Und erst recht in seinem Job. Die Integration des iranischen Asylbewerbers gilt als Paradebeispiel. Er arbeitet im Kreuther Bauhof. Auch seine Familie wurde herzlich in der Gemeinde aufgenommen.
Er ist der Kleinste der Kreuther Bauhofmitarbeiter. Und der, der am Kürzesten dabei ist. Trotzdem wirkt es so, als sei Adel – der Asylbewerber aus dem Iran – schon ewig dabei. Scherzend stellt die Truppe sich vor dem leuchtend orangen Unimog auf, um für’s Foto zu posieren.
Adel erzählt bereitwillig, wie er nach Kreuth kam. Eine beschwerliche Reise liegt hinter ihm. Das Leben in seiner Heimat Iran war für ihn und seine Familie sehr schwierig geworden. So entschieden sie sich, das Land zu verlassen.
Vom Auffanglager nach Brunnbichl
Er selbst – der 31-jährige Bauingenieur – und seine Frau Mina (33), die damals hochschwanger war. Vor 16 Monaten kamen sie in Nürnberg an. Nach einem Aufenthalt im Auffanglager Zirndorf und zwei weiteren Monaten in Bayrischzell durften sie schließlich in eine Wohnung im Kreuther Ortsteil Brunnbichl umziehen.
Hier möchte er sich integrieren und mit seiner Familie ein neues Leben beginnen, das war schnell klar für Adel. „Kreuth hat viele nette Leute“, das schätzt der rührig wirkende, kleine Iraner an seiner neuen Heimat. Alle helfen mit, dass sich die kleine Familie (fast) wie zu Hause fühlt. Inzwischen ist Barbod, der kleine Sohn, 14 Monate alt.
Bereits seit sechs Monaten arbeitet Adel beim Kreuther Bauhof. Es ist zwar “nur” ein kleines Zubrot, das er hier bekommt und auch kein “richtiges Angestellenverhältnis”. Gemeinsam mit dem Landratsamt Miesbach hatten die Verantwortlichen eine Möglichkeit gefunden, dem Flüchtling eine “sinnvolle Beschäftigung” zu schaffen.
Gesetz regelt Beschäftigungsverhältnisse für Asylbewerber
Adel hilft 20 Stunden pro Woche zum Beispiel die gemeindlichen Anlagen sauber zu halten. Er hatte Glück. Denn der Bauhof hat viel zu tun und suchte Unterstützung für sein Team. Elf fleißige Männer in orangen Westen kommen gerade aus allen Richtungen zusammen, um pünktlich Mittagspause zu machen. Der zwölfte – Sepp Sollacher – ist der Bauhofleiter. Er darf graue Arbeitskleidung tragen, amüsieren sich die Kollegen.
Ob Asylbewerber arbeiten dürfen, in welchem Umfang und in welchem Beschäftigungsverhältnis, das ist klar gesetzlich geregelt. In erster Linie ist entscheidend, woher man stammt, weiß Katharina Kristen, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Rosenheim. Liegen die Heimatländer nicht innerhalb der Europäischen Union oder in sogenannten „sicheren Drittländern“, dann greift das sogenannte „Vorranggesetz“, wie Kristen weiß. Dies ist auch bei Adel der Fall.
Das Gesetz regelt, dass bei der Vergabe von Arbeitsplätzen Deutsche oder andere EU-Ausländer bevorzugt werden müssen. Die vakante Stelle muss also erst auf breiter Basis angeboten werden, um einen geeigneten Bewerberkreis einzugrenzen. Allerdings gibt es neue Beschlüsse, die den Zugang zum Arbeitsmarkt für Asylbewerber erleichtern. Einerseits müssen Asylbewerber, die schon länger als 15 Monate im Land sind, nicht unbedingt nachrangig behandelt werden.
„Alles ist besser als zu Hause zu sitzen“
Dies gilt vor allem für Fachkräfte, die dringend gesucht werden. Zudem regelt das Bundesgesetzblatt in einer Veröffentlichung vom 31.10.2014 einen bestimmten Umstand jetzt neu: Bei Flüchtlingen, die in Deutschland vorläufig geduldet werden, wird die Wartezeit von neun auf drei Monate verkürzt. Auch eine Beschäftigung, wie sie bei Adel der Fall ist, um noch ein “Zubrot” zur Asylbewerberunterstützung zu haben, ist möglich. Voraussetzung ist auch, dass man sich als Arbeitgeber immer genau mit den Behörden – in dem Fall mit dem Landratsamt und der Arbeitsagentur – abstimmt.
Chef Sepp Sollacher ist zufrieden mit dem „Neuen“. Er mache seine Aufgabe gut, meint er. Nachdem er heute früh um sieben Uhr seinen Dienst angetreten hat, hat er mitgeholfen, Schilder aufzustellen, Wege sauber gehalten und sich um die Weihnachtsdekoration gekümmert.
Auch wenn seine neue Beschäftigung eigentlich nicht seiner Ausbildung als Bauingenieur entspricht und er nur ein paar Euro zu seinem Asylbewerbergeld dazuverdient, ist er zufrieden mit seinem „Start-Job“. Alles sei schließlich besser, als zu Hause zu sitzen.
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