„Was erlauben Fußball-TuS?“

Der Winter rückt näher, und mit ihm der Schnee. Für die Holzkirchner Fußballvereine heißt das nichts Gutes, zumindest wenn es um den neuen Kunstrasenplatz am Gymnasium geht. Denn Schneeräumung ist teuer, und von der Gemeinde ist keine Hilfe zu erwarten. Die Diskussion um Punktspiele wird hingegen neu aufgerollt.

Nach langem Warten durften die Vereine den Kunstrasen im Frühjahr 2015 erstmals nutzen. Doch über eine Sache ist noch kein Gras gewachsen: Die Schneeräumung.
Nach langem Warten durften die Vereine den Kunstrasen im Frühjahr 2015 erstmals nutzen. Doch über eine Sache ist noch kein Gras gewachsen: Die Schneeräumung.

„Die Kinder haben schon mit den Füßen abgestimmt“, kommentiert Christoph Schmid (CSU) den neuen Kunstrasenplatz an der Jörg-Hube-Straße in Holzkirchen: „Der Platz wird sehr gut genutzt.“ Doch dann schiebt er nach: „Die Schneeräum-Posse sollte bald ein Ende finden.“ Der gesamte Gemeinderat nutzte zur Abstimmung die Hände und beschloss einstimmig, dass er mit der Schneeräumung nichts zu tun haben will.

Possenhaft – also „lustig“ oder „spaßig“ – waren die Diskussionen um den Kunstrasenplatz aber wohl für keinen der Beteiligten. Zwischen der Marktgemeinde und den drei Fußballvereinen SF Föching, TSV Hartpenning und FC Holzkirchen gestaltete sich der Dialog oftmals schwierig. Gemeinderat Robert Wiechmann (Grüne) erkennt gar eine gewisse Undankbarkeit:

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Wir (die Grünen-Fraktion, Anm. d. Red.) sind irritiert, dass die öffentliche Darstellung rund um den Kunstrasenplatzes so negativ ist. Hier wird eine Investition von mehreren Hunderttausend Euro schlechtgeredet.

Deshalb sparte der dritte Bürgermeister nicht mit Kritik an der Fußballabteilung des TuS Holzkirchen: „Was erlauben Fußball-TuS?“, fragte er und machte mit einem Vergleich deutlich, wie sehr ihm das bisherige Verhalten der Verantwortlichen missfällt: „Die Mehrzahl der Holzkirchner Vereine jammert nicht.“

Ob es an der dürftigen Trapattoni-Imitation Wiechmanns lag oder doch am Sachverhalt, Christoph Schmid wollte die Aussage jedenfalls nicht so stehen lassen. „Der Ton der Vereine hat uns zwar sehr geärgert, aber zuletzt war die Zusammenarbeit von allen Seiten konstruktiv“, so Schmid. Dennoch: Während in den nächsten Tagen schon der erste Schnee fallen könnte, ist eine Lösung für die Schneeräumung nicht in Sicht.

Die Gemeinde Holzkirchen will für die Kosten keinesfalls aufkommen, sie sieht die Vereine in der Pflicht. Wie Irmi Ammer (SPD) betont, ist Schneeräumung sehr teuer. Sie habe erfahren, dass eine entsprechende Maschine zwischen 20.000 und 30.000 Euro koste – das ist auch für die Vereine kaum zu stemmen. Der Holzkirchner Bauhof wiederum ist mit der Straßenräumung schon ausgelastet.

Einstimmiger Beschluss über Nutzung und Gebühren

Ein Ausweichen der Kicker nach Oberhaching ist deshalb im Winter wahrscheinlich. Ammer äußerte jedoch Unverständnis für die Entscheidung, auch den ganz jungen Fußballern die Nutzung des Platzes für Punktspiele zu untersagen: „Die haben eh kaum Zuschauer, und Umkleiden sind nicht zwingend nötig.“ Bürgermeister Olaf von Löwis erinnerte daran, dass man diese Frage nach dem Beschluss immer noch klären könne und erntete allgemeine Zustimmung. Diese Teildiskussion ist demnach noch längst nicht zu Ende.

Festgelegt hat sich der Gemeinderat zunächst auf eine ausschließliche Nutzung zu Trainingszwecken zu einem Preis von je 30 Euro pro Stunde. Die Fußballvereine genießen Mietvorrang, „schließlich wurde der Platz hauptsächlich für Fußball gebaut“, so Karl Herbst vom Holzkirchner Bauamt. Ulrike Küster (Grüne) schlug eine Pauschale für die Flutlichtnutzung von 10 Euro pro Stunde vor, scheiterte jedoch am Pragmatismus der Verwaltung: „Wir wollten es nicht zu kompliziert machen. Den Stromverbrauch der Flutlichtanlage können wir aber messen“, so Bürgermeister von Löwis.

Wer hier Schnee räumen will, muss auf den empfindlichen Kunstrasen Acht geben - Schneeschaufeln schadet dem Untergrund. Eine professionelle Lösung hinge hingegen stark ins Geld.
Wer hier Schnee räumen will, muss auf den empfindlichen Kunstrasen Acht geben – Schneeschaufeln schadet dem Untergrund. Eine professionelle Lösung hinge hingegen stark ins Geld.

So könne man nach einer „Testphase“ immer noch nachsteuern: „Eine Preisanpassung ist nicht ausgeschlossen.“ Auch bei zukünftigen Ausgaben für Renovierungen gibt es nun einen Fahrplan: Bei durchschnittlicher Nutzung soll der Kunstrasen 15 Jahre halten, danach übernehmen Gemeinde und Vereine die Kosten für die Nachbesserung zu je 50 Prozent. Falls der Platz schon früher erneuert werden muss, wird die Kostenverteilung durch die Intensität der Nutzung bestimmt.

Deshalb wird fein säuberlich mitgeschrieben, welcher Verein wann auf dem Kunstrasen aktiv ist. Zudem will sich die Gemeinde erneut mit den drei Fußballvereinen zusammensetzen. Vielleicht ergibt sich dann wieder eine Gelegenheit für geneigte Gemeinderäte, Trapattoni-Sprüche wie diesen – frei übersetzt – anzubringen: „Sag’ nicht, dass die Katze im Sack ist, wenn Du die Katze nicht im Sack hast.“

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