Es ist noch keine sechs Stunden her, da knallte ein IC frontal gegen einen kleinen VW-Transporter und schleuderte ihn in die Böschung. Und das alles, so der Stand der Ermittlungen, weil der Fahrer einen unbeschrankten Bahnübergang überquerte, ohne auf Andreaskreuz und Rotlicht zu achten.
Die Passage im Holzkirchner Ortsteil Föching ist kein Einzelfall. In Deutschland gibt es rund 17.500 Bahnübergänge, davon sind rund 40 Prozent unbeschankt. Im Landkreis Miesbach gibt es 46 Exemplare. Gekennzeichnet sind diese meist nur mit Andreaskreuz, Blinklichtern oder Lichtzeichen.
Tote, Verletzte, kaputte Züge
Die Liste der schweren Unfälle an diesen Stellen ist lang und traurig. 2011 etwa starben zwei junge Holzkirchner beim Crash mit einem BOB-Zug zwischen Thann und Lochham. 2013 starb eine 53-Jährige, nachdem ihr Auto ebenfalls von einer BOB auf dem unbeschrankten Bahnübergang bei Piesenkamm erfasst wurde. Trotz Warnblinklicht und Schnellbremsung des Zugs – und obwohl die Stelle seit Jahren als Unfallschwerpunkt galt.
Die jüngste Diskussion ist um den unbeschrankten Bahnübergang in Gmund am Tegernsee entbrannt. Seit letztem Jahr steht eine Schließung der dortigen Passage zur Debatte. Doch getan hat sich aufgrund einer komplizierten rechtlichen Situation bislang kaum etwas.
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Nun hat es also den unbeschrankten Bahnübergang in Föching getroffen. Dieser zählt zwar nicht gerade zu den Verkehrsknotenpunkten der Region, stellt aber, wie der Unfall zeigt, ein gewisses Risiko dar. Die Deutsche Bahn hat daher gemeinsam mit einigen Partnern die Kampagne “sicher drüber” gestartet. Ziel ist es, “für mögliche Gefahren an den Kreuzungen von Straße und Schiene zu sensibilisieren und Unfälle zu verhindern.”
Doch die mit einem drastischen Kurzfilm gespickte Kampagne ändert wenig daran, dass unbeschrankte Bahnübergänge ein unkalkulierbares Risiko darstellen. Deshalb “arbeitet die DB seit Jahren daran, die Zahl ihrer Bahnübergänge zu reduzieren. Rund 4.800 Anlagen konnten seit 2004 bereits beseitigt werden, weitere wurden mit einer technischen Sicherung ausgestattet oder durch Über- oder Unterführungen ersetzt.”
Bahnschranken kein Allheilmittel
Wie Recherchen des NDR zeigen, sind aber auch Bahnschranken kein Allheilmittel. Und mitten in Holzkirchen ereignete sich vor einigen Monaten ein tragischer Unfall – an einem beschrankten Übergang. In Gmund wiederum war eine defekte Schranke Ursache für einen Crash.
Die Diskussion dürfte sich also noch lange hinziehen – und auch die Gefahr bleibt. Daher die Erinnerung:
Als Vorschriftenzeichen 201 gemäß StVO steht das Andreaskreuz für den Vorrang des Schienenverkehrs. Nähert sich an einem Bahnübergang ein Schienenfahrzeug, muss der ankommende Straßenverkehrsteilnehmer vor dem Andreaskreuz anhalten.
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