Eigentlich sind die Gemeinden eines Landkreises nicht dazu verpflichtet, Unterkünfte für Asylbewerber bereitzustellen. Doch der Landkreis muss die Menschen auf seine Gemeinden verteilen und ist dabei auf deren Angebote und auf Angebote privater Vermieter und Grundstücksbesitzer angewiesen. “Wenn das nicht ausreicht, müssen wir Gemeindegrundstücke und Turnhallen in Beschlag nehmen”, sagt Gerhard Brandl, Pressesprecher des Landratsamts Miesbach.
Das könnte jetzt der Fall sein. Bis zu 900 Flüchtlinge muss der Landkreis in diesem Jahr unterbringen, rechnet man im Landratsamt. Wahrscheinlich werden es sogar mehr, so Brandl. Wann die Menschen kommen und wie viele es sein werden lasse sich schwer sagen: “Wir bekommen meist ein bis zwei Tage vorher Bescheid.”
Neue Container-Unterkünfte in Valley und Holzkirchen
Dann muss schnell ein Platz gefunden werden. Aber wo? Die Wohncontainer in der Erich-Kästner-Straße sind mit 50 Personen voll belegt. Eine weitere Unterkunft für möglichst mehr als 50 Personen könnte auf einem 1.000 Quadratmeter großen Grundstück der Kirche im Gewerbegebiet Ost am Rudolf-Diesel-Ring entstehen. Derzeit sei man mit den Nachbarn dort im Gespräch.
Derweil hat man in Valley einen geeigneten Standort im Ortsteil Kleinschwaig in der Kreuzstraße gefunden. Der Besitzer will das 3.000 Quadratmeter große Areal an den Landkreis verpachten. 48 Personen sollen dort untgerbracht werden, sagt Bürgermeister Andreas Hallmannsecker.
Turnhallen als Zwischenlösung
Doch neue Wohncontainer sind eher eine mittelfristige Lösung. Denn zuvor müssen die Gemeinden auf den angebotenen Grundstücken Baurecht schaffen. Bis dort Container aufgestellt werden und die ersten Flüchtlinge einziehen, könne es zwischen drei Monaten und einem halben Jahr dauern. In Valley sollen die ersten Flüchtlinge in vier Monaten untergebracht werden können.
So lange werden die nächsten Asylbewerber aber nicht warten können. Die nächste Zuweisung erwartet der Landkreis schon für den 28. April, teilt das Landratsamt heute mit. „Es werden mindestens 30 Personen sein. Wir müssen uns aber auf bis zu 100 neu unterzubringende Asylbewerber einstellen“, so Wolfgang Zierer vom zuständigen Fachbereich am Landratsamt. Wie viele es tatsächlich sein werden, weiß man aber erst, wenn sie da sind, sagt Brandl.
Bis zu 120 Personen in Probst-Sigl-Halle?
Derzeit zeichnet sich ab, dass das Landratsamt bis zu 30 Personen in einen Raum unter der Turnhalle von Waakirchen unterbringen wird. “Das ist schon das Maximum dort”, so Brandl. Außerdem prüft das Landratsamt, eine der drei Turnhallen in Holzkirchen in Anspruch zu nehmen. Dafür führen Landkreis und Gemeinde intensive Gespräche. “Es ist die einzige Chance, die der Landkreis hat”, sagt Robert Haunschild, Geschäftsleiter von Holzkirchen.
“Im Gespräch sind die Dreifach-Turnhalle der Realschule in der Probst-Sigl-Straße, die Einfach-Turnhalle der Mittelschule in der Baumgartenstraße und die Einfach-Turnhalle in der Hauptstraße von Föching”, sagt Haunschild. Bis zu 120 Personen könnten in der Probst-Sigl-Halle unterkommen. In den anderen beiden Hallen sind es jeweils 30 bis 40.
Entscheidung noch in dieser Woche
“Eine kleine Halle ist sicher für alle Beteiligten die angenehmere Lösung”, sagt Herr Haunschild. Nach einer ersten Begegnung mit dem Landratsamt seien alle drei grundsätzlich geeignet. Jetzt sei noch zu klären, ob zusätzliche Container für Küche und weitere sanitäre Einrichtungen aufgestellt werden können.
Außerdem müssen das Für und Wider abgewogen werden, beispielsweise in wie weit die Unterbringung in der Turnhalle den Schulunterricht beeinträchtigt. Die Entscheidung fällen dann das Landratsamt und die Gemeinde zusammen: “Ich hoffe noch diese Woche”, sagt Haunschild.
Nach der Entscheidung sollen dann die betroffenen Eltern, Lehrer und Schüler in einer Veranstaltung informiert werden, um sich darauf einrichten zu können. Einen Termin dafür gibt es noch nicht. Außerdem suchen die Gemeinden Holzkirchen und Valley noch ehrenamtliche Helfer, die den Flüchtlingen helfen sollen, sich zurecht zu finden. Interessierte aus Holzkirchen melden sich bei der Integrationsbeauftragten Maria Korell. Wer in Valley helfen möchten, meldet sich im Rathaus.
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