Warngau: Asylbewerber auf Kirchengrund

Immer mehr Asylbewerber kommen in den Landkreis Miesbach, der Notfallplan ist aktiviert. Für Warngau war es höchste Zeit, einen Standort für Container zu finden. Am Dienstagabend legte sich der Gemeinderat dann fest. Bei der Diskussion wurden aber auch einige Bedenken deutlich. Probleme machen könnten jetzt noch die Pläne eines benachbarten Landwirts.

Auf dem Gelände der Warngauer Pfarrgemeinde steht bereits ein Container - jedoch nicht als Unterkunft für Asylbewerber.
Auf dem Gelände der Warngauer Pfarrgemeinde steht bereits ein Container – jedoch nicht als Unterkunft für Asylbewerber.

Bis zum Jahresende kommen fünfzig Asylbewerber nach Warngau – so will es der Verteilungsschlüssel im Landkreis Miesbach. Für die Gemeinde ist das noch eine weitgehend unbekannte Situation, anders als in Holzkirchen oder Tegernsee. Bislang leben zwar schon 16 Asylbewerber in Warngau, aber die beiden syrischen Familien und zwei Afghanen sind in bereits bestehenden Wohnungen untergebracht.

Für die Neuankömmlinge müssen nun behelfsmäßige Wohncontainer her, wie sie überall im Landkreis üblich sind. Die Standortfrage gestaltete sich jedoch als schwierig. Mehrfach mahnten einige Gemeinderäte dazu, sachlich zu bleiben. Doch schnell stellte sich heraus, dass auch bei den Gemeinderäten noch große Unsicherheit herrschte.

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Der zweite Bürgermeister Jakob Weiland (CSU), der die Sitzung leitete, hatte eingangs bereits erklärt: „Dass hier Ängste aufkommen ist normal, und diese Ängste sind berechtigt. Erfahrungen in anderen Gemeinden haben aber ergeben: Wenn die Schutzbedürftigen mal angekommen sind, sind die Ängste weniger geworden. Nach der Aufnahme folgt die Unterstützung und Integration, die muss dann von uns ausgehen.“

“Es ist fünf vor zwölf”

In Warngau entschied man sich für das Grundstück der Pfarrgemeinde am Bergfeld. Als „Reserve“ soll eine Fläche beim Kapellenfeld fungieren, falls das Landratsamt die erste Wahl nicht akzeptiert. Kurz vor der Gemeinderatssitzung ging aber noch das Schreiben eines Bauern ein. Dieser bewirtschaftet seinen Hof am Bergfeld und will bald auf seiner Fläche ausbauen. Sein Grundstück grenzt an das der Pfarrgemeinde. Daher bat der Landwirt darum, bei der Auswahl besonders die notwendigen Abstandsflächen zu berücksichtigen.

Die anderen Nachbarn seien dem Standort gegenüber durchweg positiv eingestellt, so die Verwaltung. Auch der Pfarrer sei sehr engagiert und habe auch schon zwei Personen aufgenommen. Daher entschied man sich für das Grundstück. Der Vertrag werde zwischen dem Grundstückseigener und dem Landkreis geschlossen und dauere in der Regel fünf Jahre.

Als Gemeinde habe man auf die anschließende Verwendung keinen Einfluss. Wichtig sei, dass man eine Lösung finde, die keinen Bürger benachteilige. Statt aber den Alleingang zu machen, sei ihm die Kooperation mit der Kirche sehr recht, sagte Weiland. „In dieser Angelegenheit ist es fünf vor zwölf. Wir müssen jetzt entscheiden und eine Fläche vorschlagen.“

„Mein Vorschlag: Das gehört ins Sportzentrum. Überall, wo Asylbewerber in der Nähe von Schulen sind, kommt es zu starken Belästigungen gegenüber jungen Mädchen. Die kannst du in der Ortschaft nicht kontrollieren.“

Marinus Thurnhuber (Draxlhamer Liste) äußerte sich wie hier kritisch über die Aussicht, Asylbewerber ortsnah unterzubringen. Doch das vielstimmige Echo der anderen Gemeinderäte lautete anders. Zwar seien Ängste natürlich vorhanden und Sorgen berechtigt, aber man müsse auf die Fakten schauen.

Andrea Anderssohn von den Grünen erklärt: „Es hat hier im Landkreis noch nirgendwo Probleme gegeben mit jungen Mädchen. Auch der Polizei ist nichts untergekommen. Die Asylbewerber machen nichts anderes als unsere jungen Leute auch, vielleicht trinken sie mal ein Bier zu viel.“ Sie habe unter anderem von Maria Korell in Holzkirchen viel Positives gehört.

Auf dieser Wiese liegen die Flächen des Landwirts und der Pfarrgemeinde. Wenn das Landratsamt zustimmt, stehen hier bald Wohncontainer.
Auf dieser Wiese liegen die Flächen des Landwirts und der Pfarrgemeinde. Wenn das Landratsamt zustimmt, stehen hier bald Wohncontainer.

Die Standortwahl wird nun vom Landratsamt geprüft und soll nur dann durchgesetzt werden, wenn auch der benachbarte Landwirt keinen Nachteil erfährt. Man müsse die Balance zwischen dem Schutz der Bürger durch die Gemeinde und einer offenen Haltung gegenüber den Asylbewerbern finden, so der Konsens im Warngauer Gemeinderat.

Als nächster Schritt ist eine Bürgerversammlung geplant, bei der die Warngauer informiert und auf die neue Herausforderung vorbereitet werden sollen. Integration gehe eben nur gemeinsam. Der Helferkreis wachse indes wie von selbst, sagte Andrea Anderssohn. Jeder Freiwillige sei herzlich zur Mitarbeit eingeladen.

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