Sprache als größte Hürde

Das Handwerk im Oberland will Flüchtlinge schnell in den Arbeitsmarkt integrieren. So soll vor allem der Fachkräftemangel bekämpft werden. Erste Unternehmen – wie ein Hartpenninger Gasthof – haben schon Asylbewerber eingestellt. Mit gemischten Erfahrungen.

Ausbildung bei der Schreinerei Eham.
Ausbildung bei der Schreinerei Eham: Kommunikation ist das Wichtigste. / Bild: Sofia Latour

Rund 200 Flüchtlinge sind aktuell in Holzkirchen untergebracht. Mehr werden es in Zukunft wohl nicht, erklärt Birger Nemitz, Pressesprecher des Landratsamt Miesbach auf Nachfrage. „Seit Mai 2016 teilt uns die Regierung von Oberbayern keine weiteren Geflüchteten mehr zu.“

Die potentiellen Arbeitskräfte sollen nun möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden. Doch erst bei 19 Flüchtlingen im Landkreis Miesbach hat die Arbeitssuche ein Ende: sie halten Ausbildungsverträge aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in der Hand.

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Im Landkreis kommt die berufliche Integration eher schleppend voran. „Was anderes habe ich auch nicht erwartet,“ berichtet Martin Heimgreitner, Vorstand der Kreishandwerkschaft. “Es gibt zwar eine große Zahl an Handwerksbetrieben in der Region, doch wird es diesen nicht leicht gemacht, arbeitsuchende Asylbewerber einzustellen.”

Gesetzliche Hürden

Die Hürden zur Einstellung seien laut Heimgreitner nicht unerheblich. Gesetzlich gibt es einige Hindernisse zu überwinden, um als Asylbewerber arbeiten zu dürfen. Ein Flüchtling muss sich bereits drei Monate in Deutschland aufhalten. Dann muss der Bewerber auch einen Integrationskurs belegen, um die Sprache zu erlernen.

Daraufhin werde geprüft, ob der Job nicht von einem EU-Bürger ausgeübt werden kann, erklärt Pressesprecher Nemitz. Außerdem müssen natürlich alle arbeitsrechtlichen Grundlagen, die auch für einen deutschen Bewerber gelten, kontrolliert werden und passen.

Sprache ist das größte Problem

Doch nicht nur die rechtlichen Aspekte sind ein Problem. Nach eigener Aussage wäre Heimgreitner selbst bereit, einen Asylbewerber einzustellen, sollten Qualifikation und Kommunikation stimmen. Doch die Kommunikation, oder eben die mangelnde Kommunikationsmöglichkeit, sind häufig ein Hindernis.

Ich würde gerne einen Schreiner-Azubi einstellen. Bisher habe ich aber noch nicht den passenden gefunden. Das größte Problem hierbei ist die Sprache. Wenn man einem Angestellten einen Auftrag erteilt, muss der verstanden werden.

Es gebe zwar ausgebildete Flüchtlinge. Oft auch schon mit Berufserfahrung. Dennoch merkt Heimgreitner an, dass es aus seiner Sicht schon kompliziert sei, unter Deutschen einen passenden Mann zu finden. An die Herausforderung “Asylbewerber” trauen sich daher nur wenige.

Einige Betriebe haben Asylbewerber eingestellt

In Waakirchen hat Norbert Eigendorf vom Metallbau Höss einen 19-jährigen Syrer in die Ausbildung zum Metallbauer genommen. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Mitarbeiter. Seit Mai arbeitet der Junge jetzt bei uns und ich muss schon sagen, er ist besser wie manch Deutscher.

Natürlich hapert es ein bisschen an der Sprache. Aber ich kümmere mich persönlich um meinen Azubi, ich bin sein erster Ansprechpartner. Das klappt gut. Er ist sehr engagiert.

Im Hotel Altwirt in Großhartpenning fand ein 31-jähriger Nigerianer eine Ausbildungsstelle. Der junge Mann war sechs Monate im Betrieb, arbeitet seit letzter Woche aber nicht mehr in dem Gasthaus. Hans Vogel, Geschäftsführer des Hotels, berichtet: “Unser Azubi kam in die Schlagzeilen, weil er mit Öl übergossen wurde. Jetzt wurde er in einen anderen Landkreis verlegt. Mehr weiß ich nicht”.

Die Schreinerei Eham aus Hausham hat auch einen Azubi eingestellt, und das bereits im letztem Jahr. Doch im Gespräch mit den Möbelmachern stellt sich heraus, das der junge Mann noch nicht beginnen konnte. „Unser Lehrling kann erst im September 2017 anfangen. Er hat einige Hürden zu meistern, wie zum Beispiel einen Eingliederungstest machen. Bis dahin müssen wir noch warten,“ erklärt Dominikus Eham, Geschäftsführer der Schreinerei. “Mit solchen Hürden hat der Mann nicht gerechnet, er würde gerne sofort anfangen.”

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