Schnellentschlossene können sich den Neubau heute noch zwischen 15 und 18 Uhr beim „Romantischen Advent“ im Tierheim bei Punsch und Schwedenfeuer anschauen.
Der Tag für die Eröffnung des neuen Kleintierhauses des Tierheims Rottach-Egern passte perfekt: Es war der internationale Tag des Ehrenamts – und gerade auf solche Freiwilligen ist man dort angewiesen. Nahezu alle in das Projekt involvierten Personen waren am Freitag erschienen, um sich das Ergebnis anzuschauen. Im Vorraum des Kleintierhauses herrschte reges Gedränge. Das weckte auch die Neugier der Hunde im Freigehege nebenan, die das Treiben neugierig verfolgten.
Eingeladen hatte die Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal, Johanna Ecker-Schotte, die sich über die vielen Gäste sichtlich freute: „Das große Interesse an diesem Projekt finde ich großartig – besonders, da es ja nicht immer reibungslos verlaufen ist.“ Tatsächlich stand die Verwirklichung des mehrere hunderttausend Euro teuren Katzen-, Vogel- und Nagerhauses nicht nur einmal auf der Kippe. Nicht nur die Finanzen waren das Problem, sondern auch der Standort.
Projekt mit Höhen und Tiefen
Ende 2011 wollte der Grundstückseigentümer den Pachtvertrag nicht verlängern, sodass die Zukunft des Tierheims plötzlich ungewiss war. Mit Unterstützung der Gemeinden im Landkreis und auch privater Investoren konnte der Tierschutzverein das Areal schließlich erwerben und so den Fortbestand dieses einzigen Tierheims im gesamten Landkreis sichern.
Um die Institution für die Zukunft zu rüsten, entschied man sich, das alte Hundehaus aus dem Jahr 1968 abzureißen, das am Ende nur noch als Lagerraum gedient hatte. Stattdessen wollte man ein modernes Kleintierhaus mit zusätzlicher Nutzfläche errichten. Doch auch hier stellte sich die Frage nach der Finanzierung. Das Tierheim muss ohnehin monatlich Fixkosten in Höhe von 11.000 Euro stemmen.
„Die Otto-Kärner-Stiftung hat mehrfach dafür gesorgt, dass es uns heute noch gibt“, so Ecker-Schotte. Im Laufe der letzten Jahre habe die Stiftung 440.000 Euro zur Unterstützung des Tierheims beigesteuert. Auch die Rottacher Unternehmerin und Tierfreundin Gertraud Gruber hatte mit einer großzügigen Summe das Neubauprojekt angeschoben.
Herausforderung für die Architektin
Für die Architektin Olivia Mayr war das Gebäude insofern eine Herausforderung, als es bauordnungsrechtlich keine Vorschriften für derartige Bauten gibt. Daher plante sie das Kleintierhaus mit einer Nutzfläche von insgesamt 290 Quadratmetern in enger Abstimmung mit dem Veterinäramt, um ein für Tiere und Betreuer optimales Ergebnis zu erhalten.
So bietet das Haus nun neben den geräumigen Tierzimmern ohne Gitter und mit großen Fenstern unter anderem auch einen Empfangsraum für Besucher, ein Büro, ein Tierarztzimmer, eine Küche sowie erstmalig auch einen Aufenthaltsraum für das Personal nebst Übernachtungsmöglichkeit im Notfall.
„Wir zeigen hier, wie Tiere gehalten werden sollten“, erklärt Johanna Ecker-Schotte die Vorgaben des Tierschutzvereins für den Neubau. In der Planungsphase hatte man sich zahlreiche andere Tierheime angesehen. Besonderer Wert wurde schließlich auf Helligkeit und Raumhöhe gelegt. Letztere bietet vor allem den Stubentigern wichtige Rückzugsmöglichkeiten, wenn wie geplant künftig zehn Tiere ein Zimmer bewohnen.
Keine Unterstützung des Landes Bayern
Dass dieses Projekt umgesetzt werden konnte, ist allein der Spendenbereitschaft von Vereinen und Privatleuten zu verdanken. Wie Tessy Lödermann, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes, Landesverband Bayern, erklärte, fehle dem Tierschutz leider die nötige Lobby:
Obwohl es in Bayern 120 Tierschutzorganisationen und 80 Tierheime gibt, ist im Doppelhaushalt des Landes Bayern kein einziger Cent für die Arbeit des Tierschutzes vorgesehen. Stattdessen wurden riesige Summen für Tierversuchsanstalten eingeplant.
Einfach zu streiken, um auf sich aufmerksam zu machen, sei den Tierschützern auch nicht möglich, sagte sie augenzwinkernd in Anspielung auf die aktuellen Lokführer- und Pilotenstreiks. Man könne die Tiere ja nicht unversorgt lassen. „Aber wir sind trotzdem guten Mutes, sonst könnten wir diese oftmals belastende Arbeit gar nicht leisten.“
Diese wird in Rottach-Egern tagtäglich von Tierheimleiter Markus Glanz und seinem engagierten Team bestritten, darunter viele ehrenamtliche Helfer. Diese können durchaus noch Unterstützung gebrauchen, sei es beim Gassigehen mit einem der momentan dort lebenden sechs Hunde oder beim Füttern aller Tiere. „Es hilft schon, einfach nur Zeit mit den Tieren zu verbringen, denn die fehlt den Pflegern an allen Ecken und Enden und ist für die Tiere sehr wichtig“, sagt Glanz. „Wir können also durchaus noch ‚Katzenschmuser’ gebrauchen.“
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