Die Asylbewerberunterkünfte im Landkreis sind ausgelastet. Auch in Miesbach und Holzkirchen leben die Flüchtlinge auf engstem Raum zusammen. Dabei gibt es neben den verschiedenen Kulturen und Temperamenten – sowie teilweise auch Sprachbarrieren untereinander – besonders einen Faktor, der für Unruhe sorgt: die Langeweile.
Immer wieder kommt es in den Heimen zu Fällen von körperlicher Gewalt. So auch am 14. September 2014 in der Miesbacher Asylbewerberunterkunft. Dort hatten im Laufe des abends vier Männer insgesamt zwei Flaschen Wodka geleert. Einer von ihnen wollte sich danach noch etwas kochen und ging gegen 23 Uhr in die Gemeinschaftsküche.
Dort verrichtete gerade ein Mitbewohner den Putzdienst, zu dem er eingeteilt war, und schickte den Angetrunkenen weg. Dieser wollte sich das nicht gefallen lassen und griff nach einem Küchenmesser. Andere Bewohner eilten hinzu und nahmen ihm das Messer ab. Daraufhin nahm dieser eine der leeren Wodkaflaschen und schlug damit nach dem Kopf des Mannes mit dem Putzdienst. Der konnte zwar den Schlag mit der Hand abwehren, brach sich dabei aber den Mittelhandknochen.
Räumliche Trennung von Streithähnen problematisch
Nachdem die Polizei den Fall aufgenommen hatte, forderte das Opfer aus Angst vor weiteren Übergriffen den Umzug seines Angreifers in eine andere Unterkunft. Inzwischen lebt der Mann in der Holzkirchner Asylbewerberunterkunft und hat sich mit seinem Opfer ausgesöhnt.
Der Umzug nach Holzkirchen war allerdings ein kompliziertes Unterfangen, wie Gabriele Dorby, Pressesprecherin des Landratsamtes Miesbach, auf Nachfrage erklärt:
Das ging nicht von heute auf morgen, denn wir hatten zu dem Zeitpunkt mehrere Problemfälle.
Abgesehen von der ohnehin dichten Auslastung der Unterkünfte sei niemand begeistert, wenn dort ein mutmaßlicher „Querulant“ untergebracht werden solle. „Natürlich sind wir dabei auch auf Widerstände gestoßen“, so Dorby.
Beschäftigung gegen Langeweile
Auch die Pressesprecherin sieht in der Langeweile der Flüchtlinge einen elementaren Unruhe-Herd. Deshalb begrüßt und unterstützt das Landratsamt die Bemühungen von Ehrenamtlichen und Vereinen, die sich um die Asylbewerber kümmern. „Die Ehrenamtlichen machen hier wirklich viel, zum Beispiel Sprachunterricht. Und auch die Vereine integrieren die Flüchtlinge ganz toll mit ihren Sportangeboten“, freut sich Dorby.
Einige der Asylbewerber arbeiten auch regelmäßig. Das ist ihnen nämlich nicht verboten, solange es sich um Ein-Euro-Jobs handelt. Bei der Jobsuche werden sie vom Landratsamt unterstützt. Auf diese Weise einmal rauszukommen aus der Enge, ist sicherlich ein wirkungsvolles Mittel gegen den „Lagerkoller“ – und damit gegen potentielle Konflikte.
Dass Streitigkeiten nicht eskalieren, ist gerade für laufende Asylverfahren wichtig. Dabei besteht nämlich die Gefahr, dass sich Fälle wie die schwere Körperverletzung in Miesbach negativ auswirken, sagt Dorby: „Natürlich muss das von Fall zu Fall bewertet werden. Aber wenn jemand straffällig wird, wirkt sich das nicht unbedingt positiv auf dessen Asylverfahren aus.“
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