Waakirchen macht’s vor

Der Leidensdruck wächst. Und so sollen jetzt alle an einen Tisch. Dafür hat sich der Waakirchner Gemeinderat ausgesprochen. In der Doppelgemeinde, die tagtäglich in Abgaswolken von Schwerlastern zu ersticken droht, hat man es satt, dass nichts vorangeht bei der Lösung der Verkehrsprobleme.

Was man vorhat? Vor allem soll eines verhindert werden – das „Floriansprinzip“.

Wie das Tegernseer Tal droht auch Waakirchen am Verkehr zu „ersticken“.

Endlich gibt mal einer Gas. Angestachelt durch Aufforderungen von Bürgern in der Waakirchner Bürgerversammlung folgte nun der Antrag der Aktiven Bürgervereinigung (ABV) auf die Einrichtung eines „Runden Tisches“ zum Thema Verkehr. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde dieser beschlossen.

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Bloß kein „Floriansprinzip“

Damit handeln die Waakirchner vorbildlich und wollen alle Beteiligten an einen Tisch holen. Vor allem will man damit eines verhindern – das sogenannte „Floriansprinzip“. Damit ist gemeint, egoistisch zu handeln, um Schlechtes von sich auf Andere abzuschieben. Es basiert auf einem Spottvers, der dieses Verhalten und wahrscheinlich auch Scheinheiligkeit unterstellt:

Oh heiliger Sankt Florian, verschon’ unser Haus, steck’ andere an!

Immer wieder war es in der letzten Zeit zu Unstimmigkeiten gekommen, wenn eine Gemeinde zwar eine Idee hatte, um den Verkehr aus ihrem Gebiet herauszuschaffen, dafür aber eine andere belastete.

Rudi Reber (ABV) schwebt eine „Lösung mit geringem Aufwand vor, um vor allem den Verkehr im nördlichen Bereich zu minimieren“. Viele Ansätze wurden bereits – auch von anderen Gruppierungen – diskutiert. „Wenn wir da eine gemeinsame Lösung finden, könnten wir 3.000 Autos am Tag sparen“, rechnet er sich aus. Bei dem Runden Tisch soll es nun darum gehen, alle betroffenen Gemeinden mit einzubeziehen, damit keiner bevorteilt oder benachteiligt wird.

Dass es einen Runden Tisch geben soll, ist also bgesegnet. Die Einladungen werden folgen. Noch vor den Sommerferien strebt man eine Lösung an. An der Diskussion teilnehmen sollen alle rundum Betroffenen: Angefangen von den Gemeinden Waakirchen-Schaftlach selbst, über die Nachbarkommunen Reichersbeuern, Sachsenkam, Greiling und Bad Tölz, die Gemeinden Gmund und Bad Wiessee, Warngau und Holzkirchen.Aber auch Bürgerinitiativen wie „Hartpenning muckt auf“ und „Stop Südumgehung“ werden dann zu Wort kommen.

Viele Worte – wenig Initiative

Wie wir berichteten, hatte sich beispielsweise Bad Wiessee strikt gegen die von Gmund geplante Westumfahrung ausgesprochen. Sollte die Umgehung eines Tages kommen, so würden alle Autos über Bad Wiessee fahren, so die Befürchtung. Zwar äußerte Bad Wiessee durchaus Verständnis dafür, dass man in Gmund versucht, den Ortskern von unerwünschtem Verkehr zu entlasten. In den Augen der Wiesseer würde man das Problem damit aber voll auf die Nachbargemeinde abwälzen und das talweite Verkehrsproblem durch eine Umgehung verschärfen.

Nicht nur in Waakirchen, auch im Tegernseer Tal gibt es oft Probleme mit dem Verkehr.
Nicht nur in Waakirchen, auch im Tegernseer Tal gibt es oft Probleme mit dem Verkehr.

Wiessee hatte stattdessen einmal mehr dafür plädiert, das Problem gemeinsam über ein talweites Verkehrskonzept zu lösen. Ein Runder Tisch mit Vertretern aller Talgemeinden solle hier Abhilfe schaffen. Eine Idee, die auch in Gmund durchaus Anklang fand. Auch hier begrüßt man eine gemeinsame Lösung. Geredet wurde viel in letzter Zeit. Gelitten auch. Alle Gemeinden klagen über den Verkehr, der ihre Straßen verstopft. Trotz des wohl hohen Leidensdrucks hat man bisher allerdings wenig zusammengearbeitet. Nun könnte das zum ersten Mal klappen.

Bürger mit im Boot

Doch aus Waakirchen kommt nicht nur politischer Rückenwind. Auch eine Bürgerinitiative ist mittlerweile aktiv. Sie ist politisch ungebunden und sucht nach Lösungsansätzen – nicht nur zu potentiellen Umgehungen, sondern zur Entwicklung des Verkehrs im allgemeinen. In ihrer Einladung zur Infoveranstaltung untermauern die Initiatoren das Verkehrsproblem mit konkreten Zahlen:

Ortsdurchfahrt von Waakirchen: täglich mehr als 14.000 KFZ, davon 900 LKW
Ortsdurchfahrt von Hauserdörfl: mehr als 9.000 KFZ täglich
0rtsdurchfahrt von Schaftlach: ca. 3.000 KFZ täglich

Dabei geht es der Initiative nicht nur um die reinen Zahlen. Sondern auch um die Sicherheit. Am Löwendenkmal, wo Bundesstraße und Staatsstraße zusammenfließen, werde es für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger oft geradezu abenteuerlich, wenn sie eine der Fahrbahnen überqueren wollen. „Auch der Schulweg der Waakirchner Grundschüler führt durch diesen Gefahrenbereich, der von der Raiffeisenbank bis zur Sparkasse und vom Rathaus bis zum ‘0berhauser’ reicht.“

Am Donnerstag, den 15. Mai sind nun alle Waakirchner Gemeindebürger zur Infoveranstaltung „Verkehr in der Gemeinde Waakirchen“ im Pfarrheim an der Glückaufstraße eingeladen. Los geht’s um 19 Uhr.

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