„Die einzige Möglichkeit, um gegen Doping anzugehen“

Für Viktoria Rebensburg beginnt Ende Oktober wieder die Wettkampfsaison. Wie ein modernes Ski-Alpin-Training aussieht und wie sie zu Dopingkontrollen steht, erzählte sie am vergangenen Samstag in Bad Wiessee.

Dabei verriet die 25-Jährige auch, wie das aktuelle Training läuft und was sie sich für diese Skisaison vorgenommen hat.

Profisportlerin Viktoria Rebensburg im Gespräch mit Dr. Christian Rost beim Forum der Sport-Kardiologie.
Profisportlerin Viktoria Rebensburg im Gespräch mit Dr. Christian Rost beim Forum der Sport-Kardiologie.

Das 2. Deutsche Forum der Sport-Kardiologie fand am 26. und 27. September im Wiesseer Medical Park statt. Referenten aus unterschiedlichsten Bereichen sprachen dabei über Themen wie Sport mit Kunstherz, Gefahr der Sportsucht oder mangelnde Bewegung bei Kindern und Jugendlichen. Im Bereich Spitzensport kamen auch Profis zu Wort. So bot Fußball-Legende Manfred Kaltz eine Nachlese zur Fußball-WM. Als Abschluss der zweitägigen Veranstaltung erläuterte Viktoria Rebensburg, wie ein modernes Ski-Alpin-Training aufgebaut ist.

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Dass die Kreutherin, die seit ihrem 3. Lebensjahr auf Skiern steht, in ihrem Sport Weltspitze ist, stellte sie in der vergangenen Saison erneut unter Beweis. Wegen einer Lungenentzündung fiel Rebensburg etwa zweieinhalb Monate aus. Erst eine Woche vor der Abreise zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi fühlte sie sich wieder richtig fit – und holte die Bronzemedaille in ihrer Paradedisziplin, dem Riesenslalom.

Nach der Saison ist vor der Saison

Um so weit vorne mitzufahren, trainieren die Skifahrer während des gesamten Jahres. Nur etwa drei Wochen im Jahr sind frei, meistens im April. Um den 1. Mai herum beginnen schon wieder die Vorbereitungen auf die neue Saison. Dann werden beispielsweise technische Grundlagen gelegt und auch Konditionstraining steht auf dem Programm. Richtig los geht’s dann meistens Anfang August mit einem Trainingsaufenthalt in Chile, Argentinien oder Neuseeland.

Wie viele Stunden pro Tag trainiert wird, hängt von der Art des Trainings ab. Im Schnitt variiert es etwa zwischen vier und sechs Stunden. „Wenn der Fokus auf Konditionstraining liegt, sind es vormittags drei und nachmittags nochmal 2 bis 3 Stunden“, so Rebensburg. „Wenn wir beim Skifahren sind, ist es natürlich mehr, weil wir nachmittags auch noch den konditionellen Bereich abdecken.“

Slackline-Training für die Balance

Die Bretter, die für Skifahrer die Welt bedeuten, kommen bei so manchem Training aber gar nicht zum Einsatz. Zur Verbesserung ihrer Kondition geht die Kreutherin zum Beispiel laufen oder fährt mit dem Rad – und das nicht im Fitness-Studio, sondern draußen in der Natur. Indoor findet Krafttraining statt, das ebenfalls ein elementarer Baustein der Saisonvorbereitung ist. Auch mittels Zirkeltraining können die Belastungen beim Skifahren gut imitiert und trainiert werden. Für das Ausdauertraining stehen etwa vier bis sechs Wochen am Anfang der Trainingssaison zur Verfügung, die dann vom Krafttraining abgelöst werden.

Im Konditionsbereich sind für Skifahrer viele verschiedene Komponenten wichtig. Neben Kraft und Ausdauer müssen auch Koordination und Balance stimmen, um während der etwa eineinhalb Minuten dauernden Wettkampfläufe die Bestleistung abrufen zu können. Besonders die Koordination ist ein entscheidender Faktor, um das Gleichgewicht zu halten und beispielsweise bei Schlägen in der Piste gut variieren zu können. Dies wird beim Training mit „Funsport“-Einlagen wie Slackline berücksichtigt.

Nie das Gefühl für den eigenen Körper verlieren

Beim Training auf so hohem sportlichen Niveau kommt modernste Technik zum Einsatz. Doch darauf mag sich die Olympiasiegerin von 2010 nicht allzu sehr verlassen. „Ich finde es wichtig, auch mal auf die Pulsuhr zu verzichten und komplett auf meinen Körper zu hören. Wenn man sich nur auf Technik und Elektronik verlässt, verliert man das Gefühl für sich selber“, sagt sie.

