Vor genau einem Jahr begann der Regen und in den folgenden drei Tagen versank das Tal im See – schlimmer als befürchtet. Schlimmer als erwartet. Schlimmer als bisher.
Das Jahrhunderthochwasser sorgte bei den Talbewohnern und den Gemeinden für große Schäden an den Gebäuden und Wohnungen. Die TS informierte knappe drei Tage lang per Live-Ticker ununterbrochen über die neuesten Entwicklungen.
Zahlreiche Helfer waren tagelang im Einsatz ‒ hier ein Foto von Mona Dannenberg, aufgenommen am Tegernseer Rathaus.
Dass es so schlimm kommen würde, damit hatte niemand im Tal gerechnet. Bereits in den letzten Mai-Tagen war der See wegen anhaltender Regenfälle gestiegen. Ab dem 31. Mai spitzte sich die Lage dramatisch zu und der Tegernsee stieg über die Ufer.
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An vier Tagen regnete es so viel wie sonst in zwei Monaten. Der Seepegel überstieg am 2. Juni die Marke des historischen Hochwassers von 1999: 727,15 Meter über Normalnull. Und das Wasser stieg weiter. Das Landratsamt Miesbach stellte den Katastrophenfall fest. Erst am Morgen des 3. Juni hielt der Pegel bei 727,53 Metern an. 38 Zentimeter höher als 1999. Ein paar Stunden darauf die gute Nachricht: Das Wasser geht langsam zurück.
Die Schäden, die die Flut hinterließ, wurden im Nachgang auf rund 2,4 Millionen Euro geschätzt. Davon waren rund 300.000 Euro Schaden an Einrichtungen der Gemeinden entstanden.
Große Hilfsbereitschaft
Gleichzeitig sorgte die Flut für eine Welle der Hilfsbereitschaft. Im gesamten Landkreis Miesbach waren am 2. Juni 600 Feuerwehrleute, knapp 100 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks, 45 Retter des Bayerischen Roten Kreuzes und dutzende Polizeibeamte im Einsatz. Sie pumpten Keller aus, sicherten Straßen, Dämme und Rückhaltebecken wie das in Festenbach, das glücklicherweise standhielt. Betroffenen wurden Sofortgelder zur Verfügung gestellt, um einen Teil der Schäden beseitigen zu können.
Über Facebook und per E-Mail boten Bürger ihre Hilfe an. Geldsammel– und Spendenaktionen wurden gestartet, um den Betroffenen zu helfen, denen teilweise ein großer Teil ihrer Habe den Wassermassen zum Opfer fiel.
Kontroversen, Unverständnis, Misstrauen
Angesichts der teilweise schweren Schäden erhielt die Debatte um den Hochwasserschutz neuen Schwung. Denn die seit 2001 angelaufenen Maßnahmen der Talgemeinden waren zum Zeitpunkt des Juni-Hochwassers nicht fertiggestellt. Und sind es auch heute noch nicht.
Vorgesehen sind unter anderem eine Schutzmauer entlang der Rottach, um die anliegenden Grundstücke zu schützen, sowie der Neubau des Schuhmacher-Wehrs in Gmund, durch das der See vor einer erwarteten Flut vorsorglich um 30 Zentimeter abgesenkt werden könnte. So gut die Maßnahmen klingen, so sehr sorgen sie aber auch für Kontroversen, Unverständnis und Misstrauen zwischen den einheimischen Anliegern und dem Wasserwirtschaftsamt. Besonders beim Schuhmacher-Wehr und am Moosbach.
Hier ein Video-Bericht von Sonntag Mittag, den 2. Juni 2013.
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Auch wenn so große Regenmengen wie vor einem Jahr nur selten zu erwarten sind, wird befürchtet, dass starke Hochwasserereignisse insgesamt häufiger werden. Das liegt einerseits am Klimawandel. Andererseits haben die versiegelten Flächen im Tegernseer Tal durch Neubauten, Straßen und Parkplätze in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Auch dadurch ist die Hochwassergefahr bei langanhaltenden Regenfällen gestiegen.
Zudem wurden die Weissach und die Rottach begradigt und ausgebaut, so dass die Wassermengen schneller in den See fließen als noch in der Vergangenheit. So erklärte es unter anderem das Bündnis “Rettet den Tegernsee” bei einer Informationsveranstaltung vor gut zwei Wochen.
In Erinnerung an das Jahrhunderthochwasser vom Juni 2013 zeigen wir noch einmal die Fotos aus unserem Live-Ticker, mit dem wir an den drei Fluttagen durchgehend informiert haben:
Die Situation am Samstagabend, den 1. Juni 2013, in Tegernsee.
Am 2. Juni wurde es brenzlig. Am Morgen war die Straße von Rottach-Egern nach Tegernsee ab dem Lidl gesperrt. Ein Bild von Andi Schlinker.
Die Seenschifffahrt hatte die eigenen Schiffe vorsorglich aus den Bootshäusern gefahren. Die großen Dampfer ankerten mitten auf dem Tegernsee. Hier ein Bild von mein-tegernsee, aufgenommen beim Seehotel Überfahrt Rottach-Egern.
Eine Aufnahme aus St. Quirin.
Das Strandbad Tegernsee direkt neben der Seesauna.
Am frühen Nachmittag drohte der Dürnbach in Gmund über die Ufer zu treten. Laut den Angaben mehrerer Leser fehlten zu dem Zeitpunkt nur noch rund 30 cm, bis das Wasser in die Keller lief. Foto: Christian Lenz.
