„Rottach hat was Besseres verdient als ein Dixi Klo zur Begrüßung“

Eine halbe Stunde lang steht Josef Bogner vor dem Saal des Seeforums in Rottach-Egern und begrüßt die Gäste. Etwas mehr als 100 Interessierte sind zum zweiten Rottacher Dorfgespräch gekommen.

Als der Saal schließlich fast voll ist, legt Bogner, der am Sonntag zur Stichwahl um das Bürgermeisteramt antritt, auch schon los. „Klartext“ will er reden und die Gelegenheit nutzen, um deutlich zu machen, wofür er steht.

Bogner stellt seine Visionen für Rottach-Egern vor
Josef Bogner stellte gestern Abend seine Visionen für Rottach-Egern vor.

„Es geht mir um Rottachs Zukunft. Wir können nicht die nächsten 100 Jahre planen, aber die nächsten sechs. Ich habe mir jetzt sechs Jahre Pause gegönnt, da bekommt man eine neue Sichtweise auf die Dinge“, steigt Bogner ein. Neue Wege, neue Sichtweisen, frischen Wind – das wolle er schaffen. Aber nicht allein: „Ein Bürgermeister kann allein gar nichts mehr machen. Er muss immer alles auf den Tisch bringen und alle mitnehmen. Das ist mein Politikverständnis.“

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Deshalb setzt Bogner auf einen Zukunftsdialog und spricht direkt seine Ideen und Projekte an. Beim Thema Tourismus fehlt es ihm vor allem an Aushängeschildern für den Ort: Das Seeforum direkt am Ortseingang biete sich an, um Gäste zu locken und zu informieren. Deshalb gehöre dort auch die Tourist-Info rein. Auch über den Status Quo des Sutten-Gebiets ist Bogner nicht froh: „Fällt euch gar nicht auf, dass da seit 20 Jahren nur eine Schranke und ein Dixi Klo stehen? Das ist doch kein Aushängeschild“, so Bogner.

Suttengebiet könnte autofrei werden

Als Lösung plädiert er für ein Verkehrskonzept mit Parkleitsystem und automatischem Schrankenbetrieb. „Klar, das kostet Geld. Aber wir können nur mithalten, wenn wir die Modernisierung nicht schrecken.“ Der parteifreie Bürgermeisterkandidat könne sich aber auch gut vorstellen, die Sutten komplett vom Verkehr zu befreien – Anlieger ausgeschlossen. „Da muss man dann eben mit den Grundstückseignern verhandeln und unten Parkplätze schaffen. Das wird hart, aber Rottach hat was Besseres verdient als ein Dixi Klo zur Begrüßung.“

An dieser Stelle muss sein Konkurrent von der CSU widersprechen. Christian Köck ist, wie ein Teil des neugewählten Gemeinderats, ebenfalls gekommen und betont: Die Gemeinde habe in den letzten Jahren sehr wohl intensiv mit den Eignern verhandelt, doch die weigerten sich schlichtweg. Bogners Sutten-Plan bezeichnete er daher als unrealistisch: „Es ist nicht alles so leicht, wie es sich anhört“, so Köck.

Überhaupt erweist sich der Tourismus als ein schwieriges Thema, die Gestaltungsmöglichkeiten der Gemeinde sieht Bogner limitiert: „Wir haben ein gewichtiges Wort, aber bestimmen tut die TTT. Das Thema haben wir abgegeben, das muss uns schon bewusst sein.“

Gut 100 Gäste lauschten Bogners Ausführungen. Einige stellten Fragen an den Bürgermeisterkandidaten.

Auch die Jugend – besonders ihre Wohnsituation – thematisiert Bogner im zweiten Dorfgespräch: „Das sind ganz normale Leute, die einfach bei uns arbeiten und wohnen wollen. Aber wie soll das gehen bei deren Verdienst und unseren Mietpreisen? Fehlanzeige – würde ich sagen.“ Günstige Wohnungen sollen aus den Einnahmen der Zweitwohnsitzsteuer finanziert werden.

Bis jetzt ist da Vieles einfach verpufft, aber das kann so nicht bleiben. Als Gemeinde muss uns das interessieren.

Immobilien sind in Rottach ohnehin ein Dauerthema. Nach dem Ende des Gasthof Glasl soll – wenn es nach Bogner geht – die Gemeinde in Zukunft selber vermehrt in Aktion treten. „Wenn künftig etwas verschwinden soll, was zuvor das Ortsbild geprägt hat, müssen wir mit dem Eigentümer verhandeln. Vielleicht müssen wir ihn sogar ein bisschen erpressen. Wenn es um den Erhalt geht, muss die Gemeinde eben auch mal ein Objekt kaufen, sanieren und wieder verkaufen.“

Auf Bogners Präsentation folgen zahlreiche Fragen aus dem Publikum – mit den meisten ist der Kandidat per Du. Viele wollen wissen, wie der Gastronom denn all die Projekte umsetzen und finanzieren wolle. „Das geht natürlich nur Stück für Stück. Wir werden sicher nicht alles schaffen, schon gar nicht von heute auf morgen. Aber ich möchte neue Ideen immer wieder ansprechen, mit den Bürgern diskutieren, friedlich und neutral einen Konsens finden und alles umsetzen, was möglich ist“, so Bogner abschließend.

Nach eineinhalb Stunden verlassen die meisten der rund 120 Gäste den Saal. Einige bleiben noch für ein paar Minuten und unterhalten sich mit Josef Bogner, stellen Fragen, wünschen Glück für die am Sonntag stattfindende Stichwahl. Und der parteifreie Kandidat geht nach seinem zweiten Dorfgespräch, laut eigener Aussage, mit einem „sehr positiven“ Gefühl nach Hause.

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