Holzkirchen soll solidarisch eskalieren

Die Schmarrnredaktion der Holzkirchner Stimme berichtet aus dem Paralleluniversum.
Während sich der Bürgermeister Magneten und Anker wünscht, darbt der Holzkirchner Einzelhandel vor sich hin. Jetzt ruft die Gemeinde spontan zur großen Solidaritätsaktion auf: Heute Abend sollen alle Holzkirchner ein Zeichen setzen und gemeinsam auf den Straßen eskalieren.

Wenn die Freude im Rahmen bleibt, drückt die Polizei ein Auge zu
So soll die Aktion aussehen. Ähnlichkeiten zu Fußballfans sind laut Verantwortlichen rein zufällig. Der Blumenladen links im Hintergrund gehört übrigens zu den Betrauerten. /Archivbild

Es ist ruhig geworden um den Holzkirchner Einzelhandel. Das haben Halbtote so an sich. Die Krise, die spätestens im letzten Jahr ausbrach, hat sich mit dem plötzlichen Aus für das Traditionsgeschäft „Hummelberger“ noch verschlimmert. Wobei, kein Wunder: Was mit dem Namen des römisch-holzkirchnerischen Götterboten und Gott der Händler und Diebe beschriftet ist, kann ja nicht funktionieren.

Das kann so nicht weitergehen, findet auch der Holzkirchner Bürgermeister Olaf von Tigris: „Wir brauchen etwas (…), dafür fehlt mir das Fachwissen.“ Wer sich seine Wohnung mit preisgünstigem Ramsch vollstellen will, dem ist wenigstens geholfen: Es gibt ein neues Antiquitätengeschäft mitten im Ort. Zum Glück wurde der baldige Abriss der ehemaligen „Adler Apotheke“ schon mit eingeplant.

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Münchner Straße schockartig wiederbeleben

Stattdessen sollen heute Abend neue Adler in den Ortskern strömen. Weil Modegeschäfte dort reihenweise dichtmachen und auch sonst eigentlich keiner mehr was kauft, muss Lärm gemacht werden. Zu ruhig ist sonst die Münchner Straße, und das will doch beim Einkaufen wirklich niemand. Man stelle sich vor: Ohne Lebensgefahr die Straßenseite zum nächsten Schaufenster wechseln oder die Atemwege abgasungepudert lassen – alptraumhaft.

Stattdessen ruft die Gemeinde zu einer seltenen Solidaritätsaktion auf. Alle zwei Jahre scheinen sich die Holzkirchner wie wilde, unkoordinierte Rudel zusammenzurotten, um auf den Straßen frenetisch zu hupen und aus sich ein „wir“ zu machen. Dem Bürgermeister schwebt dieses Jahr etwas Ähnliches vor, er will sich das Phänomen zunutze machen. Mit einem Autokorso soll sich ganz Holzkirchen fahnenschwenkend durch den Ortskern schieben. Von Tigris erklärt:

Ich kenne und achte die feine Grenze zwischen Umarmen und Anbiedern. Es ist mir schlicht eine Herzensangelegenheit.

Denn was die Blechschlangen-Hartpenninger können, könne man hier im „echten“ Zentralholzkirchen schon lange. Die Gefahr einer eventuellen Konfrontation der Solidaritätsaktion mit glückseligen EM-Feierbiestern sieht von Tigris nicht: „Wenn es im heutigen Spiel Deutschland-Frankreich Verlängerung gibt, fangen wir einfach schonmal an.“

Dann will man laut hupend vor dem französischen Restaurant „La Bière touche-t-on?“ an der Münchner Straße halten und die bräsigen Gäste vom Fernseher weglocken. Bis dahin will sich von Tigris mit schwierigen Fragen beschäftigen wie: Könnte die Schließung einer Buchhandlung tatsächlich durch den wachsenden Onlinehandel bedingt sein?

Hat die unkonventionelle Solidaritätsaktion Erfolg, soll sie wiederholt werden. Nächster Schritt soll ein Autokorso auf der Carrerabahn beim Sommerzauber sein.

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