In Tegernsee wirkt die strenge Solarzellen-Regelung gegen die politisch gewollte Energiewende. Daher berät der Stadtrat nun über Lockerungen der Satzung.
Die ambitionierte Zielvorgabe ist bekannt: Bis zum Jahr 2035 will der Landkreis Miesbach und damit auch das Tegernseer Tal energieautark sein. Um dies zu erreichen, sollte unter anderem auch verstärkt auf Sonnenenergie als Energiequelle gesetzt werden. Diese kann von jedermann mittels Solaranlagen gewonnen werden, die üblicherweise auf dem Dach installiert werden und in der gängigen Variante blau sind.
Dieser Umstand stört so manchen Betrachter, der sich ein einheitliches Ortsbild wünscht und daher die blauen „Fremdkörper“ auf den Dächern ablehnt. Die Gemeinden im Tegernseer Tal haben diesem Ästhetikempfinden in ihren Ortsgestaltungssatzungen Rechnung getragen. Doch die restriktiven Regelungen wurden gerade in den letzten Jahren in den meisten Talgemeinden immer weiter gelockert, um die Energiewende zu unterstützen.
Strengste Auflagen in Tegernsee
Die Stadt Tegernsee verfolgte allerdings einen ganz eigenen Weg und beschloss besonders strenge Regelungen. Diese besagen, dass maximal ein Drittel einer Dachfläche mit blauen Solarzellen besetzt sein darf, die zudem zusammenhängend angebracht werden müssen. Wer mehr Zellen nutzen möchte, muss in die wesentlich teurere und weniger effektive Variante investieren, die farblich ans Dach angepasst ist. Dies sorgt zwar für eine gute Optik im Ort selbst, dafür jedoch weniger für das Vorankommen der Energiewende. Bis jetzt.
Denn die Stadtverwaltung überlegt nun, dieses Regelwerk zugunsten der Energiewende zu lockern. In der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause, die am morgigen Montag stattfindet, steht dieser Punkt weit oben auf der Tagesordnung. Bürgermeister Johannes Hagn ist das Vorankommen in Sachen Energiewende wichtig. Daher will er die einzelnen Module der bestehenden Gestaltungssatzung im Stadtrat offen diskutieren lassen:
Möglicherweise wird die Entscheidung auf die nächste Sitzung verschoben, damit die Stadträte Zeit zum Überlegen haben. Ich möchte aber diesen Punkt auf jeden Fall zur offenen Diskussion stellen.
Das Ortsbild vor Werbung schützen
Und noch ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung betrifft den Schutz des Ortsbildes: Der Tegernseer Stadtrat wird am Montag auch darüber beraten, wie man mit den großformatigen Werbeflächen im Ort verfahren soll. Besonders stark frequentierte Plätze, wie beispielsweise die öffentlichen Parkflächen, möchten Werber gerne stärker nutzen, um ihre Angebote zu präsentieren. Hier sieht man seitens der Stadt Regulationsbedarf.
Zwar werde die Anzahl der bisherigen Werbeflächen wohl beibehalten, aber wie man mit Anträgen auf neue Flächen verfahren werde, müsse neu geregelt werden, so Hagn. Dabei geht es primär um die besonders großen Werbeflächen, die dem Betrachter sofort „ins Auge springen“. Der Bürgermeister erklärt weiter:
In bestimmten Bereichen, die von besonderem Interesse sind, will die Stadt die Kontrolle über die Werbetafeln behalten.
Im Stadtrat soll daher über eine eigene Satzung diskutiert werden, die Details wie Standort, Größe und Beleuchtung regelt, aber auch den Bestandsschutz. Hier sollen einheitliche Regelungen gefunden werden, die in der Folge für alle Werber gelten.
Die gesamte Tagesordnung der kommenden Stadtratssitzung, die am 28. Juli um 18:30 Uhr beginnt, gibt es hier zum Nachlesen.
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