Bäume stürzen um, Zugstrecken sind gesperrt, der Weg von München ins Tegernseer Tal mit öffentlichen Verkehrsmitteln scheint unmöglich. Was sich wie ein schlechter Scherz anhört, passierte am 1. April dieses Jahres tatsächlich. Eine Gruppe von 20 Asylbewerbern flüchtete sich am Münchner Hauptbahnhof in einen Zug der BOB, in der Hoffnung, trotz des Sturms wohlbehalten nach Tegernsee zu gelangen.
Markus Schmidt, BOB-Lokführer, musste die Männer zunächst enttäuschen. Per Durchsage teilte er mit, dass die Strecke gesperrt sei. Erich Wagner, ein engagierter Fahrgast, schilderte Schmidt daraufhin die Situation der Flüchtlinge. Dieser reagierte vorbildlich. Er verständigte umgehend seinen Arbeitgeber und versuchte, einen Bus als Ersatz zu bekommen. Aufgrund der Streckenausfälle war dies jedoch nur schwer möglich.
Durch einen Zufall fuhr ein Bus aus Mühldorf nach Neuperlach. Damit war die Aufgabe klar: Markus Schmidt musste zusammen mit Erich Wagner und den 20 Asylbewerbern so schnell wie möglich diesen Bus erreichen. “Es war schwer, mit so vielen Leuten rechtzeitig da hin zu kommen. Auch viele andere wussten von der Verbindung”, erzählt Schmidt. Als sie an ihrem Ziel angekommen waren, kam die nächste Enttäuschung: Der Bus war schon voll.
DLRG-Kollegen helfen mit
Für den Busfahrer gleichzeitig auch die letzte Fahrt. Er hatte seine Fahrzeit schon überschritten und wollte auch aufgrund der Wetterverhältnisse nichts riskieren. Schmidt ließ jedoch nicht locker: „Ich habe lange mit dem Busfahrer diskutiert, bis er sich dann doch entschlossen hat, nochmal zurück zu fahren.“ Nach mehr als zwei Stunden kam der Bus schließlich zurück und fuhr die Gruppe nach Holzkirchen.
Schmidt – selbst aktives Mitglied der DLRG – musste sich nun überlegen, wie es nach Holzkirchen weiter gehen sollte. Kurzerhand verständigte er seine Kollegen der DLRG in Tegernsee, so dass diese mit den Einsatzfahrzeugen nach Holzkirchen kamen. Auch die Asylbewerberunterkunft öffnete auf Drängen Schmidts nochmal ihre Türen für die Flüchtlinge.
Mit Hilfe der BOB-Transportleitung, der DLRG, Erich Wagner und vor allem Markus Schmidt konnten die 20 Asylbewerber letzten Endes in Tegernsee aufgenommen werden. Dort versorgte man sie erstmals seit dem Morgen mit Essen und Getränken. Wagner erinnert sich:
Ohne den selbstlosen, aufopfernden und organisatorisch geschickten Einsatz von Herrn Schmidt wären die Asylbewerber in eine schreckliche Lage gekommen. (…) Das besonnene und ruhige Verhalten (…) verdient höchste Anerkennung.
Für sein außerordentliches Engagement wurde Markus Schmidt nun für die Aktion „Eisenbahner mit Herz“ 2016 von “Allianz pro Schiene” nominiert. Zu verdanken hat er das keinem geringerem als Erich Wagner. Damit ist Schmidt einer von 20 bisher Nominierten. Die Aktion ist deutschlandweit und läuft noch bis zum 31.1.2016. Am 27. April wird dann der Sieger gekürt.
SOCIAL MEDIA SEITEN