Dem denkmalgeschützten Haus könnte der Neubau die Schau stehlen: Nicht nur, weil er sich optisch in den gehobenen Baustil der Wohngegend einfügen und damit ein weiterer Blickfang sein wird. Sondern vor allem, weil er den Blick auf die Villa Padua versperrt.
Die Irritation ist groß. Wer seit vergangener Woche die Ganghofer Straße am Rottacher Seeufer entlang und an den dortigen Villen vorbeigeht, erlebt eine Überraschung: Bislang erinnerte der Blick auf die Villa Padua an einen pompösen Schlossgarten. Doch wo vormals Plastiken und Skulpturen auf penibel gepflegtem Rasen standen, fahren jetzt Bagger und heben den Boden aus. Eine riesige Baustelle befindet sich mitten im Vorgarten der Villa Padua.
Dort wird Platz geschaffen für ein großzügiges Einfamilienhaus, wie Walter Hübsch, Leiter des Rottacher Bauamtes, auf Nachfrage erklärt. Den Plänen zufolge handelt es sich um einen langgestreckten Baukörper mit zwei Stockwerken und einer Süd-Nord-Ausrichtung – das heißt, der Dachgiebel zeigt zum See wie bei den meisten Häusern in der Nachbarschaft.
Der Baustil ist gehoben
Auch ist eine Garage geplant, die zwischen dem Neubau und der Villa Padua liegen und damit von der Straße aus nicht einsehbar sein soll. Über Wohnfläche und Ausstattung des Hauses kann Hübsch derzeit keine Angaben machen. „Aber man kann davon ausgehen, dass es ähnlich gehoben sein wird, wie es in der Gegend üblich ist“, so der Rottacher Bauamtsleiter.
Das Grundstück wurde bereits geteilt – in Villa Padua und Neubau. Der Bauherr, so Walter Hübsch, könne die Unterteilung aber nach eigenem Ermessen verändern. Viele Passanten sind indes irritiert, warum in das prunkvolle Grundstück jetzt überhaupt ein Einfamilienhaus gesetzt wird. Grundstücks-Eigentümer Klaus Dieter Graf von Moltke gibt Entwarnung: die Villa Padua bleibe natürlich von außen sichtbar.
“Sie steht nach wie vor blitzeblank frei da und die Seeansicht bleibt natürlich erhalten. Ich gehe doch nicht hin und entwerte die Villa Padua, indem ich die Sicht auf den See verbaue”, sagt Graf von Moltke. Vom insgesamt 7.000 Quadratmeter großen Grundstück habe er 1.650 Quadratmeter hergegeben. Auf diesen baut nun ein Münchner Unternehmer besagtes Einfamilienhaus. “Ein Ensemble, das der Villa Padua gerecht wird”, verspricht Graf von Moltke.
Damit der Blick auf das Grundstück Fußgängern nicht verwehrt bleibt, wird die Hecke an der Grundstücksfront niedriger gestaltet. So können Passanten nach wie vor einen Blick auf das neue “Gesamtensemble” werfen. “Für mich ist es eine ideale Situation. Die Villa Padua bleibt sichtbar, aber ich bin nicht mehr ganz so auf dem Präsentierteller”, erklärt Graf von Moltke seine Beweggründe.
Die 1907 erbaute Villa Padua steht als „zweigeschossiger neuklassizistischer Walmdachbau mit Putzgliederung“ unter Denkmalschutz. Das Landratsamt Miesbach hat nach einer Prüfung jedoch beschlossen, dass die Villa vom Neubau auf dem Grundstück nicht direkt betroffen sei. Dadurch seien auch alle Bedenken ausgeräumt, erklärt Bauamtsleiter Hübsch abschließend. Und so werden sich Spaziergänger auch künftig am Blick auf die Villa Padua freuen können.
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