40 Flüchtlinge sind bereits in die Traglufthalle am Moarhölzl eingezogen und noch weitere sollen folgen. Mit den Bewohnern in den Containern, rechnet die Gemeinde im Laufe der Zeit mit insgesamt 370 Asylbewerbern. Das bedeutet eine große Herausforderung für alle Helfer und verlangt nach neuen Strukturen. Vor allem der Helferkreis muss eine gemeinsame Basis für eine vertrauensvolle Arbeit finden, wie Bürgermeister Olaf von Löwis bei der gestrigen Präsentation des sogenannten “Ehrenkodex” betont:
Wir müssen mit einer großen Zahl an Flüchtlingen umgehen. Deswegen haben wir die bisherigen Strukturen überprüft und gesehen, man muss was machen.
Auch Maria Korell, Integrationsbeauftragte der Gemeinde sieht Handlungsbedarf. Die Helfer standen am Anfang vor unerwarteten Situationen und mussten überlegen, wie sie damit umgehen wollen. “Am Anfang hatten wir einen kleinen Leitfaden. Haben dann aber festgestellt, dass wir ganz viel Diskussionsbedarf haben und viele Punkte im Leitfaden fehlen, an die wir nicht gedacht hatten. Auch für uns war das ja der erste Kontakt mit Asylbewerbern”.
Starkes Wir-Gefühl im Workshop
Aus diesem Grund haben die ehrenamtlichen Helfer zusammen mit den Integrationsbeauftragten Maria Korell, Franz Lutje und Eva Krause sowie dem Geschäftsleiter der Gemeinde Robert Hauschild und dem Bürgermeister einen sogenannten Ehrenkodex erarbeitet.
Dazu wurden in einem Workshop die bisherigen Erfahrungen der Teilnehmer mit Asylbewerbern zusammengetragen und ausgewertet. Nicht vergessene “Krisen” wie beispielsweise die Sitz-Demonstration vor dem Rathaus letzen Sommer wurden dabei ebenfalls berücksichtigt. Anschließend habe man den Kodex von Prof. Dr. Claudia Ueffing, Sozialwissenschaftlerin und einer Kerngruppe aus allen Arbeitsfeldern des Helferkreises überarbeitet. Der Bürgermeister erklärt:
Ziel war es einen Kodex zu erstellen, der eine gemeinsame Basis für die Helfer ist. Sodass wir uns auf einer Plattform begegnen, die uns eine vertrauensvolle Arbeit ermöglicht. Außerdem war es uns ganz wichtig alle mitzunehmen. Jeder konnte seine Erfahrungen erzählen und mithelfen.
Manche Teilnehmer seien mit Zweifel in den Workshop reingegangen und voller Energie wieder rausgekommen, so von Löwis. Der Kodex sei eine Übereinkunft für die gemeinsame Arbeit und diene dazu sich zu orientieren, fügt Franz Lutje ergänzend hinzu. “Ich denke jeder Helferkreis braucht einen Kodex. Andere Gemeinden können von Holzkirchen lernen”, davon ist der Integrationsbeauftragte überzeugt. Valley hätte das Prinzip wohl schon übernommen und ebenfalls einen Kodex für den Helferkreis aufgesetzt.
Claudia Ueffing, die ursprünglich aus München kommt und somit einen objektiven Blick auf die “kleine” Gemeinde hat, lobt deren Asylpolitik:
Ich finde das hier sehr bemerkenswert. Holzkirchen nimmt die Bedürfnisse der Asylbewerber wirklich wahr.
Die Sozialwissenschaftlerin meint damit, dass schnelle Lösungswege für kleine Alltagssorgen gefunden werden. Wie zum Beispiel, das Stellen von Fahrrädern, damit die Asylbewerber von der Traglufthalle in den Supermärkten im Ortsinneren einkaufen können.
Der Kodex als “Botschaft nach außen”
Aber nicht nur für die Helfer und die Asylbewerber soll der Kodex eine Hilfe sein, sondern auch für die Holzkirchner selbst. Ängstlichen und skeptischen Bürgern soll damit gezeigt werden, wie sehr sich die Gemeinde bemüht, dass die Integration im Ort funktioniert. Von Löwis betont: “Der Kodex ist auch eine Botschaft nach außen, weil wir wissen, dass die Bevölkerung das Thema Asyl ganz genau beobachtet, vor allem die Bürger, die gegenüber Flüchtlingen ängstlich sind. Mit dem Kodex sind wir ganz oben mit dabei, das ist Chefsache.”
Zusätzliches Plus: Helfer die sich dem Kodex anschließen, werden durch die Gemeinde haftpflichtversichert. Der Ehrenamtliche muss dann ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und bekommt anschließend von der Gemeinde einen Ausweis. Nur Helfer mit einem solchen Ausweis dürfen die Traglufthalle am Moarhölzl betreten. So soll am Ende auch für mehr Sicherheit gesorgt werden.
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