Hell, luftig und freundlich ist der erste Eindruck beim Betreten des modern gestalteten Holzständerbaus, der das Kletter- und Boulderzentrum Weyarn beherbergt. Frischer Kaffeduft liegt in der Luft. Die junge Dame am Empfangstresen, der gleichzeitig als Theke eines Bistros dient, begrüßt die Besucher mit einem Lächeln.
Man fühlt sich willkommen, egal ob eingefleischter Bergfex oder Nicht-Sportler. Zahlreiche Fenster gewähren einen Blick in die große Kletterhalle, wo es beeindruckende 16 Meter senkrecht nach oben geht. Überhaupt gibt es im „KletterZ“ an allen Ecken und Enden überraschende Ein- und Ausblicke. Man ist drinnen aber durch deckenhohe Fensterfronten mit draußen verbunden.
Klettern mit Alpenblick
Ab Mai werden auch die Außenwände des Gebäudes – stattliche 720 Quadratmeter – mit Kletterwänden bestückt sein. Dann klettert man geradewegs dem weißblauen Himmel entgegen. „Ich kenne keine Kletterhalle mit dieser Lage. Und wenn man dann die 16 Meter außen hinaufklettert und sich umdreht, hat man einen Ausblick auf die Alpenkette“, erzählt Andreas Huber, Vorsitzender des Fördervereins „Kletterzentrum Aufwärts“.
Huber ist ein Macher. Einer, der umsetzt, was er vorhat. Die finanziellen Mittel dafür kommen zum großen Teil von der Leifheit-Stiftung, ums Wirtschaftliche kümmert sich die climbing-solutions-GmbH mit Sitz in Miesbach. Boulderkurse für Kinder und Erwachsene, Feriencamps oder Kindergeburtstage mit Erlebnisklettern stehen ebenso auf dem Programm wie das therapeutische Klettern. Genau das liegt Andreas Huber und seiner Kollegin Julia Plank besonders am Herzen.
Es gibt das physiotherapeutische Klettern und das soziale, emotionale und geistige Klettern oder Bouldern für Menschen mit Handicap.
Für beide Angebote steht neben qualifizierten Trainern auch eine spezielle therapeutische Kletterwand zur Verfügung. Für die Trainerin sind Klettern und Bouldern ideale Therapieformen: „Klettern beansprucht den ganzen Körper. Du machst nicht nur mit einer kaputten Schulter Übungen, sondern aktivierst den ganzen Körper.“
Menschen zusammenbringen als Ziel
Auch die mentale Wirkung sei nicht zu unterschätzen. „Wenn Du in die Höhe kletterst, vergisst Du vielleicht, dass Deine Schulter kaputt ist und gibst Deine Schonhaltung auf.“ Für Andreas Huber ist das Psychologische am Klettern ein wichtiger Aspekt. „Die Idee eine gerade Wand hinauf zu klettern, ist etwas völlig Natürliches. Deshalb kann jeder klettern, egal ob alt, jung, über- oder untergewichtig, mit Behinderung oder Handicap.“
Aus diesem Grund wollen die Verantwortlichen das Spektrum im Laufe des Jahres um ein sogenanntes „Inklusionsklettern“ erweitern und damit “Jugendliche mit Einschränkungen jeglicher Art ansprechen. Das kann der hochgradig behinderte Mensch sein, aber auch junge Flüchtlinge, die unsere Sprache noch nicht sprechen.“
Für Julia Plank steht das Miteinander hier im Mittelpunkt. Langfristiges Ziel sei es, diese Menschen mit Kindern und Jugendlichen aus herkömmlichen Gruppen zusammen zu bringen und so eine bunte Gemeinschaft zu schaffen, die gemeinsam trainiert. „Wir arbeiten in diesem Bereich schon länger mit dem Irschenberger Caritas-Kinderdorf und auch mit der Lebenshilfe Miesbach zusammen“, erklärt Huber.
Für Ihn und seine Mitstreiterin ist Klettern weit mehr als nur eine Sportart. Es ist eine Grenzerfahrung, eine Überwindung körperlicher und emotionaler Blockaden – darin sind sich die beiden passionierten Kletterer einig. „Beim Klettern verschiebt man Grenzen nach oben“, sagt Plank. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
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