Sympathien findet. Auch von mir nicht. Großhartpenning und Thann hätten massive Nachteile, das kann ich als Bürgermeister nicht vertreten. Da es sich jedoch um eine Bundesstraße handelt, haben wir als Gemeinde nichts zu vermelden. Der Bund entscheidet, wir konnten uns bislang nicht einmal äußern.
Holzkirchner Stimme: Und der zweite Vorschlag?
Von Löwis: Das ist die Verbindung von Kurzenberg zur B318. Diese Variante wurde von ganz oben abgelehnt, nämlich durch EU-Rechte, da sensible Bereiche vorliegen.
Holzkirchner Stimme: Wie beurteilen Sie diese Trasse?
Von Löwis: Ich bedauere, dass diese Lösung gestorben ist. Aber die Karten, das Verfahren nochmals aufzunehmen, stehen schlecht. Denn alle Behörden haben bisher ein absolutes Nein signalisiert. Deshalb ist keine Planung vom Bund zu erwarten.
Ortsferne Trasse als Wunsch
Holzkirchner Stimme: Und die dritte Lösung ist die Achse zwischen Waakirchen und Warngau, die von „Hartpenning muckt auf“ wieder ins Gespräch gebracht worden ist?
Von Löwis: Die Idee einer Verbindung von Sachsenkam über Piesenkam auf die B 318 ist zwar schon ziemlich alt, würde aber aus meiner Sicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ich bin sicher, dass es Holzkirchen entlasten würde, wenn der Tölzer Verkehr direkt auf die Bundesstraße und die Autobahn geleitet werde. Und den Hartpenningern wäre auch geholfen.
Holzkirchner Stimme: Aber die Experten sind anderer Ansicht?
Von Löwis: Das Straßenbauamt argumentiert, eine ortsferne Umgehung brächte keinen Vorteil für eine innerörtliche Entlastung der Marktgemeinde.
Holzkirchner Stimme: Welche Route ist denn Ihr Favorit?
Von Löwis: Mein Ziel ist, Gespräche über die Sachsenkamer Spange zu vertiefen. Ich möchte die Argumentation der Verkehrsfachleute prüfen lassen, da ich sie nicht nachvollziehen kann. Aus meiner Sicht würde sich der Fernverkehr für uns verringern, nicht aber die hausgemachte Verkehrsbelastung. Dafür müssen wir eine andere, schnellere Lösung finden.
Ortsinterne Konzepte als Kurzzeitlösung
Holzkirchner Stimme: An was denken Sie dabei?
Von Löwis: Vor kurzen haben wir den Arbeitskreis Verkehr wieder ins Leben gerufen. Diese Experten haben jetzt drei Mal getagt und sitzen in den Startlöchern.
Holzkirchner Stimme: Zu was?
Von Löwis: Wir möchten die Verkehrsdiskussion auf solide Säulen stellen. Da eine Realisierung der Umgehung mindestens zehn bis 15 Jahre dauert, suchen wir Experten und Gutachter, die uns Vorschläge für eine innerörtliche Verkehrsentwicklung machen und bewerten. Außerdem planen wir, die Bürger mehr an der Verkehrsproblematik zu beteiligen.
Holzkirchner Stimme: Was verspricht sich die Gemeinde davon?
Von Löwis: Wir wollen intelligente Lösungen. Zum Beispiel eine Verlagerung des Verkehrs auf das Fahrrad. Der Arbeitskreis war bereits von 2005 bis 2010 aktiv, auf diesen Ergebnissen möchten wir aufbauen. Für uns geht es weniger um die Trassen-Diskussion, als darum eine baldige Lösung für Holzkirchen zu finden.
Holzkirchner Stimme: Herr von Löwis, wir danken für das Gespräch.
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