Ein Kommentar zum Artikel: „Was kommt nach Aldi oder Lidl?“ von Florian Simon Eiler:
Die Ankündigung des Internet-Giganten „Amazon“ bis Mitte des Jahres auch Lebensmittel versenden zu wollen, ist eine logische Folge. Das Online-Geschäft bei dem amerikanischen Unternehmen boomt, und wie jeder „Big Player“ sucht man nach neuen Quellen, um weiterhin Wachstum zu gewährleisten. Myriaden von prall gefüllten Warenkörben landen Monat für Monat auf digitalem Weg bei dem Versandriesen. Ein Klick – selbe Lieferadresse – ja – gleiche Bezahlung und – bestätigen.
Eine Szene, wie sie auch hier im Tal Dutzende Male am Tag passiert. Tatsache ist, mit jeder Bestellung fördern wir ein Ungleichgewicht. Der Versandriese wird immer mächtiger, während das kleine Geschäft um die Ecke langsam stirbt. Die vernetzte und globalisierte Welt macht es möglich, dass eine kleinere Gruppe von Konzernen und Investoren immer einflussreicher wird, während die Allgemeinheit an Boden verliert.
Letztendlich haben wir als Konsumenten die Wahl: Wollen wir die Umverteilung weiter fördern oder Zeichen setzen? Mit unserer mächtigsten Waffe – dem Einkaufszettel – können wir bestimmen. Wollen wir das günstigste, innerhalb von 24 Stunden lieferbare Produkt haben? Oder wäre es nicht besser und vor allem auch kommunikativer, auch mal einen Abstecher in den örtlichen Hofladen zu machen?
Heimat ist mehr als Lederhose und Dirndl
Elinor Ostrom, Nobelpreisträgerin und Koryphäe in der Nachhaltigkeitsforschung, hat schon vor vielen Jahren aufgezeigt, dass ein vernünftiges Leben im 21. Jahrhundert in einer immer schneller wachsenden globalen Welt nur im Regionalen funktionieren wird. Mitbestimmung, sinnvolle Ressourcennutzung, Umweltschutz und soziale Bindungen sind die tragenden Säulen einer tatkräftigen Provinz.
Ein Weg in die richtige Richtung war das gemeinschaftliche Verhindern der Privatisierung des Trinkwassers 2013. Die Verantwortung für das kostbare Gut muss weiterhin in der Kommune, in der Gemeinschaft bleiben. Allein in den vergangenen fünf Jahren sind in Deutschland über 600 erfolgreiche neue Genossenschaften im Bereich der Erneuerbaren Energien gegründet worden – Tendenz steigend. Viele Gemeinden handeln, sind inzwischen energieautark und nicht mehr auf die großen Stromkonzerne angewiesen. Oder „Natural-Aktien“ beim örtlichen Bauern. Hervorragende Beispiele, die den Ort stärken und unabhängig machen.
Stolz auf seine Heimat sein, bedeutet, nicht nur an bestimmten Tagen in seine Lederne zu schlüpfen und sich im Dirndl rauszuputzen. Mit meiner Heimat verbunden zu sein, bedeutet, auch die Region um mich herum „mit zu gestalten“ und zu fördern. Sozial wie auch monetär. Die Kaufkraft nicht bündeln, sondern „verteilen”. Mit einem neu erstarkten Gemeinschaftsbewusstsein können wir beruhigt auf die Weißwürste in der Kühlbox warten.
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