Beim letzten Mal wünschte sich Christa Ortmann von den “Frauen in Schwarz“ den Bildhauer Tobias Ahlhelm (Tobel) als nächsten Interviewpartner. Der Künstler aus Hohendilching erzählt uns heute, was Holzkirchen für ihn so besonders macht.
Mit seinen Bildhauer-Symposien im Mangfall-Tal hat sich Tobel nicht nur vor Ort, sondern auch international einen Namen gemacht. Am 14. Juni startete nun der dritte Workshop mit sechs Bildhauern aus aller Welt. Die fertigen Kunstwerke werden ab 27. Juni zu sehen sein, einige verbleiben sogar im Mangfall-Tal.
Veranstalter ist der Valleyer Verein Kunstdünger, den Tobel mit seiner Frau, der Schauspielerin Christiane Ahlhelm, ins Leben gerufen hat. “Tobel war ursprünglich der Spitzname meiner Eltern für mich – als Kurzform für Tobias. Nun ist er mir als Künstlername geblieben”, erklärt er zunächst seinen Namen.
Hallo „Herr“ Tobel, was bedeutet Holzkirchen für Sie?
Die Anderlmühle hier in Hohendilching ist für mich ein Ort der Inspiration. Besonders wenn ich lange verreist war, kann ich hier Kraft und Energie tanken. Hier draußen, mitten in der Natur und direkt an der Mangfall, kann ich hervorragend neue Gedanken, Konzepte und Modelle für Kunstwerke entwickeln.
Was gefällt Ihnen hier besonders gut?
Für mich ist der Ort ideal. Ich habe keine Nachbarn, das bedeutet, dass ich Lärm machen kann ohne jemanden zu stören. Aber wir sind auch schnell in München, wo wir jederzeit Kultur und Theater genießen. Das ist für meine Frau als Schauspielerin wichtig.
Was würden Sie am liebsten sofort ändern?
Die Winter sind hier im Atelier und draußen schon verdammt hart. Da wünsche ich mir manchmal wärmere Gefilde. Allerdings muss ich zugeben, dass ich rund 50 Prozent meiner Arbeitszeit am PC verbringe – mit Planen, Kontakten oder dem Bau von Modellen, dann heize ich eben ein. Ich mag diese Vielseitigkeit meiner Arbeit und die tollen Leute, die ich kennenlerne – da macht man halt Kompromisse.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz in der Region?
Sehr gerne bin ich in den Bergen. Und zwar am liebsten oberhalb der Baumgrenze. Diese kargen, einsamen Landschaften spiegeln sich ja auch in meinen Arbeiten wider. Außerdem mag ich Flussbetten – so wie die Mangfall hier.
Was ist Ihr persönlicher Freizeitttipp?
Meine Favoriten zum Wandern und Mountainbiken sind das Karwendel-Gebirge und die Eng. Wenn das Wetter schlecht ist, gehe ich gelegentlich ins obere Isartal.
Welchen Ort möchten Sie unbedingt einmal besuchen?
Ganz viele … (Stöhn). Ich träume von den Osterinseln, von den Anden und Bolivien. Und, obwohl ich schon oft dort gewesen bin, möchte ich wieder in den Himalaya. Mich fasziniert wie genügsam die Menschen dort leben und in der Lage sind, sich auf das Wesentliche herunterbrechen. Der Kontrast wird umso bewusster, wenn ich aus unserem Konsumwahnsinn in diese Gegenden komme.
Bei welcher Veranstaltung kann man Sie als nächstes antreffen?
Die nächsten zwei Wochen: HIER. Auf dem Bildhauer-Symposium in der Anderlmühle. Mit den Gästen. Ich freue mich, dass wieder so tolle internationale Künstler wie die Brasilianerin Marcia de Bernardo, Girts Burvis aus Lettland sowie die Deutschen Sibylle Kobus, Sigi Bussinger und Hubert Maier teilnehmen und bin supergespannt auf die Ergebnisse. Zu sehen auf der Finissage am 27. Juni.
Wo sehen Sie Künstler und Organisator von Kunstprojekten hier in Holzkirchen dringend Handlungsbedarf?
Aus meiner Sicht ist der Landkreis Miesbach stark von Brauchtum, Natur und Wandern sowie dem Kulinarischen geprägt. Kunst führt eher ein Schattendasein. Dabei könnte zeitgenössische Kultur ein Aufhänger für Touristen und Einheimische sein, der die Region fördert.
Das wurde im Landkreis leider noch nicht so richtig entdeckt. Auch wenn der Landrat unserem Projekt als Schirmherr vorsteht, würde ich mir mehr Unterstützung auf der politischen Ebene wünschen. Unser Bildhauer-Symposium würde mit finanzieller, werblicher oder personeller Hilfe wesentlich besser laufen.
Durch ihre Arbeit leben Sie im Spannungsfeld von regional und international. Gibt es Anregungen von Ihren Reisen, die die Situation im Oberland verbessern würden?
In anderen Ländern gibt es eine viel größere Resonanz auf Symposien wie dem unserem. In Asien, wo ich öfters bin, kommen oft Tausende Leute auf so eine Veranstaltung. Die meist ehrenamtliche Vorbereitung kostet so viel Zeit. Da wäre es schön, wenn viel mehr Menschen davon profitieren könnten.
Ich stelle mir eine gute Kooperation mit Sponsoren vor, die Vorteile für beide Seiten bringen könnte. Wenn sich Unternehmen für Kunstwerke interessieren – zum Beispiel im Eingangsbereich, könnte man im Zusammenspiel mit dem Symposium die Skulpturen regelmäßig austauschen – und hätte jedes Mal die Möglichkeit mit Vernissagen Besucher und die Presse einzuladen.
Wem sollen wir die zehn Fragen als nächstes stellen?
Das finde ich eine schwierige Frage! Ich finde die Schauspielerin und Regisseurin Christiane Ahlhelm mit ihrem Theater Kunstdünger eine wichtige Person in der lokalen Kulturszene. Außerdem schätze ich Reinhard Klamet sehr. Der Valleyer Musiker und Yogalehrer setzt sich für Kultur und Jugendarbeit ein. In seiner Tätigkeit geht es ihm weniger um Leistung als um Spaß an den Instrumenten.
Lieber Tobel, vielen Dank für das Gespräch.
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