Wir haben uns mit dem GRÜNEN-Kandidaten getroffen. Werte wie Heimat und Naturschutz sind ihm ein großes Anliegen. Von den Kosten für die Geburtstagsfeiern will Rzehak aber nichts gewusst haben.
Grüß Gott, Herr Rzehak. Warum wollen Sie eigentlich Landrat werden?
Wolfgang Rzehak: Der Landkreis braucht einen Neuanfang. Ich denke, ich bin dafür geeignet. Als Diplom-Verwaltungswirt habe ich die richtige Ausbildung, kann selbstständig arbeiten und habe die nötige politische Erfahrung.
Wie wollen Sie als Landrat verhindern, dass es erneut unter anderem zu solch ausschweifenden Geburtstagsfeiern auf Kosten der Sparkasse und des Steuerzahlers kommt, wie in der Vergangenheit geschehen?
Rzehak: So etwas wird nicht wieder vorkommen. Wenn alle Fraktionen des Kreistags im Verwaltungsrat vertreten sind, bekommen wir auch mehr Transparenz. Dann greifen die Kontrollfunktionen.
Sie sind Mitglied des Verwaltungsrats. Wie war das mit den Kosten für die Parties von Kreidl und Färber? Haben Sie von alldem nichts mitbekommen?
Rzehak: Nein. Der Verwaltungsrat war mit alldem nicht befasst. Wie das passieren konnte, wird eine externe Prüfung klären, die der neue Sparkassen-Vorstand in Auftrag gegeben hat, und eine Prüfung von Regierung von Oberbayern und Sparkassen-Aufsicht.
War Ihnen die Höhe der Kosten für Jakob Kreidls und Arnfried Färbers Parties nicht bekannt? Haben Sie sich in dieser Angelegenheit persönlich etwas vorzuwerfen?
Rzehak: Nein.
Wie viel haben Sie als Entlohnung für Ihre Tätigkeit im Verwaltungsrat bekommen?
Rzehak: Die Höhe der Aufwandsentschädigung legt der Verwaltungsrat fest. Die Höhe hatte der Vorgänger von Jakob Kreidl festgelegt. Wie hoch diese ist, darf ich nicht sagen. Ich würde mich strafbar machen.
Wollen Sie wieder in den Verwaltungsrat?
Rzehak: Wenn ich Landrat werde, bin ich automatisch Vorsitzender des Verwaltungsrats.
Ortskerne stärken und ÖPNV verbessern
Kurz vor seinem Rückzug hatte Landrat Kreidl die Verkehrsprobleme im Tegernseer Tal zur Chefsache gemacht. Was ist Ihr Rezept, um die oft kilometerlangen Staus in den Griff zu bekommen?
Rzehak: Umgehungsstraßen sind für mich nicht durchsetzbar, denn dadurch werden die Probleme nur verschoben. Meine Lösungsvorschläge sind einfacher: Wenn wir die Zentren stärken und zentrale Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten wieder in die Ortsmitte bringen, entfällt viel vom Ziel- und Quellverkehr. Hier muss ein Umdenken erfolgen. Die Lösungen, die uns angeboten werden, bringen bisher wenig. Aber auch der ÖPNV muss verbessert werden. Da reicht es nicht, ein Fahrplanschild besser lesbar zu machen. Die Orte untereinander müssen stündlich erreichbar sein – auch bis in die späten Abendstunden.
Wollen Sie damit den Autofahrern ein Stückchen „Freiheit“ nehmen?
Rzehak Nein, die Freiheit will ich niemandem nehmen. Es geht darum, dass ein zusätzliches Angebot geschaffen wird. Man könnte zum Beispiel auch die Gästekarte mit der kostenlosen Busbenutzung auf den ganzen Landkreis ausweiten.
Lassen Sie uns auf die Energiewende, also eines der Kernthemen der Grünen, zu sprechen kommen. Der Landkreis Miesbach will bis 2035 energieautark sein. Ist das zu schaffen und, wenn ja, wie?
Rzehak Es geht nicht darum, dass wir in unserem eigenen Landkreis zu 100 Prozent versorgt werden. Es geht ja um mehrere Landkreise, also das ganze Oberland. Das Ziel ist aber klar: Der Landkreis muss Vorreiter in Sachen Energiewende werden.
Welche Energieformen kommen Ihrer Meinung nach für das Tegernseer Tal infrage?
Rzehak In einer Gegend, wo viel Sonne scheint, denke ich in erster Linie an Photovoltaikanlagen. Aber auch Biomasse aus Holz bietet sich an. Das hat außerdem den Vorteil, dass das Geld in der Region bleibt und wir werden politisch unabhängiger, wenn wir heimische Stoffe nutzen. Die Wasserkraft ist nahezu ausgeschöpft. Windräder haben am See für mich nichts zu suchen, wogegen ich sie mir etwa in Gewerbegebieten durchaus vorstellen kann. Von Pumpspeicherwerken halte ich hingegen nichts. Insgesamt wundert es mich, dass so wenig getan wird, damit die Energiewende gelingt. Man könnte glatt glauben, da will jemand bremsen. Wir müssen aber Kompromisse schließen, wenn wir die Energiewende wirklich wollen.
Ein viel diskutiertes Thema war und ist immer noch die geplante Fusion von TTT und ATS zu einer gemeinsamen landkreisweiten Tourismusorganisation. Wie ist Ihre persönliche Meinung dazu?
Rzehak Ich finde, wir können uns touristische Inseln nicht leisten. Die Urlauber nehmen nicht mehr nur einzelne Orte wahr, sondern ganze Regionen. Deshalb ist die Fusion der richtige Weg. Natürlich soll aber jede Region ihre Stärken betonen.
Was wäre eine Ihrer ersten Amtshandlungen als Landrat?
Rzehak Erstmal würde ich alle Mitarbeiter im Landratsamt kennenlernen, mir alles genau anschauen. Ich bin ja selber ein Verwaltungsmensch. Manchmal kann man einfach andere Lösungsansätze finden.
Und danach, wenn Sie alle kennengelernt haben?
Rzehak Dann gehören alle Vorgänge aufgearbeitet rund um die Affären. Bevor man dies macht, darf es keine Vor-Verurteilungen geben. Erst danach kann man die richtigen Schlüsse ziehen.
Und welche Themen stehen neben den bereits angesprochenen noch auf dem Plan?
Rzehak Ich bin nicht der „Hardcore-GRÜNE“, der sagt, es darf sich nichts verändern. Bezahlbarer Wohnraum für Familien und das Schaffen von Arbeitsplätzen sind mir wichtig.
Was denken Sie, wie sieht das Ergebnis am Ende des Wahlabends aus?
Rzehak Das kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich in die Stichwahl komme.
Wo findet man Sie am Wahlabend?
Rzehak Im Hopf-Weißbierstüberl in Miesbach.
Herr Rzehak, vielen Dank für das Gespräch.
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