Das Schuhmacherwehr in Gmund am Nachmittag des 2. Juni. Foto: Christoph Bertram
Das Rückhaltebecken in Festenbach hatte beim Bau viel Geld gekostet. Und es hielt. Foto: Hans Wildermuth
Die Pfingstrückkehrer hatten keine Chance. Die A8 zwischen Salzburg und München in Höhe Grabenstätt war wegen Überflutung in beiden Richtungen gesperrt. Auch die Umleitungsstrecken waren nicht befahrbar. Foto: Thomas Scheck.
Am frühen Abend war der Platz vor dem Rathaus bereits komplett überflutet. Foto: Manfred Wutzer
Die Wiesseer Seepromenade / Foto: Andreas Eirainer
An der Schiffsanlegestelle in Bad Wiessee / Foto: Tobi Ernst
Georg Köstler, Vorsitzender der DLRG Tegernsee, war mit seinen Leuten – wie viele andere Helfer – fast ununterbrochen im Einsatz. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Helfer. Foto: Peter-Friedrich Sieben
Im Lagezentrum in Miesbach.
Wie hier in Bad Wiessee gelangten die Bewohner noch über improvisierte Stege aus dem Haus. Foto: Martin Heilmann
Zahlreiche Keller und Erdgeschosse standen unter Wasser. Foto: Jan Zangenfeind
Die Rottacher Wasserwacht war während der Fluttage im Dauereinsatz, um vollgelaufene Keller und Erdgeschosse zu sichern. Foto: Jan Zangenfeind
Der Regen hörte einfach nicht auf, wie auf diesem Foto von der Gmunder Brücke zu sehen ist. Am späten Abend des 2. Juni erreichte der Abfluss der Mangfall Spitzenniveau.
Die Seepromenade in Gmund war komplett überflutet.
Am Strandbad Seeglas stand das Wasser quasi vor der Tür. Die Besitzer sicherten das Restaurant mit Sandsäcken. Hoffnung, dass es nicht weiter steigt.
Die angeschwollenen Bäche in Wiessee stellten erstmal keine Gefahr dar. Foto: Andreas Eirainer
Mit Sandsäcken stabilisierte die Feuerwehr den Staudamm in Moosrain. Foto: Freiwillige Feuerwehr Dürnbach
Selbst die automatischen Messanlagen hatten vor den Hochwassermengen kapituliert. Foto: Matthias Bernhardt
Die Ringsee-Kurve blieb bis auf zwei kurze Sperrungen frei. Foto: Andreas Schlinker
Ein Bild aus Gmund vom Ursprung der Mangfall am 3. Juni. Foto: Tobias Stang
Am Morgen des 3. Juni kam die gute Nachricht: Die Pegel sinken! Auch auf dem Tegernseer Rathausplatz ging das Wasser zurück. Foto: Matthias Bernhardt
Auch die Seesauna stand unter Wasser und musste für einige Tage geschlossen bleiben.
In Tegernsee-Süd wurde die Schwaighofstraße mit Booten befahren. Der VW-Bus rechts vom Boot war am Vorabend „abgesoffen.“ Foto: Alie Sahin
Trotz sinkender Pegel blieb das Wasser noch einige Zeit in den Straßen. Aus Sicherheitsgründen wurde bei einigen Haushalten der Strom abgestellt. Foto: Mario Liebold
Die Bundesstraße am Ringsee blieb über die gesamte Zeit gut befahrbar.
Am Mittag des 3. Juni hörte es endlich auf zu regnen. Doch die Einsatzkräfte waren weiter im Dauereinsatz. Keller mussten, wie hier in der Rottacher Seestraße, leergepumpt werden. Erste Aufräumarbeiten begannen.
So sah es am Seesteg in Tegernsee aus. Im Hintergrund das Café Seehaus. Foto: Ferdi Müller
Die Zufahrtsstraßen nach Tegernsee blieben am 3. Juni noch gesperrt und wurden erst am nächsten Morgen wieder geöffnet.
Die Geschäfte der Stadt Tegernsee waren im Wesentlichen vom Hochwasser verschont geblieben. Größtes Problem war, dass man nicht nach Tegernsee reinkam. Zudem konnten die Versorgungsfahrzeuge die Stadt nicht erreichen.
Mit knapp 40 Mann war die Feuerwehr an der Mangfall vor Ort und konnte einen drohenden Dammbruch abwenden. Foto: Wolfgang Maurer
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr waren am Klärwerk im Einsatz, um den Damm zu sichern. Foto: Wolfgang Maurer
Am Morgen des 4. Juni war das Wasser auch auf den Straßen weg. Die Bundesstraße von Tegernsee in Richtung Gmund wurde gegen halb acht von der Polizei freigegeben. Foto: Peter Sieben
Bilanz der Bayerischen Staatsforsten: „Der Gesamtschaden im Bereich des Staatswaldes wird rund 350.000 Euro betragen“, so Forstbetriebsleiter Stefan Pratsch damals in einer ersten Bestandsaufnahme. Hier ein Bild vom Peterwurzgraben in Wiessee.
Beeinträchtigungen auch beim Internet: In der Mehrzahl der Haushalte und auch den Schulen funktionierte es. Doch über 2.000 Nutzer waren für mehrere Tage vom Netz abgeschnitten.
Trotz zurückgehender Pegel war es keine gute Idee, auf den noch gesperrten Straßen zu fahren. Wer es doch tat, behinderte damit die Arbeiten der Helfer oder löste Wellen aus, die in die leergepumpten Keller schwappten.
Weil das MTB-Festival wegen des Starkregens und des Hochwassers abgesagt worden war, verteilten die Organisatoren das für die Starter gedachte Obst an die Kinder der Grund- und Mittelschule in Rottach-Egern.
Die Niederschläge in Kreuth-Glashütte vor genau einem Jahr. Insgesamt waren pro Quadratmeter 380 Liter Regen gefallen.
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