Schon seit den ersten Schulwochen setzt man im Helferkreis der Asylbewerber und der Fachoberschule in der Jörg Hube Straße auf gute Nachbarschaftlichkeit – und noch viel mehr. Die Integrationsbeauftrage Maria Korell und die Psychologin Elena Taurini Fontana haben bereits mit sechs Asylbewerbern den Sozialkundeunterricht besucht, berichtet Gisela Becker, Lehrerin an der FOS Holzkirchen. Von den Beschwerlichkeiten auf der Flucht haben sie den Schülern erzählt und standen auch ansonsten für alle Fragen offen, so Becker.
Interkulturelle Kompetenz, soziales Engagement und Kenntnisse in einer Fremdsprache anwenden können. Das sind wichtige Eigenschaften, die sich nicht nur die Holzkirchner Schüler aneignen müssen, sondern auch die Asylbewerber. Oftmals sind die nämlich kaum älter als Oberstufen-Schüler: im Durchschnitt 18 bis 22 Jahre, weiß Franz Lutje vom Helferkreis. Dieser ist in Holzkirchen zwar gut aufgestellt, doch die meisten Ehrenamtlichen sind eher mittleren Alters. Und was die jungen Asylbewerber brauchen, ist vor allem auch der Kontakt mit Gleichaltrigen, meint Lutje.
Schüler ergreifen die Initiative
Schon nach dem ersten Treffen zwischen einer Oberstufen-Klasse und den Asylbewerbern, gab es durchweg positive Rückmeldungen seitens der Schüler, weiß Becker. Sie ergriffen selbst die Initiative und machten sich Gedanken darüber, wie sie ihre neuen Nachbaren noch mehr willkommen heißen könnten. Ein Schüler hat die Asylbewerber gleich zu sich nach Hause zu einer Feier eingeladen, erinnert sich die Studienrätin.
Schulleiter Josef Schlemmer zeigt sich stolz. Auch außerschulisch wären viele Schüler an den „internationalen Gästen“ interessiert und besuchen zum Beispiel sonntagabends die Spielerunden im Container. Inzwischen hat sich auch eine Schülerin der 11. Klasse dazu entschieden, für ein halbes Jahr ihr soziales Praktikum bei den Asylbewerbern abzuleisten, weiß Gisela Becker und meint weiter:
Die Unterrichtsstunden mit den Asylbewerbern kommen bei den Schülern super an. Im kommenden Jahr wollen wir das Projekt weiterlaufen lassen, sodass im Laufe des Schuljahres noch jede Klasse drankommt. Die Schüler lernen so, dass man auch im Kleinen etwas bewirken kann.
„Offen, engagiert und aufmerksamer“ wären seine Mitschüler geworden, berichtet Alexander Brinkord, erster Schülersprecher an der FOS. Die SMV habe in der Vorweihnachtszeit Kuchen, Plätzchen und Kaffee verkauft und die Asylbewerber gerne mit den Resten versorgt. Derzeit plane die 11. Klasse ein Fußballturnier mit den Asylbewerbern und die SMV habe schon Anfragen für die Organisation einer Spendenaktion, weiß Brinkord.
Schon vergangene Woche gab es aber für alle Beteiligten ein besonderes Highlight: das Volleyballturnier, das die Schüler selbst organisiert hatten. Die Asylbewerber, die schon in den vergangenen Wochen den Sozialkundeunterricht besucht hatten, waren als „internationale Gäste“ eingeladen.
Die Asylbewerber stellten allerdings keine eigene Mannschaft, sondern waren Teil der einzelnen Teams der Schüler und Lehrer. „Und einfach jeder wollte einen von ihnen im Team haben“, erzählt Brinkord. Und das zeigt, wie Integration im Kleinen geht.
Sophia Schäfer, Schülerin der 13. Klasse an der Fachoberschule in Holzkirchen berichtet hier von ihrem ersten Treffen mit den Asylbewerbern:
Die beiden jungen Männer aus Eritrea erzählten uns von ihren Beweggründen, der bewegenden Flucht, und ihrem jetzigen Leben in Holzkirchen. Beide begrüßten uns mit “Servus” und waren total offen. Besonders auffällig war, dass sie versucht haben, jede Frage so schnell wie möglich zu beantworten und niemanden lange warten zu lassen. Obwohl sie erst seit drei Monaten hier waren, konnten sie auch schon einige Wörter Deutsch. Die begleitende Psychologin erzählte das Leben der Flüchtlinge aus ihrer Sicht, von der teilfreudigen Art, aber auch von den Problemen der Flüchtlinge. Viele haben posttraumatische Störungen, können aber nicht angemessen therapiert werden. Sie erwähnte zudem den Wunsch der Flüchtlinge nach Kontakt mit Gleichaltrigen. Mit dem Vortrag in unserer Schule ist hierzu vielleicht der erste Schritt getan.
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