Der Prediger von Gmund

Er ist Kabarettist aus Leidenschaft. Könnte nach eigener Einschätzung aber auch in der Politik zuhause sein. „Ich würde mich gut machen als Kandidat“, setzte Florian Oberlechner seine Fastenrede an. Kein Wunder also, dass er die Kommunalwahl zum Hauptthema erhob.

Die letzten Karten waren längst über den Tisch gegangen. Gilt der „Flickä“ aus Kreuth doch als Garant für einen guten Lacher. Und der Gasthof Köck als „hochwassersicherster Saal im ganzen Tal“. Der Kabarettist heizte gehörig ein. Und machte mit der Predigt seinem Ruf alle Ehre

Parties, Politiker, Polemik – Oberlechners Lieblingsthemen.

Zuerst redete sich der Prediger mit Allgemeinplätzen so richtig warm. ADAC, FC Bayern, Steuern, Energiewende, Bayern-Politik – sie sorgten beim Publikum für so manchen ehrlichen Lacher.

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Wenn man dem Horsti (Seehofer: Anmerkung der Redaktion) einen Stecker hinten reinstecken würde, dann könnte der halb Bayern mit Strom versorgen, so schnell wie der sich dreht.

Mit den Anspielungen zu zwei ausgewählten Parteien – FDP und CSU – war Oberlechner auch beim Hauptthema angelangt – den anstehenden Kommunalwahlen. „In Bayern wird es keinen Genmais geben“, hätte der „Horsti“ auch noch gesagt. Mit einer bedeutenden Ergänzung: „zumindest bis zu den Kommunalwahlen“.

Denn ein genmaisgefütterter Wähler wählt noch mindestens 18 Jahre länger CSU.

Über die CSU landete der 46-Jährige schließlich schnell im Tegernseer Tal. Neben den allgegenwärtigen Bauprojekten wie a-ja – „und so-so-Hotels“, Orthopädischer Klinik, Gasthof Glasl oder Gut Kaltenbrunn war natürlich – wie jedes Jahr – auch der Maximilian wieder Thema. Auch wenn der Name „Maximilian“ in dieser Fastenrede zum letzten Mal fiele, er glaube ja auch, „dass Bier schön macht“, forderte der Prediger heraus.

Besonders die Pläne um das Tegernseer Almdorf schienen dem Kreuther innerlich aufzustoßen. „Unten darf man nicht Dorf sagen, aber oben schon“, schnitt er das Bauprojekt an. Ob dort oben in Zukunft noch die Tiere vom letzten Landwirt von Tegernsee grasen dürften, fragte er sich. Wo doch bald ein anderer Wind weht:

Auf das Almdorf fährt der Senn nur mit Ferrari und Cayenne.

Die Kellnerinnen – sie schleppten schwer an den vielen Krügen, die die Besucher an die Tische orderten. Und Oberlechner, einmal losgelassen, redete sich so richtig in Rage. Gegen willkürliche Bebauung gebe es ja Vorschriften. Doch die Kinder im Tal müssten auch weiterhin das Schwimmen lernen, sonst drohten sie, in den Schulden schier zu ersaufen.

Bei der Predigerreise rund um den Tegernsee bekamen vor allem die Bürgermeisterkandidaten ihr Fett weg. Der Wiesseer „Tagesvater und Märchenerzähler“ Rolf Neresheimer, der Rottacher Bogner Jo, mit seinen umwälzenden Ideen, der „Kachelmann“ Ulbricht Hermann und der Köck Christian, „der leicht auch hier an meiner Stelle reden könnt’“.

Der Prediger fragte sich auch, wie es weitergeht in der Stadt Tegernsee, wenn „der lustige Peter“ erstmal seinen Hut genommen hat. Oder der Hagn Hans das Rennen macht oder ob der Steg wieder wegkommt, wenn der Mandl Thomas kommt. In Gmund, wo dieses Jahr ja kein neuer Bürgermeister gewählt wird, wo man „vielleicht 2025 oder nur auf Anfrage“ irgendwann mal einen „neuen Preysing“ wählt.

Vor allem im gelben, im grünen und im schwarzen Bereich bewegte sich Oberlechner politisch gesehen. So brachte er den Wahlslogan von Martin Eberhard überhaupt nicht mit der Realität zusammen: „Ehrlich, kompetent, bürgernah – passt das überhaupt ins Portfolio eines Landrats?“

oberlechner

Über eine seiner Lieblingsanekdoten – die vom viel zu früh verstorbenen Steinmetz Fritz Steininger – kam er schließlich in Kreuth an.

Die Hälfte vom Kreuther Gemeinderat sind Deppen.

Das hätte dieser einmal gesagt. Als die Mitglieder des Gremiums das hörten und dadurch giftig – schier toxisch, wie Oberlechner es betitelte – geworden waren, hatte dieser sich dann berichtigt:

Die Hälfte vom Kreuther Gemeinderat sind keine Deppen.

Oberlechners Abrechnung mit den Lokalgrößen – sie war deftig und ging rund um den See. Bloß in Kreuth tue man sich wie immer schwer, Themen zu finden. „An diesem Volksstamm könnte man schier zerschellen“, so der Fastenprediger. Das südlichste sei gleichzeitig auch das „Montessori-Parlament am Tegernsee“.

Nichts Legendäres gebe es in Kreuth abzustimmen, höchstens die Parkgebühren, wie viele Lastwägen durch Glashütte fahren sollen oder „auf welche Seite der Weißach die Hund’ scheißen dürfen“. Wo dort doch Spitzensportler und Wildsauen die einzigen Aufreger seien.

Nach einer kurzen Pause war das Publikum mächtig in Fahrt. Das Bier floss – die Stimmung kochte. Die Gelegenheit für die Schauspieler Silvester Leo und Anian Roth, der Hoch-Stimmung noch eins draufzusetzen. Das eingespielte Team aus Senn Jaki und Sennerin Mändi machte sich auf rund um den See. In ihrem Einakter ging es auf einem mehr als anstrengenden Weg hoch zu den Almen. Den Schlamassel im Tal immer hautnah dabei.

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