Terrassen fürs Krankenhaus

Das Architektenmodell mit den terrassenförmigen Häusern und dem bohnenförmigen Hotel
Das Architektenmodell mit den terrassenförmigen Häusern und dem bohnenförmigen Hotel

„Wir wollen keine massive Bebaung – das passt nicht zu Tegernsee.“ So hatte der Eigentümer das Scheitern von einigen Entwürfen des Architektenwettbewerbs begründet. Der Wettstreit hat hervorgebracht, wer das Projekt an der Tegernseer Hochfeldstraße gestalten soll. Terrassenförmige Wohnhäuser und bohnenförmiges Hotel überzeugten.

Auf dem Areal des ehemaligen Krankenhauses soll ein Hotel und Wohnungen entstehen. Vor zwei Tagen hatte die Tegernseer Stimme bereits exklusiv über einen bereits laufenden Architektenwettbewerb berichtet. Jetzt hat der Eigentümer sich für eines von sieben Architekturbüros entschieden, was die Gestaltung des Geländes angeht. Gewonnen hat eine eher luftige Lösung, die drei terrassenförmige Wohnhäuser mit einem bohnenförmigen Hotelbau auf einer Fläche zusammenführt.

Der Architektenwettbewerb

Entwurfsphase und baurechtliche Abläufe klar zu trennen. Das war Bürgermeister Johannes Hagn bei diesem Projekt ein Anliegen. Was die Gestaltungsphase angeht, setzt er auf maximale Transparenz, wie er bei der Pressekonferenz am gestrigen Mittwoch kundtat. Deshalb war es auch logisch, dass Mitglieder des Stadtrates von Anfang an in den Architektenwettbewerb mit einbezogen wurden. Auch wenn der Eigentümer letztendlich selbst bestimmt, wer sein Projekt entwerfen soll.

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Neben dem Eigentümer – der Residenz-Gruppe Bremen – und der BMI Immobilien GmbH Münsing als Projektplaner waren auch Fraktionssprecher beziehungsweise Mitglieder aller Fraktionen mit ihrer Stimme an der Architektenauswahl beteiligt.

Sieben Büros waren bei dem Wettbewerb gegeneinander angetreten. Kleinere und große Büros aus der Region, aus München, Hamburg und weiteren Städten. In der nichtöffentlichen Sitzung am Dienstagabend hatten sich die Stadträte über alle sieben Entwürfe informieren können. In der Pressekonferenz soll der Sieger der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Im Vorfeld hatten die Preisrichter in verschiedenen Rundgängen entschieden, wer die Runde verlassen muss. Als letzter gingen das Büro Streidle München als Zweiter und das Büro Spengler Hamburg als Dritter nach Hause. Deren Entwürfe erschienen anfangs zwar reizvoll, zerbrachen letztendlich dann aber an der widersprüchlichen städtebaulicher Ausrichtung.

Der Eigentümer – Geschäftsführer Stephan Hüssen von der Residenz-Gruppe Bremen – sowie Burkhardt John von der BMI Immobilien GmbH Münsing, erklärten in der Pressekonferenz gemeinsam mit dem Rathauschef, warum sich das Büro ATP mit Hauptsitz in Innsbruck sich durchsetzen konnte.

Gründe für die Entscheidung

Welcher Entwurf passt am besten zu Tegernsee. Darum ging es bei der Auswahl des richtigen Architektenbüros. Dabei machten es sich die Entscheider nicht leicht. Die Bewertung wurde nicht nur aus der Vogelperspektive vorgenommen, sondern von allen Seiten. „Wir wollen keine Aiger-Nordwand“, versinnbildlichte Hüssen die Entscheidung. Auch große Riegel oder das Entstehen von Straßenschluchten wollte man vermeiden. Auch kam es der Jury auf etwaige Schattenwürfe an. All diese „No-Go’s“ hat der präferierte Entwurf nicht, so ist die Jury der Meinung.

Als hätten sie immer schon da gestanden - in der Bildmitte hinten das Hotel, links daneben eines der Wohnhäuser - laut ATP-Visualisierung
Als hätten sie immer schon da gestanden – in der Bildmitte hinten das Hotel, links daneben eines der Wohnhäuser – laut ATP-Visualisierung

Das Modell und die Visualisierung an der Fotowand zeigt die terrassenförmig aufgebauten Wohnhäuser und das bohnenförmige Hotel zwar noch mit Flachdach. Aber das werde nachträglich angepasst. Alles in allem könne man sich mit der luftigen Anordnung der sogenannten „Punkthäuser“ anfreunden. Bürgermeister Johannes Hagn drückte die Entscheidung so aus:

Es hat uns gut gefallen, weil es eine Einheit im Ort gibt. Es verschmilzt mit dem Ort.

