Sie rät der Gemeinde, vom Vertrag zurückzutreten: „Gmund soll sich nicht alles bieten lassen.“ Im Rathaus hält man dagegen.
„Es kostet Millionen, das Gebäude zu sanieren“, vermutet Helga Wagner, Gemeinderätin in Gmund. „Und das Grundstück kassiert ein anderer.“ Die Tatsache, dass Investor Ten Brinke nur Wohnungen bauen sowie Gewerbe auf der Maximilian-Fläche betreiben will, die Sanierung jedoch auf’s Brauhaus abwälzt, widerstrebt der Gemeinderätin.
Beides sei als Paket angedacht gewesen, so Wagner – Neubau und Sanierung. Deshalb sei der Kaufpreis so niedrig gewesen. Nun soll das Tegernseer Brauhaus das Denkmal kostspielig sanieren und so die ehemalige Tafernwirtschaft wieder zum Leben erwecken.
Gemeinde Gmund und Ten Brinke – ein Rückblick
Erste Anbahnungen um den Ten-Brinke-Erwerb erfolgten laut Wagner kurz nachdem die Gemeinde die Fläche zum Jahreswechsel 2009/2010 vom Voreigentümer erworben hatte. Bürgermeister Georg von Preysing hatte den kommunalen Kauf stolz in der Bürgerversammlung im März 2010 verkündet. Der Kaufpreis damals: 800.000 Euro.
Lange hatte es dann aber gedauert, bis alle vertraglichen Details ausgearbeitet waren, damit das Eigentum an Ten Brinke übergehen konnte. Im Juni 2013 verkündeten Gemeinde und Ten Brinke schließlich, dass der Kauf in trockenen Tüchern sei.
Wie viel der Investor für das Prachtgrundstück ausgegeben hat, bleibt indes unklar. Gut informierte Kreise wollen eine Summe etwas über einer Million Euro wissen. Das käme einem echten Schnäppchen gleich. Käme jeder Quadratmeter der 5.500 Quadratmeter großen Fläche in dieser Bestlage damit auf schlappe 180 Euro. Zum Vergleich: Grundstücke am Landbaderfeld kosteten um die 400 Euro pro Quadratmeter.
Offiziell vereinbarte man beim Kauf Stillschweigen über den Kaufpreis. „Der Preis passt für uns und für die Gemeinde“, so Heiko Schröppel, einer der beiden Ten-Brinke-Prokuristen bei der Unterzeichnung im Juni 2013. Und auch der Gmunder Bürgermeister betonte damals, dass die Gemeinde mit dem Verkauf im Vergleich zum Erwerb zwar keinen Gewinn gemacht, aber einen kostendeckenden Betrag erzielt habe.
Gmund war offensichtlich einfach froh, dass aus dem „Schandfleck“ bald wieder ein Aushängeschild werden würde und nahm dafür auch einen recht niedrigen Kaufpreis hin. „Ich habe vollstes Vertrauen, dass hier etwas Großartiges für die Gemeinde Gmund entsteht“, war sich Bürgermeister von Preysing sicher. Auch das Denkmalschutzamt machte dem Investor Zugeständnisse, beispielsweise bei der Gestaltung des Erdgeschosses.
Passiert ist bis heute – nichts
Ursprünglich war der Plan gewesen, schon 2013 mit dem Bau des Gebäudes zu beginnen. Bereits 24 Monate später hätte so wieder Leben ins Maximilian einziehen können. Der Termin war nicht zu halten. Die für den Baubeginn nötige Abbiegespur, um von der Bundesstraße zum Areal zu gelangen, wird erst im Frühjahr 2015 kommen. Damit verschiebt sich auch die Fertigstellung des neuen Maximilian um weitere sechs Monate. Nun peilen die Verantwortlichen die zweite Jahreshälfte 2016 als Fertigstellungstermin an. Passiert ist bis heute jedoch nichts.
Das findet Helga Wagner nicht in Ordnung. Auch wenn sie sich freue, dass das Brauhaus den Gasthof übernehme, dürfe die Gemeinde nicht alles hinnehmen, was der Investor mache. „Ten Brinke hat die Konditionen nicht erfüllt“, so klagte sie in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend an.
Die Gemeinde lässt sich alles bieten.
Deshalb solle man den Vertrag rechtlich prüfen und gegebenenfalls vom Vertrag zurücktreten, so ergänzt sie einen Tag später gegenüber der TS-Redaktion. Die Bedingung, dass der Investor das Denkmal sanieren müsse, sei für sie jedenfalls nicht erfüllt. Auch zeitliche Verzögerungen sollte die Gemeinde nicht mittragen.
Bürgermeister steht hinter Investor
Gmunds Bürgermeister Georg von Preysing hält Ten Brinke die Stange. Wie er in der letzten Sitzung verkündete, habe man mit dem Investor viele Gespräche geführt. Alles sei eingehalten worden, was ausgemacht gewesen sei. Ten Brinke habe sich jetzt einen Partner gesucht für das sanierungsbedürftige Maximilian. Mit der Entscheidung für das Tegernseer Brauhaus sei man auch in der Gemeinde hochzufrieden. Einen Vertragsbruch sieht der Bürgermeister nicht gegeben:
Es steht nicht drin, dass Ten Brinke das selber machen muss.
Mit seiner Aussage möchte der Rathauschef den Anschein relativieren, Ten Brinke entledige sich mit dem Verkauf des Denkmals an das Brauhaus bestehender Verpflichtungen. Auch zu zeitlichen Bindungen möchte er – zumindest jetzt – noch keine Aussagen treffen: „Fristen werden nicht geändert, bevor nicht angefangen ist. Das kann man entscheiden, wenn das Bauvorhaben läuft.“
Ten Brinke Bayern distanziert sich in einer Pressemitteilung vom 18.11. ebenfalls ausdrücklich von einer Nichteinhaltung von Vertragsgegenständen. Wie Prokurist Andreas Kern darin deutlich machte, wolle man „den Gasthof weder verscherbeln, noch die mit der Gemeinde Gmund geschlossenen Verträge nicht einhalten“. Man setze das gesamte Maximilian-Ensemble gemeinsam mit dem Herzoglichen Brauhaus Tegernsee um.
Ob die Sanierung des Denkmals als expliziter Vertragsgegenstand schriftlich fixiert wurde, bleibt bis dato im Dunkeln. Die TS erfuhr auf Rückfrage nichts über vertragliche Grundlagen. „Die Verträge sind nichtöffentlich“, so das knappe Statement aus dem Rathaus.
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