Masten, wechsle dich

Ein Mobilfunkbetreiber möchte in Holzkirchen zwei neue Masten errichten. Die darf er nicht wie früher nach Belieben platzieren. Der Bayerische Mobilfunkpakt räumt der Marktgemeinde ein Mitspracherecht ein – um die Strahlung für die Bürger möglichst gering zu halten.

Mobilfunk: ja. Strahlung: nein, danke. Die Gemeinde Holzkirchen hat ein Mitspracherecht. Quelle: Umweltinstitut München.
Mobilfunk: ja. Strahlung: nein, danke. Die Gemeinde Holzkirchen hat ein Mitspracherecht. Quelle: Umweltinstitut München.

„Wir stehen einmal wöchentlich in Kontakt“, erzählt Karl Herbst vom Bauamt Holzkirchen. Experte Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut München hatte nämlich dem Holzkirchner Gemeinderat vergangenen Herbst ein Angebot unterbreitet. Für rund 20.000 Euro führt der Experte derzeit Erhebungen über Mobilfunkstrahlung im Ort durch.

Bisher hatten Kommunen nur wenig Mitspracherecht in der Standortwahl für Mobilfunkmasten. Ein Konzern beachtet beim Aufstellen eines solchen Masts nur die „Versorgungsqualität“ und die „Kostenminimierung“, erklärte Ulrich-Raithel der HS im Januar. Um bei der Standortwahl auch die Immissionen zu minimieren, können die Gemeinden – dank des Mobilfunkpakts von 2013 – mit Hilfe des Umweltinstituts eigene Vorschläge liefern.

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Vodafone sucht neue Standorte

Die Gutachter vom Umweltinstitut München machen gerade auch in Holzkirchen mögliche, strahlungsarme Standorte ausfindig. Denn ein Mobilfunkbetreiber hat Interesse an zwei neuen Masten in Holzkirchen signalisiert. Für Holzkirchen bedeutet das nicht unbedingt zusätzliche Masten, denn Vodafone besitzt bereits zwei davon im Ort und muss nun seine Standorte verlegen, weiß Karl Herbst.

Ein Mast befindet sich auf der „Alten Post“. Hier läuft der Vertrag bald aus. Der zweite Funkmast steht im Gewerbegebiet auf dem Dach des Hexal-Sandoz-Gebäudes.

Letzterer wäre vertraglich zwar ungebunden, müsste laut Herbst aber aufgrund von Umbauarbeiten am Gebäude weichen. Durch das, in Zusammenarbeit mit Ulrich-Raithel erstellte, „Mobilfunkvorsorgekonzept“ würden neue Standorte im Gewerbegebiet gesucht. Bisher ist also geplant, die Standorte nur zu verlagern, meint Herbst. Nur falls an den neuen Standorten die Versorgungsqualität nicht ausreiche, würde es zusätzliche Masten geben.

Und genau das soll der Experte vom Umweltinstitut ermitteln. Die idealen, also die strahlungsärmsten, aber dennoch rentabelsten, Stellen für einen Masten muss er finden. Mit speziellen Computerberechnungen werden strahlenminimierende Standorte vom Experten identifiziert und analysiert. Die Verhandlungen laufen dabei im „Dialogverfahren“ ab, weiß Herbst.

An der Standortentscheidung mitwirken

Das Gutachten wird dann der Gemeinde vorgelegt. Anschließend kann der Gemeinderat entschieden, ob er sich in die Standortentscheidung „einklinken“ will, erklärte Ulrich-Raithel den Vorgang. Sollte Vodafone beispielsweise sehr strahlungsintensive Standorte vorschlagen, kann die Gemeinde ermittelte, bessere Alternativen entgegensetzen.

Um dreißig bis siebzig Prozent können Strahlungen so minimiert werden. Nach den Erfahrungen des Umweltinstituts sind die Netzbetreiber meist zu Kompromissen bereit. Sollte im „Dialogverfahren“ kein Konsens zwischen dem Netzbetreiber und der Gemeinde bestehen, könnte man noch über eine Bauleitplanung „massiv vorgehen“, so Herbst.

Dies sieht der Experte vom Umweltinstitut jedoch als „letzten Ausweg“. Denn das Verfahren ist meistens kostenintensiv und nicht unbedingt erfolgreicher als das Dialogverfahren. Ziel ist es vorerst, Konsens zwischen der Gemeinde Holzkirchen und Vodafone herzustellen.

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