„Ich musste mich sehr ärgern“, so die Mutter eines Abiturienten. Sie kann nicht verstehen, dass sie für einen schönen Abend 55 Euro pro Person bezahlen soll. Zudem stört es sie, dass Geschwister nicht zur Feier dürfen.
Natürlich will die Mutter ihrem Kind nicht den Abschluss vermiesen. Und den traditionellen Ort der Veranstaltung in Wildbad Kreuth findet sie im Grunde genommen auch passend. Doch der hohe Preis und dass die Geschwister nicht mitkommen dürfen, schrecken sie dann doch ab. „Wir als Eltern und unser Abiturient sind 165 Euro nur an Eintritt los, ohne Speisen und Getränke“, erklärt die Mutter.
Wir fragen bei Schulleiter Dr. Werner Oberholzner nach, was es mit den Umständen der Abiturfeier auf sich hat. „Darüber weiß ich gar nicht viel, das macht die Q12.“ Diese sei jedoch zur Zeit in den mündlichen Prüfungen und schwer erreichbar.
Größe des Saals ein Problem
Ein bisschen was weiß er naturgemäß trotzdem über die Abiturfeiern – nach jahrzehntelanger Rektorentätigkeit. Er findet den Preis im Bereich des Normalen. Merkt jedoch an, dass er sich nicht vorstellen könne, dass das Essen nicht im Preis enthalten sei, denn es sei immer so gewesen. Die Getränke müsse man jedoch selber bezahlen. „Andere Gymnasien sind auch nicht billiger“, meint der Rektor.
Dass die Geschwisterkinder nicht mit auf die Feier kommen können, bestätigt er. Der Saal sei lediglich für 270 Personen zugelassen – wegen der Brandschutzvorschriften. Das müsse man akzeptieren. Der aktuelle Abiturjahrgang sei mit 69 Schülern relativ klein, jedoch, wenn man beide Elternteile und die Vertreter von Schule und Behörden dazuzähle, dann sei der Saal schon voll belegt. Das sei schade, aber nicht zu ändern.
Die Schüler sind damit nicht glücklich und ich bin es auch nicht.
Seit 30 Jahren stellt die Hanns-Seidel-Stiftung den Rahmen für die Abifeiern, berichtet Martin Reising, Wirtschaftsleiter bei der Hanns-Seidel-Stiftung. Aber die Versammlungsstättenverordnung – die auch den Brandschutz regelt – müsse trotzdem eingehalten werden. „Das fällt sonst auf den Hausherrn zurück“, weiß Reising.
Im vergangenen Jahr hatte man zusätzlich ein Außenzelt aufgestellt, weil es ein größerer Jahrgang gewesen sei. Das bot Kapazität für 80 Personen mehr. Aber auch zusätzliche Angriffsfläche: „Es kamen Beschwerden von Leuten im Zelt, die sich als Menschen zweiter Klasse behandelt fühlten.“ Deshalb soll es zukünftig kein Zelt mehr geben.
Schülern fehlt es an Stil
Die Abiturfeier sei eine Institution mit vielen Auf’s und Ab’s, berichtet Reising. „Es gibt Jahre mit tollen Feiern, aber auch Probleme“, räumt er ein. Manchmal gebe es Ausreißer, die ihn persönlich nicht gerade froh stimmten. Beispielsweise, wenn man nach der Feier nicht aufräume. Das müsse er dann natürlich in Rechnung stellen, so Reising. Oder wenn die laute Musik bis um 1 Uhr in der Nacht die anderen Gäste – oft Seminarteilnehmer – störe, die sich ebenfalls in der Stiftung aufhielten. Außerdem mangele es manchen Schülern an Stil, findet er.
Mich ärgert es, wenn die Schüler mit der brennenden Zigarette das Essen servieren.
Er wünsche sich mehr Achtung vor diesem Ort – mit der bewegten Geschichte und dieser ganz besonderen Atmosphäre. Um die Organisation der Feier kümmerten sich die Schüler jedoch selbst. Reisings Team stelle lediglich den Raum sowie das Buffet zur Verfügung. 30 bis 35 Euro falle dafür an. Der Rest des Eintritts werde wohl von den Schülern noch aufgeschlagen für Musik und sonstiges. „Wir verdienen daran nichts“, betont Reising.
Reising versucht, was er kann, um die passenden Rahmenbedingungen für die Tegernseer Abifeier zu bieten. Dieses Jahr wollten die Schüler der Q12 ein vorheriges Probeessen, um das Buffet zu testen. „Das müssen wir dann aber auch in Rechnung stellen“, merkt er an. Wenn sich die Beschwerden häuften, müsse Rieger die Abifeier auch nicht auf Biegen und Brechen durchziehen, sagt er. Tradition hin oder her.
Die Schüler hätten kurz überlegt, woanders hinzugehen, erklärt Oberholzner. Doch jetzt sei man doch wieder in Wildbad Kreuth. Vor allem die Tatsache, dass das Tegernseer Tal mit großen Sälen nicht gerade reich bestückt sei, habe den Ausschlag gegeben. Einzig das Rottacher Seeforum und die Bachmair-Weissach-Eventarena wären wohl infrage gekommen. Doch da waren den Schülern die Hanns-Seidel-Stiftung und die Tradition dann doch lieber.
SOCIAL MEDIA SEITEN