Man kann nur hoffen, dass all die, die jetzt den Erhalt des Gymnasiums in die Hand nehmen, diesen Satz kennen. Denn kluge Entscheidungen, das Ergebnis mit einem Auge im Blick, sind jetzt dringend gefragt.
Ein Kommentar von Max Kranl
Dass die nebulöse Zukunft des Tegernseer Gymnasiums eine Horde engagierter Unterstützer, Vordenker und nicht zuletzt ehemaliger Schüler auf den Plan ruft, ist grundsätzlich ein Segen für die Schule. Einer, den sie sich redlich verdient hat. Denn die Argumente, die der Landrat und seine Mitstreiter vortragen, sind keine leeren Sprachhülsen. Tatsächlich ist das Gymnasium Tegernsee außergewöhnlich. Und das liegt nicht nur an der Historie des Gebäudes, der Lage am See oder dem Sprachen- und Sportangebot.
Was das Gymnasium Tegernsee im Kern so attraktiv macht, ist auf den ersten Blick nicht wirklich greifbar. Es steht für etwas, das es anderswo kaum mehr gibt. Es versteht Bildung nicht nur als das Vermitteln von Wissen im Sinne von Zahlen, Fakten, Analysen. Vielmehr lernen die Schüler, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen, präzise und kompetent zu sein, Dinge zu hinterfragen und selbst für etwas zu stehen.
Fähigkeiten, die ein Leben lang erhalten bleiben. Wo an der Uni der eine oder andere über so manches Fremdwort oder einen komplexen Text stolpert, ist der Tegernsee-Abiturient schon einen Schritt weiter – weil er es aus seiner Schulzeit schon kann. Und wie Landrat Rzehak sagt, ist Tegernsee keine „seelenlose Denkfabrik“ – so wie viele der neuen Gymnasien in Oberbayern.
Viele Köche verderben den Brei
Ja, das Gymnasium Tegernsee ist anspruchsvoll, aber am Ende gehen sehr gut (aus)gebildete, mündige Schüler vom Hof. Wer in Tegernsee sein Abitur gemacht hat, dem ist vielerorts eine besondere Anerkennung gewiss. Doch Ausruhen auf diesem besonderen Status dürfen sich jetzt vor allem die Verantwortlichen nicht. Dabei ist es gut, dass die Beteiligten die Sache mit viel Demut angehen. Nichts schönreden, keine Denkverbote, keine Optionen ausschließen – das haben sich alle auf die Fahnen geschrieben.
Bei so viel frischem Wind muss das Gymnasium aber auch aufpassen, dass seine Kernkompetenzen nicht davongeweht werden. Denn das, was vorhanden ist, das, wofür die Schule seit jeher steht, ist gut. Man muss nur den Weg konsequent weitergehen und sich dem Fortschritt nicht verweigern. Darin sind sich alle einig.
Auch wenn es inzwischen fast schon eine Plattitüde ist: Auf die vielen Worte müssen jetzt Taten folgen. Ideen gibt es beinahe genauso viele wie Unterstützer. Doch, wie sagt man so schön: Zu viele Köche verderben den Brei. Das Gymnasium muss daher gleichermaßen aufpassen, dass es das große Ganze nicht aus den Augen verliert. Will man die Schule erhalten, darf man sich jetzt nicht in Debatten verstricken. Nur das Gymnasium kann wissen, welcher Weg der richtige ist und die entsprechenden Schritte einleiten. Und dann wird man sagen können: Ende gut, alles gut.
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