„Sprengung“ in Bad Wiessee

walter_lechner_sprengung „Dynamite – explosiv!“ So steht es auf den beiden Kisten am Boden. Gerade verzieht sich der Frühnebel aus der kleinen Siedlung. Gleich wird es wahrscheinlich noch mehr Rauch geben, möchte man annehmen. Doch die meisten Anwohner im Wiesseer Simperetsweg bemerken nichts von der Sprengung. Alles geht ganz leise zu. Doch bei „Sprengmeister“ Walter Lechner ist die Stimmung aufgeheizt.

Rein symbolisch sollte sie sein – die Spreng-Aktion von heute früh. Walter Lechner, Wiesseer Bürger und Chef von 16 Angestellten einer Baufachfirma hatte sie initiiert. Sein erklärtes Ziel: „Zeitgeist entwickeln!“ Er ist nicht einverstanden mit den „Umgangsformen“, die aus dem Wiesseer Rathaus kommen. Er wünscht sich mehr Dialog. Deshalb kam ihm die Idee, mit einer symbolischen Sprengung den Verantwortlichen im Rathaus sozusagen einen „Ruck zu verschaffen“.

Streit um Biotopfläche im Simperetsweg

Weil der Platz auf seinem Grundstück im Simperetsweg – wo Lechner auch wohnt – begrenzt ist, einigte sich der Unternehmer mit einer Nachbarin, dass er deren Grundstück als Lagerplatz für Baumaterial und Brennholz nutzen dürfe. Weil die Wiese sehr nass war, schüttete Lechner zudem Kies auf, um die Fläche befahren zu können, ohne buchstäblich darin zu versinken. An die 1.500 Quadratmeter umfasst die Fläche, auf der das Material lagert.

Doch mit diesem „Lagerplatz“ waren nicht alle einverstanden. So bekam Lechner Post vom Miesbacher Landratsamt. Er solle eine Stellungnahme abgeben, warum er in diesem Gebiet – es ist ein ausgewiesenes Biotop – sein Material ablagere. Zudem müsse der Kies entfernt sowie die Lagerfläche geräumt werden, um der Biotopfläche nicht zu schaden.

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Er hätte nicht gedacht, dass ein Problem aus seiner Nutzung entstehen würde, so Lechner zu unserer Redaktion, als er mit der symbolischen Sprengung den aufgeschütteten Kies imaginär wieder aus dem Weg räumte. Seiner Meinung nach sei die Wiese nicht erhaltenswert. Denn Frösche, Lurche oder weitere Tiere, die angeblich in dem Biotop leben sollen, hätte er dort noch nie beobachten können. „Jetzt können sie sich aber wieder frei bewegen, nachdem der Kies weg ist“, so sein abschließender Kommentar zu der symbolischen Sprengung.

Mit Minibaggern wie diesen wird Kies normalerweise verdichtet
Mit Minibaggern wie diesem wird Kies normalerweise verdichtet.

„Wir wollen nichts Böses“, bekräftigt Lechner. Wenn die Behörden es so wollen, werde er die Wiese in den nächsten Wochen wieder räumen. Was er jedoch vermisst habe, sei ein persönlicher Dialog mit der Kommune. Anstatt das Gespräch zu suchen, habe man gleich die übergeordnete Behörde in Form des Landratsamtes eingeschaltet, von der er nun die Post mit der Bitte um Stellungnahme kam.

Wiessees Bauamtsleiter Helmut Köckeis kann sich Gespräche vorstellen. Allerdings müsse der erste Schritt von Lechner kommen und nicht von der Gemeinde: „Lechner kann jederzeit zu uns ins Rathaus kommen.“ Der umtriebige Unternehmer ist für die Gemeinde kein Unbekannter. In der Vergangenheit hatte es schon wegen Lechners Trachtenladen in der Hirschbergstraße Unstimmigkeiten mit der Gemeinde gegeben.

Wie will ich da noch einen Dialog führen?

Der Bauamtsleiter versucht, das angeknackste „Verhältnis“ zu Lechner zu erklären. Dieser habe sich nach Aussagen von Köckeis „an nix gehalten“, was die Gemeinde von ihm in Sachen Trachtenladen gefordert hatte. „Wir sind ihm wegen der Hirschbergstraße sowieso schon sehr entgegengekommen“, berichtet er.

Lagerfläche ist Biotop und liegt im Außenbereich

Dass die Wiese, um die es geht, ein Biotop ist, bestätigt auch Köckeis. Sie ist im Flächennutzungsplan als derartige Fläche eingetragen. Wie bereits berichtet, müsse unbedingt sorgsam mit derartigen Flächen umgegangen werden, denn durch die Verdichtung der Fläche könne das Wasser nicht mehr versickern und laufe dann auf den gemeindlichen Simperetsweg, der dann leiden könne.

Als Unternehmer müsse Lechner demnach auch wissen, was er in so einer im Außenbereich gelegenen Fläche darf und was nicht. Aus Sicht von Helmut Köckeis sind die Verantwortlichen im Wiesseer Rathaus und im Miesbacher Landratsamt also hier richtig vorgegangen.

Das Vorgehen, das hier angewendet wurde, sei das übliche, so Köckeis. Lechner kann nun eine Stellungnahme abgeben und sich zu den Vorfällen äußern. Das Landratsamt wird dann seine Schlüsse daraus ziehen. Räumt Lechner die Biotopfläche nicht, könnte ihm ein Bußgeld drohen.

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