Seine Aufgabe: das Miesbacher Fleckvieh erhalten. Das erste Mal klappte schon doppelt gut. Am Ende wurden es Zwillinge. Dabei ist es jedoch nicht geblieben – letzte Woche ist Max fünfmal Vater geworden.
Hanni und Hiasl heißen die ersten beiden Kälber, die Max für den „Saurn-Hof“ gezeugt hat. Die Zwillinge brachte Kuh Heidi am 15. Februar auf die Welt. Am Tag darauf wurde Max nochmals Vater. Und schließlich kamen am 18. Februar noch Stier-Zwillinge auf dem „Saurn“-Hof auf die Welt. Die Familie Bauer war in der vergangenen Woche also in einem wahren Geburtshelfer-Stress. Trotzdem ist Bäuerin Maria glücklich:
Wenn man selbst züchtet, ist es was ganz Besonderes, wenn man vom eigenen Stier ein Kälbchen bekommt.
Schlafen und säugen – das sind derzeit die Haupt-Aufgaben von Max’ fünf Nachkommen. Vom Leben wissen sie noch nicht viel. Auch nicht, wie wichtig es für die Menschen ist, dass Max „seine Arbeit“ gut verrichtet. Seit jeher hat die Gemeinde die Pflicht, für einen Stier zu sorgen, der die Rinderrasse „Miesbacher Fleckvieh“ erhält.
„Kör-Gesetz“ regelt Nachwuchspflicht
Eine Regelung, die auch heute noch ihre Gültigkeit besitzt. Denn weil die Haltung eines Bullen für Kleinbauern nicht leicht zu leisten ist, greift die Kommune unter die Arme. Alle Rottacher Bauern gehören der Bullenhaltergenossenschaft an und können ihre weiblichen Tiere zum „Saurn“-Hof bringen, damit Max sie schwängert. Das nennt man dann „Natursprung“.
Dabei zahlt die Gemeinde der Genossenschaft einen genauen Betrag für jede zuchtreife Kuh. Die letzten Jahrzehnte belief sich die Pro-Kopf-Pauschale auf 5,50 Euro. Kürzlich hat der Gemeinderat zugestimmt, die Pauschale um 2 Euro zu erhöhen. Der Gesamtbetrag, der an die Vereinigung ging, belief sich im Jahr 2012 auf 4.450 Euro. Künftig sollen es 5.200 Euro sein. Das Geld dient vor allem dem Unterhalt von Max.
Jetzt im Winter steht der Stier zusammen mit den Kühen im warmen Stall. Im Sommer sind sie gemeinsam auf der Weide. Zum „Foto-Termin“ führt Hansi Bauer das 800-Kilo-Paket auf den Platz vor dem Stall. Max wirkt gefährlich. „Dabei ist er ganz brav“, beteuert Maria Bauer. Geboren wurde der „Gemeinde-Stier“ in Ascholding im Nachbarlandkreis. Seit fast einem Jahr schon ist er ein echter Rottacher.
Etwa einmal im Monat bekommt Max „Damenbesuch“. Die Bauern kommen mit den „Bräuten“ in der Hoffnung, dass nach etwa 278 Tagen solche Pracht-Exemplare wie Hanni und Hiasl das Licht der Welt erblicken werden. Der „Natursprung“ ist vor allem für Kühe gedacht, die nicht so fruchtbar sind, wie sie es eigentlich sein sollten. Auch die beiden Genossenschaften in der Nachbargemeinde Kreuth halten sich deshalb Stiere. Viele Bauern nehmen aber auch eine weitere Art der Deckung ihrer Kühe in Anspruch: die künstliche Besamung.
Besamung ist schnell und günstig
Ein sogenannter „Besamer“ wie auch der Gmunder Tierarzt Dr. Michael Meixner führen sie durch. „Für mich ist das eigentlich nur eine Nebentätigkeit“, erzählt der Veterinär. Trotzdem komme er auf etwa 500 Besamungen pro Jahr. Diese Methode wird von Bauern gern in Anspruch genommen, weil sie wenig Zeit kostet, mit 30 Euro pro „Mal“ günstig ist und man eine gewisse Auswahl hat bei der Züchtung.
Für die geplante künstliche Besamung wendet sich der Bauer an eine Besamungsstation. Er kann das Sperma aus einem Katalog auswählen und dann bestellen. Auf den Internetseiten der Station findet er auch die Angaben zu den Eigenschaften des Stieres, mit dem er weiterzüchten will. Der Landwirt kann in der Regel aus hunderten von Samenprodukten auswählen. Auf den Top-Plätzen als potentielle Väter für Kälber liegen laut Website der Besamungsstation Grub zur Zeit „Waldbrand“, „Reumut“ und „Rotglut“.
Den Viehzüchtern geht es vor allem darum, bestimmte Werte vom Vater auf die Kälber zu vererben. Milchleistung, Fleischleistung, Fitness, Fruchtbarkeit, Melkbarkeit und weitere Werte lassen sich aus dem Katalog herauslesen. Ist die Vererbungsauswahl getroffen und hat der Bauer festgestellt, dass die Kuh am richtigen Tag ihres Zyklus’ angelangt ist, so wird der Tierarzt herbeigerufen. Mit dem dann folgenden Einsatz der sogenannten „Pailletten“ – kleinen stickstoffgekühlten Röhrchen mit dem verdünnten Samen des Bullen als Inhalt – kann ein leistungsstarker Bulle der Vater von Hunderttausenden Nachkommen sein.
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