Im Grunde genommen könnte man denken, die Gebäude hätten schon immer da gestanden. So hätte sich einer der Stadträte sich zu den Visualisierungen geäußert, erinnerte sich Hagn an vergangene Beurteilungstreffen. Hüssen ergänzte, dass das Hotel sehr effizient aufgebaut sei.

Beim ausführenden Büro ATP, das den Entwurf einbrachte, handelt es sich um ein Unternehmen mit Hauptsitz in Innsbruck. 520 Mitarbeiter – Ingenieure und Architekten.

Punkthäuser schaffen die Präsenz und gleichzeitige Offenheit am Areal. Blickbeziehungen und Durchwegungen sind in vielen Ebenen gewährleistet. Die Dichte der geforderten Bebauung wird durch Einschnitte im Gelände genommen. Die Höhe der Gebäude nimmt in Richtung Stadt und entlang dem Geländeverlauf folgernd ab.

Ein Areal – zwei Nutzungen

Über 15 Jahre hatte das ehemalige Krankenhaus-Areal in Tegernsee brachgelegen. Der Landkreis Miesbach als Eigentümer hatte etliches versucht, um das Gelände an den Mann zu bringen. Mit dem Verkauf des 7.588 Quadratmeter großen Grundstückes an die Residenz-Gruppe wollen die Verantwortlichen im Rathaus einerseits den Tourismus in Tegernsee fördern, andererseits auch bezahlbaren Wohnraum für Familien schaffen. Der neue Eigentümer hatte erklärt, hierzu sowohl als Investor als auch als Betreiber einsteigen zu wollen.

Wie bereits berichtet ist nach dem gültigen Bebauungsplan auf der Fläche die Errichtung eines Seminarhotels vorgesehen. Der neue Eigentümer will auch ein Hotel umsetzen, strebt allerdings einige Änderungen an. So sollen, bei einer Reduzierung der Baukörper auf fünf Geschosse, 50 Prozent der Bruttogeschossfläche für das Hotelprojekt vorgehalten werden. Die restliche Fläche wird für die Wohnungen verwendet.

Das geplante Hotel soll im Bereich 3- bis 4-Sterne angesiedelt sein. Laut den aktuellen Plänen wird es einen Kaffee- und Restaurantbereich haben, eine Fitness- und Wellnessabteilung sowie Tagungs- und Konferenzräumlichkeiten. 120 Zimmer sollen die Gäste beherbergen, wie Burkhardt John von der BMI bei der Pressekonferenz kundtat. Das Restaurant plant man in der obersten Etage anzusiedeln. „Wir wollen für die Gäste das Optimum an Seeblick“, wie der Bürgermeister findet.

Wie bereits berichtet ist weiterhin fix, dass auf der Restfläche verschiedene Arten von Wohnungen errichtet werden sollen. Geht es nach den Ursprungsplanungen, so wird ein Drittel Eigentumswohnungen, ein Drittel betreutes Wohnen nach Vorbild des Wiesseer Brennerparks und ein Drittel Wohnungen nach dem sogenannten „Tegernseer Modell“.Insgesamt soll es etwa 80 bis 100 Wohnungen mit 1 bis 4 Zimmern auf 8.200 Quadratmetern Geschossfläche geben. Im Zuge dieses Modells will die Stadt Tegernsee bezahlbaren Wohnraum für junge Familien schaffen, wie der Rathauschef bestätigt:

Unser Ziel ist es, die Leute in Tegernsee zu halten.

Nach der Entscheidung für das Architekturbüro sollen nun noch letzte Änderungen am Entwurf getätigt werden. Beispielsweise müssen die Gebäude laut Ortsgestaltungssatzung Giebeldächer tragen – anstatt der präsentierten Flachdächer. Erst wenn dann alle baurechtlichen Verfahren durch sind, kann es mit dem Bauen losgehen. Der Eigentümer hofft darauf, dass dies in etwa einem Jahr sein wird. Das Investitionsvolumen beziffert er auf etwa 30 bis 40 Millionen Euro.

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