Wie schon berichtet, befinden sich Teile der Anwohner-Grundstücke in der Karwendelstraße auf Gemeindegrund, der nun zurück gefordert wird. Ein Ausbau ist in den Augen der Gemeinde zudem dringend notwendig – Breite, Zustand und Entwässerung wäre nicht mehr sachgerecht, so die Einschätzung der Holzkirchner Verwaltung.
Bereits vor einigen Wochen erhoben die Anwohner Protest und sprachen sich öffentlich gegen einen Ausbau ihrer Straße aus. Nachdem klar war, dass dabei 90 Prozent der Kosten auf die Anwohner umgelegt werden, kochte die Stimmung weiter hoch.
Anwohner wurden ins Rathaus eingeladen
Aus diesem Grund veranstaltete die Gemeinde am vergangenen Dienstag eine Informationsveranstaltung, bei der sie den rund 20 betroffenen Anwohnern die Baupläne vorstellten und die geplanten Maßnahmen erklärten. In den Augen von Bürgermeister Olaf von Löwis war das Treffen sehr erfolgreich:
Es war eine sehr gute und konstruktive Gesprächsrunde. Wir als Kommune haben erklärt, inwieweit der Straßenausbau nötig ist. Grund ist ja, dass die Kommune ihre Flächen wieder haben soll. Natürlich ist das nicht auf große Gegenliebe gestoßen, aber es wurde verstanden.
Der Gemeinde sei es vor allem wichtig gewesen, den Dialog mit den Bürgern schon vorher zu suchen und sie auf den eventuellen Ausbau vorzubereiten. “Ich denke, da sind wir sehr bürgernah”, so von Löwis auf Nachfrage. Seiner Einschätzung nach wären im Laufe der langen und intensiven Diskussionen alle Fragen auf den Tisch gekommen.
240.000 Euro an Kosten?
Das sehen die Anwohner etwas anders. Laut Rosina Bernhard wurden Gegenstimmen “einfach niedergebügelt”. Sie muss zwar keinen Grund abtreten, hat aber dennoch die hohen Kosten im Nacken: “Um wie viel genau es sich handelt, weiß noch keiner, aber angeblich soll der Straßenausbau um die 240.000 Euro kosten – das ist aber noch nicht sicher. Für mich würden das dann wahrscheinlich um die 20-30 Tausend Euro bedeuten. Wie soll ich eine so hohe Summe bezahlen?”
Das kann auch Laurence Lambert bestätigen. Sie und ihr Mann waren ebenfalls auf der knapp zweistündigen Veranstaltung. Sie ist weniger wütend, als resigniert. “Was sollen wir machen? Die Verantwortlichen der Gemeinde standen vor uns und haben uns erklärt, dass der Ausbau nötig sei und auch gemacht werden wird. Wir haben von Anfang an damit gerechnet, dass in diesem Fall die Kosten auf uns umgelegt werden”.
Bei Familie Potansky keimt derweil der Kampfgeist auf:
Wir werden uns das nicht gefallen lassen. Der Gemeinderat agiert arrogant – das werden wir nicht weiter so hinnehmen. Sich einfach so über den Willen der Bürger hinwegzusetzen, ist in unseren Augen keine Demokratie. Den Gemeindegrund abzutreten ist eine Sache, das ist rechtlich klar. Aber den Ausbau, den hier keiner will, ist eine ganz andere Sache.
Peter Potansky und seine Frau leben schon seit 37 Jahren in der Straße. Bis
jetzt sei alles reibungslos abgelaufen und nie etwas passiert. Die Straße würde allen Verkehrsanforderungen genügen. “Wir alle möchten, dass unsere gemütliche Straße so bleibt, wie sie ist.” Nun überlegen Potanskys unter anderem einen Fachanwalt einzuschalten.
“Mit Unwissenheit kann man nicht kommen”
Doch nicht jeder einzelne Anwohner ist gegen einen Ausbau. Eine Mieterin, die von den ganzen Streitereien um Grundabtretung und Kostenumlegung nicht betroffen ist, spricht sich für eine Erweiterung der Straße aus:
Ich bin zu 100 Prozent Fußgängerin und bin deswegen für den Straßenausbau. Die Straße ist so schmal, dass man hier fast umgefahren wird, wenn ein Auto kommt. Man hat streckenweise keinerlei Ausweichmöglichkeiten. Nicht alle Autofahrer nehmen Rücksicht, die meisten brettern hier einfach wild durch die schmalen Gassen.
Außerdem verstehe sie den ganzen Aufschrei nicht. Sie selbst war früher auch Grundstückseigentümerin – aber nicht hier in Bayern. Bereits im Kaufvertrag der Grundstücke der Karwendelstraße, stand laut der Anwohnerin drin, dass im Falle einer Straßenveränderung, Kosten auf die Anwohner zukommen könnten. “Mit Unwissenheit kann man also nicht kommen”.
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