Heute ist es ein Problem für junge, einheimische Familien, überhaupt Wohnraum im Tal zu finden. Für den bezahlbaren Traum vom Eigenheim gibt es Einheimischenprogramme. Nur nicht in jeder Tal-Gemeinde.
Einheimischenprogramme rund um den See sind Mangelware. Seit einer gefühlten Ewigkeit erhitzt dieses Thema die Gemüter. Diskussionen, etwaige Bügerbefragungen und Wahlkampfgeplänkel. Das Thema bewegt unter anderem wegen seiner Komplexität. Die Grundstückspreise im Tal machen es zusätzlich schwer. Je nach Gemeinde gibt es mehr oder weniger Angebote.
Rottach-Egern: Hier liegt das letzte Einheimischenprogramm fünf Jahre zurück. Bauamtsleiter Walter Hübsch macht den Unterschied von früher zu heute deutlich: „Vor 30, 40 Jahren war es kein Problem für die Gemeinde, günstig ein Grundstück zu erwerben.“ Heutzutage könne es sich die Gemeinde bei den exorbitant hohen Bodenpreisen schlichtweg nicht leisten, ein Grundstück zu kaufen.
Kein Steuerzahler würde es verstehen, wenn sich die Gemeinde deshalb verschuldet. Schutzzonen, grüne Wiesen und rechtliche Vorgaben machen es schwer, neues Bauland auszuweisen. Hübsch erklärt: „Wir haben leider kein Grundstück, außer wir bekommen eines geschenkt oder wir können sehr günstig eines kaufen.“
Bad Wiessee plant nicht für Einheimische
Sechs Kilometer weiter in Bad Wiessee. Auch hier die Information, dass es kein Einheimischenprogramm gibt und in naher Zukunft nichts geplant ist. Das letzte war im Jahr 2000. Die Gründe sind dieselben wie in Rottach. Es scheitert an der Finanzierbarkeit. Top Lage – top Grundstückspreise. Auf der einen Seite sind die Berge, auf der anderen Seite der See.
Gmund: Der nördlichste Uferort lässt aufhorchen. „Die letzten zehn bis 15 Jahre wurde in Gmund immer wieder ein Einheimischenprogramm ausgewiesen“, so Geschäftsleiter Alfons Besel. Neuestes Projekt: Landbaderfeld. Ein gesondertes Einheimischenprogramm wird hier vermarktet. Einfamilienhäuser oder gegebenenfalls vier Doppelhaushälften können von beheimateten Familien erworben werden. „Ziel ist es, dass sich die Leute ab März bewerben können“, so Besel.
Einheimischenprogramme in Gmund gut nachgefragt
Bisherige Erfahrung: Auf ein Grundstück kommen drei bis vier Bewerber. Auch für die Zukunft ist Gmund gut gerüstet. Neben Landbaderfeld werden weitere sieben Hektar ausgewiesen. Neun Bereiche in verschiedenen Ortsteilen in Zusammenarbeit mit einem Arbeitskreis aus der Bevölkerung. Die Regierung von Oberbayern prognostiziert der Gemeinde „einen guten Weg“. Die Planung entspreche dem ungefähren Bevölkerungswachstum.
Weiter zum Löwendenkmal. Waakirchen hat sein letztes Bauprogramm für Einheimische im Jahr 2012 verwirklicht – mit Doppelhausparzellen. Vier junge Familien haben dadurch ein neues Zuhause gefunden. Laut Bauamtsleiter und Geschäftsführer Franz Schweiger gab es in der Vergangenheit sogar ganze Areale nur für Einheimische. Seit einigen Jahren werden die Abstände zwischen den Programmen wegen sinkender Nachfrage länger.
Für junge Familien werde es immer schwieriger, die erheblichen Baukosten zu finanzieren. Momentan lägen dem Rathaus mehrere Bewerbungen vor. Um aufgenommen zu werden, müssten erst einmal die Grundvoraussetzungen erfüllt sein: Mindestens zehn Jahre Gemeindezugehörigkeit und kein Grundeigentum. „Derzeit haben wir allerdings nichts im Köcher“, so Schweiger.
Ganz anders versucht Tegernsee, für Familien Wohnraum zu schaffen: „In Tegernsee sind freie Flächen wie in Landbaderfeld schlicht nicht vorhanden“, so Bürgermeister Peter Janssen in einem Interview mit unserer Zeitung. Ein Einheimischenprogramm basiere auf billigem Grünland, das dann zu Bauland umgewandelt werde. Es gehe darum, Familien zu helfen: „Hier haben wir in den letzten Jahren schon einiges getan. Das Lidl-Wohnungsprogramm wurde ausgehandelt. Wir haben zwei Wohnhäuser in der Max-Josef-Straße und der Pöttinger Straße 20 gekauft, die sonst auf den freien Markt gelangt oder abgebrochen worden wären.“
Zusätzlich sollten auf dem Bahnhofsgelände, das der Stadt gehöre, Familienwohnungen entstehen. Aber man dürfe sich hier auch nichts vormachen. Der Grund auf dem Krankenhausgelände sei sehr teuer. „Hier wird es sich eine junge Familie kaum leisten können, zu bauen“, so der Rathauschef.
Letzte Station Kreuth: Hier ist die Lage entspannt. Dem Rathaus lägen momentan keine schriftlichen Bewerbungen von Interessenten vor. 2011 wurde in Scharling ein Baugrundstück für ein Haus bereitgestellt. Wesentlich größer sei ein Programm 2005 im „Gschwandlerweg“ gewesen. Hier konnten mehrere Familien sich den Traum von einem eigenen Wohnhaus verwirklichen. „Momentan ist nichts geplant“, sagt Klaus Miller, Technisches Büro „Abteilung Bauamt“.
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