Griff ins Gift

In den Wäldern rund um den Tegernsee sprießen sie jetzt wieder aus der Erde – die Pilzsaison ist im Gange. Sorten wie Steinpilze, Herbsttrompeten oder Schopftintlinge findet man auch bei uns.

Beim Sammeln im Wald ist allerdings Vorsicht geboten. Denn oft haben bekannte Speisepilze tödliche Doppelgänger.

 Die Pilzsaison hat begonnen - man sollte aber nur die Pilze mitnehmen, die man wirklich kennt
Die Pilzsaison hat begonnen – man sollte aber nur die Pilze mitnehmen, die man wirklich kennt.

Theoretisch kann man ja das ganze Jahr über Pilze sammeln – vorausgesetzt, ein kräftiger Schneefall macht einem die Ernte nicht unmöglich. Doch jetzt im Herbst ist schlicht die beste Zeit, um sich auf die Suche zu machen.

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Jeder eingefleischte Pilzsammler im Tal kennt „seine Stellen“, an denen er immer wieder fündig wird. Wo genau diese Orte sind, bleibt jedoch meist ein gut gehütetes Geheimnis. So viel ist sicher: Pilze mögen Feuchtigkeit und Wärme. Nach ein paar Tagen Regen bei milden Temperaturen stehen die Chancen auf einen gut gefüllten Korb deshalb besser als während langer Trockenperioden.

Nur mitnehmen, was man kennt!

Ist man einmal unterwegs, bekommt man meist wie von selbst ein Auge dafür, wo die begehrten Objekte sprießen könnten – in feuchten, bemoosten Mulden oder an Baumstümpfen sind die Erfolgsaussichten größer als auf ausgetrockneten Waldböden. Hat man einen Pilz gefunden, so ist die Chance, gleich in der Nähe auf „Brüder und Schwestern“ zu stoßen, sehr groß. Das Geflecht eines Pilzes bildet häufig mehrere Fruchtkörper. Also kann es sich auch lohnen, nach wenigen Tagen oder Wochen an derselben Stelle wieder nachzuschauen.

Neben verschiedenen Champignonarten sammeln Schwammerlkenner im Herbst vor allem Maronen, Herbsttrompeten, Schopftintlinge und natürlich auch Steinpilze und Pfifferlinge. Rauchblättriger Schwefelkopf, Hallimasch sowie Stockschwämmchen bilden das Schlusslicht der essbaren Pilze.

Da viele von ihnen jedoch giftige Doppelgänger haben, gilt es, Pilze nur dann einzusammeln, wenn man sich der Sorte eindeutig sicher ist. Oftmals werden Champignons nämlich mit dem hochgiftigen und manchmal auch tödlichen Knollenblätterpilz verwechselt.

Eine Pilzvergiftung ist kein Spaß

Von den rund zehntausend Großpilzarten, die man im Wald finden kann, sind nur tausend genießbar, weiß Thomas Fuchs, Ausbildungsleiter der Johanniter mit Sitz in Kreuth-Weißach. Deshalb sollte man „nur nehmen, was man kennt“, betont er. Denn ansonsten droht im schlimmsten Fall eine Pilzvergiftung. Auslöser sind Gifte, von denen manchmal bereits kleinste Mengen ausreichen, um große Beschwerden hervorzurufen.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe erinnert deshalb an die wichtigsten Regeln, die bei einer Pilzvergiftung Leben retten können. Thomas Fuchs gibt deshalb den guten Rat: „Wer nach einem Pilzessen an Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, einer Gelbfärbung der Haut oder Schweißausbrüchen leidet, sollte sofort den Rettungsdienst rufen.“ Die Symptome könnten auch erst Stunden oder sogar einige Tage nach der gefährlichen Mahlzeit auftreten.

Wirksame Hausmittel gegen eine Pilzvergiftung gibt es nicht. Bitte nie versuchen, durch Salzwasser oder Milch Erbrechen herbeizuführen.

Nur ein Arzt kann professionelle Hilfe leisten, so die Johanniter. Unter der Notrufnummer 112 sollte man professionelle Hilfe rufen und dabei gleichzeitig Ruhe bewahren. Das sind die besten Hilfsmittel. Ärzte können außerdem durch Reste der Pilzmahlzeit die Art des Giftes feststellen lassen und damit geeignete Gegenmaßnahmen einleiten.

Deshalb empfehlen die Johanniter, Proben für den Notarzt bereitzuhalten. Auch wenn eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus in der Nähe sind, sollten Betroffene auf keinen Fall selbst dorthin fahren. Das sei zu gefährlich, denn der Zustand von Menschen mit Vergiftungen könne sich jederzeit verschlechtern, so Fuchs weiter.

Essbar, ungenießbar oder giftig? Dieser Fliegenpilz gehört eindeutig zur toxischen Gruppe.

Sammeln darf man im Übrigen keine unbegrenzte Menge an Pilzen. In Deutschland ist die Höchstmenge je nach Bundesland genau geregelt. In den meisten Fällen beträgt sie ein Kilo pro Person und Tag für den Eigenbedarf.

Durch diese Regelung soll einerseits der Pilzbestand in den Wäldern geschützt werden. Andererseits will man gewerblichen Handel mit im Wald gesammelten Pilzen verhindern. Denn immer wieder gibt es Hinweise auf illegale Pilzsucher, die riesige Mengen sammeln und dann an die Gastronomie verkaufen.

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