Schweinitzer und wie er das Tal sah

Es ist ein Wunder der Fotografie, Vergangenes mit neuer Präsenz zu füllen. Das ist eines der Hauptmotive von Chris Tille.

Einer der Menschen, die den Fotografen maßgeblich beeindruckt haben, ist Rudolf Schweinitzer. Daher setzt er dem 91-jährigen Gmunder schon zu Lebzeiten ein Denkmal.

Zwei Künstler bei der Arbeit – links Rudolf Schweinitzer im Jahr 1956 – rechts Chris Tille heute

Chris Tille, selbst Fotograf und mit seiner Familie in Bad Wiessee zu Hause, ist fasziniert von den handschriftlichen Aufzeichnungen, die sein Berufskollege Rudolf Schweinitzer auf jedem einzelnen Dia hinterlassen hat. „28. Juli 1956: „Schildensteinalm“ – „29. Juli 1954: „Abend am Tegernsee“ – „12. Mai 1956: „Gmund a. Tegernsee Mangfallabfluß“ ist darauf zu lesen. Rund 2.000 Original-Dias hat Chris Tille für seine Tegernseer Galerie gesichert.

Anzeige

Heute archiviert Tille seine Fotografien digital am Computer. Doch die Akribie des Berufskollegen lässt ihn nicht unbeeindruckt. Man merke daran auch eine gewisse Leidenschaft, die Schweinitzer an den Tag legte. „Manche machen es nicht aus Leidenschaft“, so Tilles Eindruck von so manchem Berufskollegen, die er heutzutage trifft. Und er betont:

Ich will auf keinen Fall in diese Business-Schiene.

Nach diesem Leitspruch versucht der 43-Jährige zu arbeiten. Zwar gebe es ab und an natürlich auch mal einen „Brötchenjob“. Generell wolle er sich aber nicht in eine Schublade stecken lassen und sich „nicht einem einzigen Stil ergeben“. Der Fotograf hat das Glück, von seiner Berufung leben zu können. Die kleine Galerie in Tegernsee sei zwar sehr klein, gehe aber gut, sagt er.

Dort hängen auch Tilles eigene Fotografien – wie die „Tegernseer Klangbilder“. Sie sind mehr als nur stark vergrößerte Fotografien von der Wasseroberfläche des Sees. Fast schon technisch muten die Bilder an und erinnern eher an ein Gemälde als an ein Foto.

Facettenreichtum des Tals

Neben seinen eigenen Bildern hat sich Tille aber auch der kompletten Sammlung der Dias von Rudolf Schweinitzer angenommen. Zahlreiche Motive zeigen das Tegernseer Tal. Aber der Künstler reiste auch gern, hauptsächlich nach Italien. Diese Bilder hat er in mehreren Alben verewigt, die Tille nun in seinen Schubladen in der kleinen Galerie verwahrt.

Akribisch beschriftete Rudolf Schweinitzer jedes einzelne seiner Dias mit Datum und Titel.

Darunter auch die 2.000 Original-Dias. Alle sind sie grau und fast quadratisch. Und tragen die akribische Handschrift des 1923 im Sudetenland geborenen Künstlers. Als Rudolf Schweinitzer in den Jahren 1948 bis 1960 unermüdlich den Tegernsee und seine Umgebung erforschte, hatte er eines stets vorgefunden: die unglaubliche Schönheit und den faszinierenden Facettenreichtum des Tegernseer Tals. Diese Leidenschaft ist in all den Dias konserviert.

Schweinitzer lebt immer noch in Gmund

Etliche Lieblingsfotografien hat Tille in groß aufgezogen. So wie das vom Segler Hans, der mit seiner Z-Jolle die Wellen des Tegernsees erobert. Schweinitzer muss genauso fasziniert gewesen sein vom See. Seine Fotografien sprechen mit viel Hochachtung von einer gesegneten Landschaft.

Am 11. April 1923 wurde Schweinitzer in Martnau Rainmühle im Sudetenland geboren. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und an der Kunstschule „Die Form“ in München unter der Leitung von Professor Hein König. Der Künstler ist heute 91 Jahre alt und lebt nach wie vor in Gmund. Kann aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten. In seiner Tegernseer Galerie setzt ihm Tille bereits zu Lebzeiten ein Denkmal.

Rottach: Blick über die Bucht - eine Aufnahme von Rudolf Schweintzer aus dem Jahr 1959 / Quelle: tegernsee.ag
Rottach: Blick über die Bucht – eine Aufnahme von Rudolf Schweintzer aus dem Jahr 1959 / Quelle: tegernsee.ag

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner