Eine hupende Autokolonne fährt durch den Ort? Meist handelt es sich um eine fröhliche Hochzeitsgesellschaft, die ihrer Freude auf diesem Wege besonderen Ausdruck verleihen möchte. Dabei muss es nicht immer eine kirchliche Trauung sein – vielen Paaren genügt mittlerweile das Ja-Wort vor dem Standesbeamten. „In Holzkirchen finden pro Jahr etwa 70 bis 80 Trauungen statt“, erzählt Standesbeamtin Eva Bartosch. Ungewöhnliche Orte für eine Eheschließung, sucht man in Holzkirchen allerdings vergebens.
Hochzeit an „gewidmetem“ Ort
Während die romantische Hochzeit im eigenen Garten amerikanischen “Schnulzen” vorbehalten bleibt, stehen im Oberland nur sogenannte „gewidmete“ Orte zur Verfügung. Damit ist ein Raum bezeichnet, der durch gemeindlichen Beschluss als Trauungsstätte bestimmt wurde. „In Holzkirchen kann man im Trauungszimmer des Rathauses und im Rokokosaal des „Kultur im Oberbräu“ den Bund fürs Leben schließen“, erläutert Bartosch. Die „Lizenz zu Trauen“ haben der erste Bürgermeister und seine Stellvertreter sowie ausgebildete Standesbeamte.
In der Gemeinde Weyarn, die zumindest in Sachen Eheschließung von den Holzkirchnern mitbetreut wird, gibt es neben dem Rathaus seit Neuestem einen ganz besonderen Ort zum Heiraten: Das Bürgergewölbe in der ehemaligen Klosterbrauerei.
Kurzer Weg zum „Ja“
Der Weg zum „Ja“ kann in Holzkirchen mitunter ziemlich kurz sein. Eva Bartosch: „Wenn mir die Unterlagen alle vorliegen und keine Ehehindernisse vorhanden sind, kann man theoretisch innerhalb der nächsten Stunde verheiratet sein“. Das komme jedoch nur sehr selten vor.
Anders verhält es sich bei einer kirchlichen Trauung. Wer um Gottes Segen für eine lebenslange Bindung bittet, sollte frühzeitig mit der Planung beginnen. Wichtig: Der Pfarrer muss am Wunschtermin Zeit haben, egal ob katholisch oder evangelisch. „Oft organisieren die Brautpaare im Vorfeld ihre ganze Hochzeitsfeier und kommen erst ganz zum Schluss zu mir“, klagt Peer Mickeluhn, Seelsorger in der evangelischen Kirchengemeinde Holzkirchen. Ähnlich ist es bei den Katholiken: „Bei rechtzeitigen Anfragen können wir unter Umständen Wunschtermine berücksichtigen“. Da zeigt sich der katholische Pfarrer Gottfried Doll kulant.
Grundvoraussetzung für eine kirchliche Hochzeit in Holzkirchen ist der Trauschein vom Standesamt. „Theoretisch kann man auch ohne diesen den kirchlichen Segen erhalten, aber wir machen das in der Regel nicht“, sind sich beide Kirchenvertreter einig. Unter Reichskanzler Bismarck galt die Regel „Standesamt vor Kirche“ noch als verpflichtend, heutzutage haben sich die Gesetze gelockert.
Das Oberland ist traditionsgemäß eher vom katholischen Glauben geprägt. Dennoch finden pro Jahr circa zwölf Trauungen in den evangelischen Glaubenshäusern in und um Holzkirchen statt. Zum Vergleich: 30 pro Jahr sind es bei den Katholiken.
In einem Punkt sind sich die Standesbeamtin und die Pfarrer beider Konfessionen einig: Geheiratet wird heutzutage meist in reiferen Jahren. Ein Grund dafür könnte die höhere Lebenserwartung sein. Lebt man länger, pressiert’s nicht mit der Heiraterei. Da war Schiller seiner Zeit wohl voraus.
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