Was die Zahlen der letzten Jahre belegen, lässt sich auch in den Prognosen für die kommende Entwicklung erkennen: Premium ist das Schlagwort und das Ziel, auf das Tourismusverband und Hoteliers hinarbeiten.
Zur Erinnerung: Im Jahr 2013 gab es im Tal 635 Betriebe, die zusammen 10.115 Gästebetten zur Verfügung stellten. Diese Zahl – Stichwort: Bettenschwund – war von 2003 bis 2013 bereits stark gefallen. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass die Bettenzahl in den nächsten Jahren weiter sinken wird.
Dies zeigt auch eine Prognose der TTT: Unter der Voraussetzung, dass alle aktuellen Hotelprojekte umgesetzt werden, wird für das Jahr 2020 am Tegernsee eine Bettenzahl von rund 10.000 erwartet. Und das, obwohl die neuen, großen Hotels rund tausend zusätzliche Betten mit sich bringen sollen, wie die Zahlen der Touristiker zeigen.
Konkret sehen die Pläne auf die einzelnen Betriebe bezogen wie folgt aus: In Bad Wiessee rechnet die TTT für das neue Gesundheitszentrum im Jodschwefelbad mit rund 300 Betten. Das brachliegende Hotel Lederer hat seinerzeit über 165 Betten verfügt – was auf dem Gelände entstehen wird, ist derzeit aber ungewiss. Und die Pläne für ein Sporthotel auf dem Gelände der ehemaligen Wiesseer Kinderklinik sehen 85 Zimmer vor, ein Baubeginn steht noch nicht fest.
Der Feichtner Hof in Gmund wird derzeit erweitert – zu den aktuell 38 Betten kommen dann 20 neue dazu. In der Rottacher Seestraße steht die Seeperle seit 20 Jahren leer. Nun gibt es endlich konkrete Pläne. Doch zur Bettenzahl sind frühestens 2015 Informationen zu erwarten.
Tegernsee bekommt den stärksten Hotel-Zuwachs
Von allen Talgemeinden hat Tegernsee mit Abstand die meisten neuen Hotels und Erweiterungen in Aussicht: Das Aja-Hotel soll mit 135 Zimmern und 40 Suiten rund 300 neue Gästebetten in den Ort bringen. Beim umstrittenen Almdorf rechnet man derzeit mit 75 Betten. Der Westerhof wächst den neuen Plänen zufolge von 90 auf 138 Betten. Genauso die Orthopädische Klinik, wo zu den 166 vorhandenen Betten 20 neue hinzukommen sollen.
Wie wir berichteten schließt sich auch Das Tegernsee dem Erweiterungs-Trend an: 36 zusätzliche Betten sind geplant. Große Fragezeichen gibt es dagegen beim Hotel Guggemos und dem Gartenheim-Areal: Hier wie dort gibt es noch nicht mal Pläne. Fehlt noch das Krankenhaus-Gelände: Mindestens 50 Prozent der Fläche soll für ein neues Hotel genutzt werden. Wie viele Betten dort entstehen, ist allerdings noch nicht bekannt.
Grob überschlagen könnten bis 2020 also rund 1.000 zusätzliche Betten entstehen. Wenn man die TTT-Prognose von 10.000 Betten insgesamt berücksichtigt, bedeutet das unterm Strich: Die Bettenzahl wird trotz der vielen neuen und erweiterten Betriebe nicht nur insgesamt weiter sinken. Auch müssen die großen Hotels den Bettenschwund bei den Kleinen und Privaten ausgleichen. Nur so lässt sich das Niveau von rund 10.000 Betten überhaupt halten. Die im letzten Artikel angesprochene Umverteilung setzt sich also weiter fort.
Premium-Anspruch kommt großen Hotels zu Gute
Dabei sei die Situation der kleineren Vermieter keinesfalls aussichtslos, wie Petra Berger von der TTT erläutert. „Wir haben ständig Anfragen von neuen Privatvermietern. Häufig sind das junge Leute oder Pächter, die Betriebe übernehmen wollen. Wer im Internet vertreten ist und bei Aktionen und Ranking- sowie Buchungs-Portalen mitmacht, hat auch heute als Privatvermieter Chancen auf dem Markt“, so Berger.
Dennoch: Die rückläufigen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Und mehr noch: Sie passen wie angegossen ins Zukunftskonzept der Touristiker. Denn durch den Zusammenschluss der Landkreis-Standorte zur neuen Alpenregion Tegernsee-Schliersee soll die Region klar positioniert werden. In einem Thesenpapier stellen die Verantwortlichen ihre Visionen für 2020 vor: Die Region soll zum „Marktführer für Tagesgäste aus dem Münchner Raum“ werden.
Ähnliche Ambitionen hat man bei den Übernachtungszahlen: Bis 2020 sollen diese von heute 2,5 auf 3 Millionen steigen. Damit soll sich die Region zu DER „qualitativ herausragenden Premium-Destination in Süddeutschland“ wandeln. „Premium“ ist ab sofort das omnipräsente Stichwort. Und dazu passen noble Hotels eben besser als Privatunterkünfte.
Neben zahlreichen Marketing-Maßnahmen, wie neuem Konzept und Logos, trägt vor allem die zunehmende Spezialisierung zur „Genießer-Region“ ihren Teil dazu bei. Qualität, Service, regionale Produkte, einmalige Erlebnisse und nicht zuletzt Prestige in Verbindung mit „urbayerischen Werten“, sollen den Gästen künftig geboten werden. Da haben es neue, finanzkräftige Hotelgruppen natürlich leichter, sich diesem Schwerpunkt anzupassen, als es bei alteingesessenen Privatvermietern der Fall ist.
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