Das richtige Körpergefühl und den Rhythmus zu finden, ist das A und O im Wettkampf.
Das richtige Körpergefühl und den Rhythmus zu finden, ist laut Rebensburg das A und O im Wettkampf.

In das richtige Gefühl für sich selbst hineinzufinden, sei dabei auch ein elementarer Faktor vor Wettkämpfen. Gegen 7 Uhr geht es meistens schon auf den Berg. Dort fährt sich die Kreutherin ein, um ein Gefühl für den Schnee, die äußeren Bedingungen und sich selbst zu bekommen. Nach der Streckenbesichtigung und einer kurzen Pause geht es dann an den Start. Davor hat jeder Sportler sein eigenes Ritual – von Hyperaktivität bis zum meditativen „Nichtstun“. Rebensburg ist es wichtig, ihren Körper gut aufzuwärmen.

Dopingkontrollen sorgen für Fairness

Wie alle Spitzensportler müssen sich auch die Athleten des Skizirkus’ regelmäßigen Dopingkontrollen unterziehen. Das sogenannte Adams-System der World Anti Doping Agency verlangt, dass sich die Sportler abmelden, wenn sie nicht im Training oder zu Hause anzutreffen sind. Für spontane Kontrollen müssen sie nämlich jederzeit zur Verfügung stehen. Nach einem Wettkampf werden stets die ersten vier und noch zwei ausgeloste Teilnehmer kontrolliert.

„Es ist für einen Athleten natürlich schon relativ viel Aufwand, weil man wirklich immer dran denken muss, sich abzumelden“, räumt Rebensburg ein. Vergisst man es doch einmal, kann dies bestraft werden. „Das kann schon hart sein, wenn man es mal vergisst, weil irgendetwas spontan passiert ist.“ Aber insgesamt befürwortet sie das Kontrollsystem:

Wenn man einen fairen Sport will, denke ich, ist das die einzige Möglichkeit, um gegen Doping anzugehen.

Nach der Veranstaltung hat uns Viktoria Rebensburg noch ein paar kurze Fragen zur kommenden Skisaison beantwortet:

Tegernseer Stimme: Zum Saisonbeginn trainiert ihr ja oft in Übersee. Wohin ging’s denn diesmal?

Viktoria Rebensburg: Heuer waren wir ab Mitte August in Chile zum Kraft-Ausdauer-Training und zur Materialabstimmung. Dort waren aber leider die Bedingungen nicht so gut, wie gedacht.

Tegernseer Stimme: Und jetzt ist das Training schon hier in der Region möglich?

Viktoria Rebensburg: Ja, um diese Zeit eigentlich immer. Aber momentan ärgert uns das wechselhafte Wetter noch ein bisschen. Von unseren aktuell geplanten drei Trainingstagen konnten wir auf Grund der Schneeverhältnisse nur einen tatsächlich zum Skifahren nutzen. Aber das wird schon noch werden…

Tegernseer Stimme: Gibt es in dieser Saison irgendwelche Besonderheiten für dich?

Viktoria Rebensburg: Ich habe die Skifirma gewechselt und fahre jetzt Stöckli, was durchaus eine entscheidende Veränderung ist. Sich auf das neue Material einzustellen, ist nach zehn Jahren natürlich eine Umstellung und ein spannender neuer Impuls. Ansonsten bleibt alles beim Alten – auch von der FIS sind in dieser Saison keine Regeländerungen vorgesehen.

Tegernseer Stimme: Welche Ziele hast du dir für diese Saison gesetzt?

Viktoria Rebensburg: Ein Highlight ist auf jeden Fall die Alpine Ski-WM in Beaver Creek im Februar. Eine Medaille dort wäre schon schön. Darauf arbeite ich gezielt hin, aber ich konzentriere mich nicht ausschließlich darauf. Auch die anderen Wettkämpfe sind mir wichtig, besonders in meiner Paradedisziplin, dem Riesenslalom. Hier möchte ich in dieser Saison wieder um die Weltcup-Kugel mitfahren.

Der Alpine Skiweltcup 2014/15 beginnt voraussichtlich am 25. Oktober im österreichischen Sölden, und zwar mit dem Riesenslalom der Damen. Dafür und natürlich für alle weiteren Wettkämpfe dieser Saison wünschen wir Viktoria Rebensburg viel Erfolg!

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