Seine Motivation begründet Wisgott wie folgt: „Kinder sind unser Kapital, sie verdienen eine gute Zukunft.“ Damit das aber nicht nur am Tegernsee klappt, fährt der 44-Jährige immer wieder nach Craiova und bringt Spenden. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Ziel seiner Arbeit.
Es ist nicht das erste Mal, dass Peter Wisgott – eigentlich Chef der Seniorenresidenz Wallberg – sich für Kinder in Not einsetzt. In Polen und der Slowakei hat er schon einmal Kinderheime betreut. „Im November hat mich dann ein Freund gefragt, ob ich ihn bei seinem Hilfstransport nach Südosteuropa nicht begleiten möchte. Da haben wir auch das Kinderheim in Craiova besucht. Ich konnte meine Augen vor all dem Elend einfach nicht verschließen und ruhigen Gewissens nach Hause fahren“, so Wisgott.
Deshalb nutzt er jede freie Minute, um zu helfen. „Zurzeit mangelt es an allem. Im Heim kommen 201 Kinder auf nur sechs Betreuer. 80 Prozent von ihnen haben ein Handicap, Rollstuhlrampen gibt es bis jetzt nicht“, erzählt Wisgott. Und all das in einem Land, in dem die Politik korrupt und fast jeder zweite Bürger arbeitslos ist.
Die Kinder im Heim sind zwischen vier und 17 Jahren alt, danach sind sie auf sich allein gestellt. Für viele ist die Zukunft aussichtslos. Für Wisgott bedeutet das: anpacken. „Ich will nicht ein paar Mal kommen und Hilfsgüter bringen. Langfristig ist damit niemandem geholfen“, sagt er. Hilfe zur Selbsthilfe lautet das Motto. Also macht er sich nicht nur alle paar Wochen mit einem großen Anhänger voller Spenden auf den Weg, sondern kümmert sich vor Ort um Lösungen für die größten Probleme. Etwa, dass Rollstuhlrampen im Heim gebaut werden, die Betreuer Englisch lernen und die Kinder endlich eine funktionierende Küche bekommen.
Die Heimleitung und die Betreuer sind enorm engagiert, obwohl sie so wenig verdienen. Aber es mangelt einfach an Geld.
Momentan bezahlt er alles aus eigener Tasche. Zum Beispiel einen Laptop, den er dem Heim geschenkt hat. So kann er jeden Tag zwei bis drei Stunden in Kontakt treten. „Das ist wichtig für’s Vertrauen“, erklärt Wisgott.
Hilfe aus dem Tal
Für den Leiter der Seniorenresidenz Wallberg ist es eine Mammutaufgabe, immerhin wartet nach jeder Rückkehr in die Heimat erst mal ein weiterer Berg an Arbeit. „Der organisatorische Teil kostet am meisten Kraft“, sagt Wisgott. Zumindest kann er inzwischen auf tatkräftige Unterstützung von drei Freunden aus dem Tal vertrauen. Und auch in Rumänien haben sich ein paar ehrenamtliche Helfer gefunden. Zusammen wollen sie demnächst einige Projekte stemmen.
Im Sommer kommen dann 30 bis 40 Kinder samt Betreuern für ein paar Wochen mit nach Bayern und im Heim soll bis dahin zumindest für das Nötigste zum Leben gesorgt sein: Küche, Kleider, Nahrungsmittel. Auf lange Sicht soll den Kindern auch beruflich eine Perspektive gegeben werden: „Wir wollen einen Mechaniker einstellen und eine Kfz-Werkstatt aufbauen, damit die Jugendlichen dort ausgebildet werden können.“
Sein Antrieb sind allein die Kinder. „Sie sind unser Kapital, wir müssen eine gute Zukunft für alle Kinder schaffen.“ Deren Freude über das Engagement ist riesig. „Zuletzt habe ich fünf Fahrräder mitgebracht. Kaum haben wir sie ausgeladen, sind die Kinder die nächste Stunde über den Hof geradelt.“
Am kommenden Sonntag tritt Wisgott die Reise nach Rumänien erneut an. Eine Woche will er dieses Mal bleiben. Noch hat er ein wenig Platz in seinem Hänger. „Wir können alles gebrauchen“, sagt er und betont: „Wenn Hilfe, dann richtige Hilfe.“
SOCIAL MEDIA SEITEN